TASH SULTANA: „MTV Unplugged, Live in Melbourne“
Ein eigenes MTV Unplugged zu bekommen ist schon eine gewaltige Ehre. Noch beeindruckender ist es, wenn der Künstler oder die Künstlerin unter 30 ist und lediglich 2 Studioalben veröffentlicht hat. Bevor ich nun in Schwärmerei verfalle gehen wir gleich „in medias res“! Das heute zu besprechende Album stammt aus den Händen der jungen Künstlerin Tash Sultana. Es handelt sich dabei um ein Live-Konzert der australischen Künstlerin, welche durch ihre „Looping-Künste“ bekannt wurde. Bevor ich nun weiter von „ihr“ spreche sei erwähnt, dass sich Sultana selbst als nonbinär identifiziert. Sie bevorzugt in der Ansprache das singulare Fürwort „they“, was jedoch hier in deutscher Sprache etwas schwer zu halten ist. Daher bleiben wir bei „sie“, nur in der Mehrzahl gedacht.
Das besagte Konzert wurde „zu Hause“ in Melbourne aufgenommen und die insgesamt 13 Songs liefern eine wunderbare Mischung aus atmosphärische Klängen, gepaart mit Gitarre und ruhigem Gesang. Begonnen wird das Klangfest mit „Musk“. Hier wird man für gute 5 Minuten mit atmosphärischen Klängen liebevoll und freundlich begrüßt. In der darauf folgenden 11-minütigen Nummer „Big Smoke“ geht es dann schon etwas heftiger zu, voraAllem wenn Sultana gegen Ende ein prächtig verzerrtes Gitarrensolo zum Besten gibt. „
Mystik“ folgt und bringt klassischen Reggae welcher sich immer mehr aufbaut, bis er von etwas wirren elektronischen Sounds beendet wird. „Sweet & Dandy“ hält den leichten Reggae-Vibe, verfeinert ihn jedoch zusätzlich mit etwas mehr Blues-Elementen, welche dann in „Pretty Lady“ noch etwas weitergeführt werden. Mit „Crop Circles“ geht es dann mit etwas melancholischem Piano in Richtung Jazz, wenn auch der Hauptteil des Songs als ruhige Pop-Nummer zu bezeichnen ist.
Kaum ist das Lied verklungen geht es mit dem schön souligen Song „Greed“ weiter, bis „Willow Tree“ mit sehr leichtfüßigem Klang wieder übernimmt. Speziell fein ist hier das kleine Orgelsolo, welches ca. in der Mitte des Songs losgetreten wird. Im Generellen bewegen sich die Songs die für diesen Auftritt ausgewählt wurden sehr fluid durch die Genre Reggae, Blues, Soul und Pop.
Fazit: Ich bin einerseits sehr beeindruckt von dem Album, wenn auch die Wirkung der Musik alleine, ohne die Performance, etwas mager ist. Bei solch ruhiger entspannter Musik, welche eben ihre Wirkung durch die Art des Entstehens der Klänge gewinnt, fehlt ohne den visuellen Part einfach etwas. Sultana ist in meinen Augen und Ohren ein „Wunderkind“, da einerseits eine derartige musikalische Karriere in dem Alter wirklich beeindruckend ist, andererseits die Kompositionen trotz entspannter Wirkung auch sehr komplex sind. Im Großen und Ganzen hat Sultana ein sehr gutes MTV-Unplugged abgeliefert und verdient somit satte 8 von 10 Punkten.
--> Musikvideo: Tash Sultana - Coma (MTV Unplugged, Live In Melbourne) |
