JOHN MELLENCAMP „Plain spoken: From the Chicago Theatre“
Ob er sich nun John Mellencamp, John Cougar, John Cougar Mellencamp oder einfach nur Mellencamp nennt, es gibt Legenden, die braucht man einfach nicht vorzustellen. „Die Leute lieben es, von alten Zeiten zu erzählen. Um von ihnen erzählen zu können, muss man allerdings alt sein.“ Mit einem Augenzwinkern leitete John Mellencamp den Schluss seines Konzerts im Chicago Theater ein. Zuvor unternahm er eine musikalische Zeitreise zurück zu seinen Anfängen, denn seine Musikkarriere dauert mittlerweile über 35 Jahre an. Während dieser Zeit hat sich der 1951 geborene Musiker vom jugendlichen Rockstar zu einem der angesehensten Songwriter und Folk-Rocker seiner Generation entwickelt. Mellencamp wurde für die Songwriters Hall of Fame nominiert, ist ein Mitglied der Rock and Roll Hall of Fame und wurde mit etlichen Auszeichnungen geehrt (Grammy, John Steinbeck Award, Champion Award der ASCAP Foundation, Woody Guthrie Award, Lifetime Achievement Award der Americana Music Association, Founders Award). Er hatte in den USA insgesamt 22 Top 40-Hits und knackte den Rekord für die “Meisten #1Tracks eines Solokünstlers in den Hot Mainstream Rock Tracks”-Charts. Anfang und Mitte der 1980er brachte er einige hervorragende gitarrenorientierte Rock-Alben heraus, die in einem Atemzug mit den Werken von Bruce Springsteen oder Tom Petty genannt werden können. Seine Texte ab den 1980er-Jahren greifen zum Teil gesellschaftliche Themen oder ein politisches Statement auf. Seit einem Herzinfarkt Mitte der neunziger Jahre reduzierte Mellencamp seine Konzert-Aktivitäten.
„Plain Spoken: From The Chicago Theatre“, das neue Live-Album Mellencamps das während eines Konzertes im Oktober 2016 mitgeschnitten worden ist, durchbricht die Grenzen eines normalen Konzertfilms und verbindet extrem persönliche gesprochene Passagen von Mellencamp mit Liveaufnahmen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, den Kommentar im Hauptmenü auszublenden und nur das Konzert zu genießen. Ein gereifter Mellencamp im dunklen Jackett und die Band in schwarzen Anzügen gekleidet bietet ein stimmiges Gesamtbild vor dem edlen Ambiente des Chicago Theaters. Seine hervorragend harmonierende, sechsköpfige Band besteht aus Mike Wanchic (Gitarre), Andy York (Gitarre), John Gunnell (Bass), Dane Clark (Schlagzeug), Troye Kinnett (Keyboard, Akkordeon, Harmonic) und Miriam Sturm (Fiddle). Die teils amüsant, teils nachdenklichen Anekdoten und Gedankensplitter beschreiben den Weg, der ihm zu dem Künstler und Musiker gemacht hat, der er heute ist.
Das Konzerts beginnt mit dem beschwingten „Lawless Time“ und dem folkigen „Troubled Man“ von seiner Studio-CD „Plain Spoken“ (2014). Danach folgen seine beiden Klassiker „Minutes To Memories“ und „Small Town“, die das überwiegend ältere Publikum vollständig begeistern. In „Stones In My Passway“ singt er den Blues mit seiner rauen Stimme und Andy York steuert seine starke Slide-Gitarrenpassagen bei. Nach einer Mundharmonika-Einlage von Troye Kinnett in „Pop Singer“ erzählt Mellencamp in „Check It Out“ eine nette Geschichte, die er mit seiner Großmutter erlebte. Nur von einem Keyboard begleitet versetzt uns Mellencamp dann mit dem Tom Waits-haften „The Full Catastrophe“ in eine rauchige Blues-Bar, auf dem Video ganz in Graustufen gehalten. Nach einem leicht countryhaften „My Soul‘s Got Wings“ vom letzten Longplayer Sad Clowns And Hillbillies aus dem Jahre 2017 im Duett mit Carlene Carter (Stieftochter von Johnny Cash und Tochter von June Carter-Cash aus deren erster Ehe) performen Miriam Sturm an der Geige und Troye Kinnett am Akkordeon den Instrumentaltitel „Overture“. Es folgen die Hits „Rain On The Scarecrow“ folgen „Paper In Fire“ und „Authority Song“. Mit der Ballade „Pink Houses“ aus der Durchbruchsphase und dem lockeren „Cherry Bomb“ geht ein abwechslungsreiches Konzert zu Ende. |
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