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RAUM27: „Anfangen Anzufangen“

Unter dem Deckmantel des Genre-Begriffs Indie-Pop tummelt sich so einiges an interessanter Musik. Das 2017 in Bremen gegründete Duo Raum27 fällt unter jenen Begriff und hat am 26.05.2023 ihr Debütalbum präsentiert. „Anfangen Anzufangen“ ist der Name des seit der ersten EP („Traurig aber ist so“) heiß erwarteten Debütscheibe und auf jener sind satte 13 Songs zu finden.

Dann tauchen wir einmal in die Welt von Tristan Stadtler (Lead-Vocals) und Matthis Schröder (Guitar/Piano) ein. Begonnen wird mit dem titelgebenden Track „Anfangen anzufangen“ und jener setzt eine vorerst melancholische Stimmung. Etwas lockerer, dafür wesentlich verliebter, geht es dann in dem Song „Sommerregen“ weiter, in welchem eine süße „Lovestory“ besungen wird. Der Opener bringt mit ruhigem Piano eher klassischen Pop, während die zweite Nummer dann eher entspannten Gitarrenriffs auftrumpft.

Die melancholische Stimmung bleibt auch beim dritten Song „Plattenbaum“ aufrecht, wenn auch hier wesentlich rockiger abgeliefert wird. Die Ode an den Plattenbau ist sehr mitreißend und textlich einige Zeilen mit denen sich wohl ein jeder identifizieren kann. „Ein bisschen mehr Liebe“ folgt und hier wird mit all jenen Personen abgerechnet, welche egozentrisch ohne Empathie vor sich hin leben. Die Vocals wurden hier mit etwas mehr Effekten bearbeitet als in den vorherigen Songs, was etwas Abwechslung bringt.

Mit „100 Milliarden“ wird es seitens der Instrumentalsektion etwas punkiger, wenn auch ohne verzerrte Gitarre, und textlich wird mit hochnäsigen Individuen abgerechnet. Mit „Frida“ wird es wieder etwas melancholischer und leicht depressiv, was perfekt zum Text passt, da es anscheinend um verlorene Liebe geht. Auf Platz 7 findet man „Ruf mich nicht an“ und dabei handelt es sich nicht um ein Cover des legendären Georg Danzer Songs, wenn auch der textliche Inhalt sehr ähnlich ist. Mitunter kann man hier auch einen Vergleich zu „Why do you alway call me when you`re high“ von den Arctic Monkeys ziehen, wenn auch die Instrumentalsektion eher in Richtung Bilderbuch oder Wanda abliefert.

Vermiss dich“ bringt noch eine Runde Herzschmerz bevor man in „Lash“ eine Mischung aus Punkrock und Rap vorgelegt bekommt. Bei diesem Song hat mitunter Big Shrimp Ace ein paar Lines beigesteuert, was dem Song eine interessante Dynamik gibt. „0471“ und „Bremen“ entschleunigen noch einmal bevor es mit „Marktwert“ und „Das Klima wieder hin“ noch eine Ladung an Sozialkritik gibt.

Fazit: Ich höre zwar sehr selten Indie-Pop, doch ich muss zugeben, dass mich Raum27 mit ihren Texten ganz schön in den Bann gezogen haben. Wenn man das Album in einem Durchgang hört, dann überwiegt zwar die Melancholie, aber es macht sich auch eine Menge an Wut bemerkbar, vor allem bei den kritischen Texten. Im Großen und Ganzen finde ich, dass Raum27 mit „Anfangen anzufangen“ einen guten Anfang geliefert haben und vergebe daher 9 von 10 Punkten. Etwas mehr verzerrte Gitarren und ich bin absolut zufrieden.

--> Musikvideo: RAUM27 - Oft Gesagt

 
Bewertung:

GENRE: Indie-Pop

TRACKLIST:

1. Anfangen anzufangen 
2. Sommerregen
3. Plattenbaum
4. Ein bisschen mehr Liebe
5. 100 Miliarden
6. Frida
7. Ruf mich nicht an
8. Vermiss dich
9. Lash
10. 0471
11. Bremen
12. Marktwert
13. Das Klima wieder hin

VÖ: 26.05.23
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Träumer&Helden
Vertrieb: Edel/Kontor New Media
Auf Tour im Norden: -

Rezensent: Gregor