MINE: "Hinüber"
Die deutsche Musikerin, Produzentin und Songwriterin Mine veröffentlichte am 30.04.2021 ihr sechstes Album mit dem Titel „Hinüber“. Wie auch schon auf ihren vorigen Alben finden sich auch hier Kollaborationen, unter anderem mit Sophie Hunger. Sie macht erneut klar, dass ihre Texte im Zentrum stehen, weiß sie aber gewohnt eindrucksvoll und berührend in Szene zu setzen.
Gleich der Eröffnungstrack und Titeltrack „Hinüber“ macht dem Zuhörer sofort klar worum es geht, bzw. was einen erwartet. Der Song ist schwer mit donnernden Trommeln und bebenden Streichern- textlich lässt sie uns an ihrer Wahrnehmung der letzten eineinhalb Jahre teilhaben. Man hört Wut, Traurigkeit und Scham. Wunderbar ergänzt Sophie Hunger mit einem kurzen Aufleuchten die bedrohliche Atmosphäre des Stücks- mein persönlicher Favorit auf dem Album.
Es geht weiter mit „Bitte Bleib“- denkt man bei dem Titel direkt an ein „bitte bleib bei mir“ oder „bitte bleib wie du bist“, fordert „Bitte Bleib“ den Zuhörer auf sich mit zu verändern- gegen den Stillstand in den Köpfen. Solche „Erwartungskollisionen“ gefallen mir sehr - in diesen Momenten fühlt man sich als Zuhörer immer etwas angestupst - im Positiven. „KDMH“ liefert wieder einiges zum Nachdenken, steht die Abkürzung für „Kannst Du Mich Halten“, ist durch die Einbettung dieser Frage nicht ganz klar was genau damit gemeint ist, bzw. man kann durchaus mindestens zwei Möglichkeiten heraushören. Einmal „Kannst Du Mich (bitte) (fest)halten“ oder „Kannst Du Mich (aus)halten“, je nachdem was man selbst hört, bekommt der Song einen mehr oder weniger herben Beigeschmack, der sich aber ganz köstlich in das übrige Arrangement aus Musik und Text einfügt.
Traurig und berührend wird es in „Mein Herz“. Jeder, der schon einmal sein Herz verloren- oder freiwillig weggegeben hat, kann hier genau mitfühle n- aufs Wunderbarste grauenvoll. Insgesamt liefern die Songs alle ein bisschen Tempo- kein Song kommt so langsam daher, wie der Text es vielleicht erwarten ließe. Amüsant, mit dem einen oder anderen Augenzwinkern hört sich „Audiot“ featuring Dexter und Crack Ignaz an. Textzeilen wie „Du magst Scheiße, doch es ist schon ok“ lassen einen schmunzeln, auf der anderen Seite wird am Rande der eingefahrene, meist doch sehr beschränkte Musikgeschmack, das Hörverhalten á la „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“, kritisiert. Einzig der Song „Eiscreme“ fühlt sich zumindest für mich nicht so stimmig mit dem Rest an und fällt durch Leichtigkeit auf.
Fazit:
Mine´s „Hinüber“ ist ein wunderbar ehrliches, stellenweise dunkles Album, das Emotionen mit guten deutschen Texten (wie sie zum Glück inzwischen häufiger anzutreffen sind) und interessanter, keiner 08/15 Musik kombiniert und für ein paar Minuten mitnimmt. 08/10 Punkten für „keine Angst vor In Your Face“.
--> Musikvideo: Mine - HINÜBER ft. Sophie Hunger |
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