STATION 17: „Ausblick“
So! Ich gebe zu das es eigentlich eine Schande ist, dass ich die folgende Band noch nicht kannte, obwohl mein Kollege Florian sie schon am Tisch hatte. 1988 formierten sich Bewohner der Wohngruppe 17 der Evangelischen Stiftung in Hamburg unter dem Namen Station 17 um ein Album aufzunehmen. Nun, satte 31 Jahre später, lebt dieses Konglomerat noch immer munter dahin und produziert für meine Verhältnisse verdammt interessante Musik. Diese Band ist anscheinend die Verkörperung eines Gedankens, welcher Mike Patton vor kurzem in den Medien von sich gab: „Nach so vielen Kollaborationen kann man das schon eine Karriere nennen.“ .
Die Band hat zwar keine Verbindungen zu Mike Patton, so glaube ich zumindest, doch was sich hinter Station 17 verbirgt, ist ein Moloch an genialen Kollaborationen einiger wirklich interessanter Musiker, welche sich freien Lauf lassen. Hier ist nur kurz anzuführen, dass es sich bei den Musikern um Menschen mit und ohne geistiger Behinderung handelt, was einerseits zeigt welch wunderbaren Hintergrund dieses Projekt hat, andererseits zeigt die Musik einen Blickwinkel, welchen viele von uns, welche wir als „normal“ bezeichnet werden, nicht so wie die Musiker reproduzieren könnten. Wenn ich nun damit beginnen würde die komplette Mannschaft aufzuzählen, dann wäre das Review eine einzige Aufzählung. Ihr seit besser beraten, wenn ihr euch einfach einmal die Namen im Tracklisting reinzieht.
Am 01.02.2019 ist es nun soweit, dass Station die neuesten 9 Tracks unter dem Namen „Ausblick“ veröffentlichen. Lustig wenn man bedenkt, dass der Vorgänger „Blick“ hieß. Was erwartet einen nun im Ausblick. Es fällt mir diesmal wirklich schwer zusammenzufassen was sich in den 9 Tracks finden lässt. Von diffusen Synthie-Sounds mit teilweise unverständlichen digitalisiertem Gebrabel und etwas Gequietsche in „Geisterstunde, Baby“, bis zu komisch verstörender Entspannungsmusik mit monotonem Sprachgesang. Klingt nun alles etwas schräg und fürchterlich, doch das interessante ist, dass jeder Bestandteil des Projekts alles dann doch so konzipiert, dass es eine Einheit bildet die hörbar und schön ist. Ich selbst habe mich des öfteren beim Spekulieren erwischt, welche Instrumente oder Effekte erscheinen und was auch noch alles in diesen Tracks steckt.
FAZIT: Ein großes Dankeschön an Station 17 für ein Album bei welchem ich fast so aktiv mithören musste, wie bei Frank Zappa`s Alben. Die Tracks hatten meine volle Aufmerksamkeit ab dem Punkt ab dem ich mich das erste mal fragte: „Was zum Teufel ist das?“. Ebenso liebe ich es, dass es von der Band aus heißt, dass der Arbeitsprozess ans Hier und Jetzt gebunden ist und vor welchem Hintergrund das Ganze steht. Akute Momentaufnahmen ergeben immer wieder sehr interessante Kompositionen. Andererseits merke ich bei Aufnahmen von Proben meiner Band oft, dass man manchmal so gut mit einander harmoniert, dass man gemeinsam besser spielt als wenn man alleine im Studio seinen Track recorded. Auf jeden Fall muss ich diesmal auf Grund des Grades in welchem mich das Album beeindruckt und begeistert hat 10 von 10 Punkten vergeben. Aber macht euch darauf gefasst, dass es noch einen Nachschlag gibt! Die Herren haben nämlich noch eine kleine „Werkschau“ für euch parat. Aber dazu im nächsten Review. |
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