KATHIE VON SCHLEICHER: „Consummation”
“Potent and listenable; strange and familiar; intense and entertaining - and, perhaps most of all, teeming with life” – mit dieser interessanten Ansage vom Label Full Time Hobby hören wir gespannt das neue Album von Kathie von Schleicher.
Die New-Yorker Künstlerin präsentiert ihr zweites „reguläres“ Album Consummation (zuvor veröffentlichte sie unter anderem auf Tapes). Die angekündigten Widersprüche ergeben sich aus dem sehr persönlichen Thema einer Trauma-Aufarbeitung und der, laut Schleicher, musikalisch fröhlichen Umsetzung. Produktionstechnisch wurde sie unterstützt von Adam Brisbin, Julian Fader, Nate Mendelsohn und einer Hand voll Musiker und Produzent/innen.
Die Texte im Album sind sehr losgelöst und wenig eindeutig formuliert, passen jedoch zu dem sehr freien und künstlerischen Gesamtkonzept. Die vorab präsentierte Single „Caged Sleep“ beschriebt eine Traumsequenz – was auf die oft traumhaft anmutende Machart der weiteren Titel im Album wohl einen Vorgeschmack gab. Teilweise sind zwischenmenschliche Themen („Nothing Lasts“, „Nowhere“) und oftmals auch relativ direkte bzw. intensive Texte („Brutality“, „Gross“) erkennbar.
Musikalisch ist das Album sehr gehaltvoll. Man kann durchwegs den Einfluss ihres Musikstudiums an der Berklee University wahrnehmen (komplexe Liedstrukturen, im Pop unübliche Voicings und Arrangements). Auch finden in diesem Album mehr Soundscapes einen Platz, was bei den Vorgängeralben nicht so stark ausgeprägt war. Insgesamt sind wenig Hooklines zu hören, jedoch gibt es viele kreative Sound-Basteleien mit Drum-Machine, Bass-Klarinette und Synthies.
Teilweise sind die Tracks sehr getragen und intensiv („Gross“), jedoch gibt es vereinzelte Auflockerungen zu hören („Wheel“, „Caged Sleep“). Insgesamt wirkt das Album wie ein eigenes Kunstwerk, weniger wie ein Pop-Album.
FAZIT: „Consummation“ klingt wie guter Rotwein: schwer und intensiv, dafür sehr gehaltvoll. Nach ihrem bereits wohltuenden Vorgänger-Album ist mit diesem Werk eine starke musikalische Entwicklung von Schleicher zu hören. Ihr ausgeprägter künstlerischer Ausdruck macht die Platte unverwechselbar. Leider führt die starke etwas verspulte Eigenheit Schleichers ein wenig an ihren Hauptthemen vorbei. Diese lassen sich schwer heraushören und der Zusammenhang zum Albumtitel kann nur vage vermutet werden. Dennoch ist der progressive Sound sehr stimmig und macht Laune zum intensiven Musikhören.
--> Musikvideo: Katie Von Schleicher - Wheel |