RAG`N`BONE MAN: "Life By Misadventure"
Mit "Human" hatte Rag`n`Bone Man seinen großen Durchbruch und ich muss gestehen, dass mir die Nummer damals, also 2017, recht gut gefiel, bis sie von diversen Radiostationen zu Tode gespielt wurde. Der Herr feierte gebührenden Erfolg, verschwand dann aber bis vor Kurzem von der medialen Bildfläche. Am 16.04.2021 gab es dann Neuigkeiten, nämlich das zweite Studioalbum namens "Life by Misadventure" mit satten 15 Songs.
Um zu hören was sich bei dem talentierten Sänger, welcher seine Richtung im "New-Blues" und Soul verortet, getan hat, habe ich mir das Ganze einmal zu Gemüte geführt. Eröffnet wird das neue Werk mit dem sehr ruhigen Song "Fireflies" welcher als sehr herzerwärmende Lyrics mit sich bringt und vom Sound her an das erste Album erinnert. "Breath in me" folgt mit noch ruhigerer Atmosphäre bis "Fall in Love" mit recht stetigem Beat und beeindruckender Kopfstimme etwas mehr Abwechslung bringt. "Talking to myself" ist ein Song der sich textlich mit Reflexion auseinandersetzt und stark unter die Haut geht.
Auf Platz 5 findet man eine Kooperation mit Pink namens "Anywhere away from here". Die Stimme der Sängerin wirkt in Kombination mit Rag`n`Bone Man wirklich massiv gut. Am Ende des Albums gibt es eine Version der Nummer ohne Pink. Die Musik auf dem Album wirkt noch etwas trauriger und melancholischer als jene am Vorgängeralbum, was daran liegen könnte, dass Rag`n`Bone Man sich vor einer Zeit von seiner Frau getrennt hat. Die Leidtexte sind im Vergleich zum letzten Album wesentlich düsterer, liefern zwar hier und da ein paar hoffnungsvolle Passagen, treiben einem dann aber doch die meiste Zeit tränen in die Augen.
Letzteres liegt jedoch nicht nur an den Texten sondern auch an der zärtlichen Stimme des Sängers, welche zeitweise auch eine gewisse Gebrochenheit durchschimmern lässt. Titel wie "Time will only tell", "Party`s over" oder "Old habits" lassen erahnen, dass der Künstler in diesem Album sehr viel persönliches aufgearbeitet hat und auch wirklich direkt aus seiner Seele singt, was dem kompletten Werk eine unglaubliche Authentizität gibt.
Fazit: Das Album "Human" hat mich 2017 nicht unbedingt vom Hocker gehauen. Die Stimme von Rag`n`Bone Man war zwar sehr beeindruckend, aber abgesehen von seinem Hit hat mich die Musik nicht wirklich berührt. Bei diesem Album war es komplett anders. Fast jeder Song hat mir Tränen in die Augen getrieben und mich enorm berührt. Ich hoffe die Produktion des Albums hat dem Musiker einiges an Stärke gegeben und das auch das weitere Feedback seiner Fans ihm einige glückliche Momente beschert. Solch emotionale Songs zu schreiben und zu veröffentlichen braucht eine Menge an Mut und alleine dafür hätte Rag`n`Bone Man schon 10 von 10 Punkten verdient. Schlussendlich wären dann aber auch ein paar hoffnungsvollere Songs zwischendurch nicht schlecht, damit man nicht konstant wässrige Augen hat. Daher gibt es von mir 8 von 10 Punkten. Ich hoffe bald wieder von dieser straken Stimme in etwas fröhlicherer Form zu hören.
--> Musikvideo: Rag’n’Bone Man & P!nk – Anywhere Away From Here |