Mono Inc.: "Symphonies Of Pain – Hits And Rarities"
Symphonies Of Pain – Hits And Rarities heißt das am 24.11.2017 erschienene neue Album der im Jahr 2000 gegründeten deutschen Dark Rock Band Mono Inc. Der Name leitet sich von den Wörtern Monomanie und Incorporated ab. Ihr Debütalbum ‚Head Under Water‘ erschien im Jahr 2003 als Eigenveröffentlichung, wurde später aber von ‚NoCut Entertainment‘ neu herausgebracht. 2007 folgte das zweite Album ‚Temple Of The Torn‘, 2008 das dritte Album ‚Pain, Love & Poetry‘, 2009 das vierte Album ‚Voices Of Doom‘. In diesem Jahr Tourte ‚Mono Inc.‘ gemeinsam mit ‚Subway To Sally‘ und ‚ASP‘ durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. 2010 veröffentlichten sie die EP ‚Comedown‘ und starteten ihre erste Headlinertour. Im gleichen Jahr begleiteten sie Unheilig als Support. 2011 veröffentlichten sie ihr fünftes Album ‚Viva Hades‘, das es auf Platz 50 der der deutschen Albumcharts brachte. 2013 erschien das sechste Album ‚Nimmermehr‘ und kamen damit auf Platz 3 der deutschen Albumcharts. 2014 erschien das Doppelalbum The Clock Ticks On 2004-2014‘, das aus einer Best Of CD und einer CD mit Akkustikversionen früherer Songs bestand. Anfang 2017 erschien das Album ‚Terlingua‘. Das neue Album ist – wie der Name schon sagt – wiederum ein Best Of, beinhaltet aber auf der zweiten CD auch bisher noch nicht Gehörtes. Die momentane Zusammensetzung der Band sieht aus wie folgt: Martin Engler an den Vocals, Katha Mia an den Drums, Carl Fornia an der Gitarre und Manuel Antoni am Bass.
Nun aber zum Album selbst, beginnend mit der ersten CD. Die Einstiegsnummer ‚Voices Of Doom‘ beginnt elysisch, mit sphärischen Klängen, die bald in eine Mischung aus Electro und Industrial übergeht. Gesanglich etwas an ‚Depeche Mode‘ erinnernd, ist diese Nummer erhebend stimmungsvoll. ‚Children Of The Dark‘ fängt die Aufmerksamkeit des Hörers zunächst mit engelsgleichem, weiblichen Gesang ein, ehe die dunkle Stimme Martin Englers einsetzt und für eine düstere Grundstimmung sorgt. Dazu passend thematisiert der Text des Liedes die Abgrenzung von der Masse. ‚Heile Heile Segen‘ beginnt mit dezent an ‚Rammstein‘ gemahnendem Riff und ist eine der wenigen Nummern der Band mit deutschem Text. Der Gesang erinnert mich persönlich irgendwie an Peter Maffay, was aber vermutlich nur an mir liegt. ‚In The End‘ ist eine ruhige, traurige Nummer, balladenhaft, mit gefühlvollen Lyrik und wehmütiger Stimmung. ‚Symphonie Of Pain‘ ist nicht nur Namensgeber des Albums, sondern auch eine besonders eingängige Nummer mit tanzbarem Rhythmus. ‚Boatman‘ klingt zunächst wie eine Mischung aus dem typischen Horrorfilmthema der Achtziger Jahre und einem klassischen Stück. Der Hauptteil der Nummer ist eher poppig, mit dem Bootsmann ist offenbar Charon gemeint, der in der Mythologie der alten Griechen die dahingeschiedenen Seelen in die Hallen des Hades brachte. ‚Arabia‘ klingt, wie der Name bereits andeutet, ein klein wenig arabisch, vor allem aber elektronisch, mit angenehmem Industrialeinfluss. ‚Potter’s Field‘ setzt mit sanfter Akustikgitarre ein, der Gesang ist beeindruckend, der Text schwermütig. ‚Forgiven‘ ist eine etwas trancig angehauchte Nummer, mit mitreißendem, erhebendem Klang. ‚Wave No Flag‘ ist eine ergreifende Nummer, mit ebenso ergreifendem Text. ‚My Sick Mind TV‘ erinnert wieder ansatzweise an ‚Rammstein‘, aber auch an den Synthiepop der Achtziger Jahre, mit zuweilen recht verstörendem Ambiente.
‚Teach Me To Love‘ ist emotionsgeladen, dabei doch unaufgeregt; gesanglich ist es ein Duett – und erinnert vielleicht von der nahezu tragisch anmutenden Grundstimmung her ein wenig an ‚Delilah‘ von Tom Jones. ‚Euthanasia‘ ist eine kräftige Nummer, mit düster-schwerem Klang – eben passend zu den Lyriks. ‚Get Some Sleep‘ setzt mit zurückhaltenden Orgelklängen ein und findet schnell in einen simplen, doch beeindruckenden Beat. ‚Viva Hades‘ ist eine schwungvolle Nummer, mit prachtvollen Gitarrenriffs und gewohnt melodischem Gesang. Kleiner Kritikpunkt zu den Lyriks: ‚Viva Hell, Viva Hades‘ heißt es da. Es wird also der christliche Höllenbegriff mit dem griechischen Hades gleichgesetzt – Orcus bei den Römern – was eine unzulässige Vereinfachung darstellt. Der griechische Hades ist nämlich durchaus kein Ort der Strafe, der Qual oder der Pein – dies ist dem Tartaros vorbehalten – sondern schlicht und ergreifend der Aufenthaltsort körperloser Seelen. ‚Never Ending Love Song‘ ist eine erhebende Nummer, mit gleichsam düsterem, doch auch nahezu euphorischem Klang. ‚Time To Go‘ beginnt wiederum akustisch, mit nahezu an Johny Cash gemahnendem Gesang, und tragischen Lyriks.
Nun zur zweiten CD, also den ‚Rarities‘. ‚Ghostship‘ klingt beinahe besinnlich, mit solidem Klang. ‚Cemetary Of Hearts‘ ist rockig, doch auch einfühlsam, mit schwermütigem Text. ‚Beggars And Kings‘ setzt wuchtig ein, nahezu pompös, und lässt gesanglich wiederum ein wenig an Johny Cash denken. ‚So Long Farewell‘ ist balladenhaft, mit Akustikgitarre, und ergreifendem Gesang. ‚For All We Have To Suffer‘ ist stimmungsvoll, mit eingängigem Beat und geradezu epischem Ambiente. ‚Don’t Let It Go Wrong‘ ist ungewöhnlich, verblüfft den Hörer vielleicht sogar ein Wenig. ‚Why Can’t I‘ ist aufpeitschend, drängend, mit stampfendem Rhythmus. ‚Damn Happy Man‘ überzeugt vor allem durch den harten Klang der Gitarre, der angenehm mit der nachgerade sanften Melodik der restlichen Musik kontrapunktiert. ‚Comedown‘ ist eine schlichte, nachgerade minimalistisch anmutende Nummer, wenigstens über die ersten Takte. ‚Ghost Town Gates‘ setzt mit einem stimmungsvollen Klavier ein, und rührt wohl selbst den hartherzigsten Hörer. ‚House On Fire‘ ist energiegeladen, doch in Ansätzen durchaus poppig. ‚Kein Weg zu Weit‘ klingt nach einem verhangenem Regentag. Dementsprechend sind die Lyriks – die ausnahmsweise wieder auf Deutsch vorgetragen werden. ‚Alter Mann‘ klingt zunächst nahezu groovig, wendet sich dann wieder mehr dem Industrial zu, und überzeugt durch einen durchdachten, kritischen Text. ‚Can’t Get You Out Of My Head‘ ist das durchaus gelungenes Cover eines mittelmäßigen Popsongs, und beeindruckt den Hörer durch humorvolle Leichtherzigkeit. ‚In My Darkest Hours‘ ist kein ‚Megadeth‘ Cover. Vielmehr handelt es sich um eine ruhige, emotionale Nummer, die eher an ‚Mad World‘ von ‚Tears For Fears‘ erinnert. ‚Feuer‘ ist eine interessante Mischung aus sanften Klängen und harten Riffs. Der Text ist bildreich und phantasievoll.
FAZIT: Die erste CD bietet einen durchaus gelungenen Querschnitt durch das langjährige Schaffen dieser Band, indes die zweite CD wirkliche Perlen für alle Fans bietet. Freilich ist eine Anthologie immer eine Sache für sich und gerade bei einem so reichen Schatz an hervorragenden Nummern ist die Auswahl der zu verwendenden Titel eine heikle Angelegenheit. Ob sich durch dieses Album neue Fans für die Band gewinnen lassen, ist fraglich, indes die alteingesessenen Hörer ohnedies schon längst wissen, was sie an ‚Mono Inc.‘ haben. Im Ganzen gibt es für dieses Doppel-Album 7 von 10 möglichen Punkten.
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