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TEQUILA & THE SUNRISE GANG: "Home"

Tequila & the Sunrise Gang ist eine deutsche Ska-Punk Band aus dem schönen Kiel, die sich im Jahr 2001 gründete und seither mit einer dreiköpfigen Bläsersection, einer Orgel, Gitarre, Bass, Drums und teilweise mehrstimmigem Gesang fast 20 Jahre die deutsche Musiklandschaft rockt. Mal Skapunk-typisch mit angezogenem Tempohebel, reggaehaft gechillt oder rockig fetzig.

Als ich damals über die Irrungen und Wirrungen an der Uni Kiel den Namen der Kieler Jungs, die neben den genannten Genres auch deutlich erkennbare Elemente aus der Balkan- Gypsi- und auch spanischen Musik einbringen, hörte, war mir nicht klar, dass sie damals schon fast "alte Hasen im Geschäft" waren.

Seit 2006 sind mit dem neuesten Werk mit dem Titel "Home" bereits acht Alben erschienen. Jedes einzelne von ihnen sehr gut hör-bar, tanz-bar und vor allem genieß-bar. Passend zum Titel des achten Albums wurde das Werk in der norddeutschen Heimat aufgenommen und produziert. 

Die Einflüsse von Bands wie Rancid, Mad Caddies und Less Than Jake sind nach wie vor erkennbar, doch sind die Tempowechsel, gleichzeitig Genrewechsel, sehr viel deutlicher und werden durch die Breaks geradezu zelebriert. Einigen Songs, wie zum Beispiel "Always by my Side", "Take my Hand", "Given Ways" wohnt fast eine "Die Ärzte-haftige Leichtigkeit" inne und obwohl alle Songs einen hohen Spass- und Unterhaltungsfaktor haben, komme ich nicht umhin einen sich durch das Album ziehenden Hauch Melancholie oder besser bezeichnet als Sehnsucht zu erkennen. Gerade auch in Songs wie "Surrender" und "Kick it", in denen an den Zuhörer appelliert wird die Kontrolle nicht weiterhin abzugeben und das Schweigen zu brechen um die Welt aktiv zu einer Besseren umzugestalten und vor allem mitzugestalten, schwappt die Sehnsucht- in diesem Fall nach Veränderung nahezu in eine "Almost- Verzweiflung" mit spürbarer Wut und einer klaren Positionierung über.

In "Seize the Day" musste ich in der Bridge sogar ein wenig an Zac de la Rocha von Rage Against The Machine denken- natürlich längst nicht so rauh und aggressiv, aber mit einem hörbaren Bezug. Hier sehr interessant die Kombination aus den halftime Drums, den Bläsern, die das Riff unbarmherzig weiterspielen und dem emotionalen "Rap". Natürlich geht es auch etwas ruhiger vor sich. Zum Beispiel in "I Feel", was ein sehr schönes Liebeslied mit spannenden Italo- Western Gitarrenriffs und einem Moop Mama- ähnlichen Sound der Bläser überrascht.

Mit dem niederländischen Songwriter Tim Vantol ist auf "I´ll be gone" ein Freund der Nordlichter vertreten. In dem Song "Heart Of Gold" wird das Leben und Schaffen der Familie Lohmeyer besungen, die mit der Gründung des Festivals " Jamel rockt den Förster", auf dem Tequila & The Sunrise Gang seit Jahren den offiziellen Titel der Haus- und Hofband genießen, einen Ort geschaffen haben, um Nazis, Rassisten und Missständen der Gesellschaft dieser Art eine klare Ansage, ein klares Statement entgegenzusetzen. Live überzeugen von der Wandlungsfähigkeit, der Energie und dem Spaß kann man sich auf den diversen Festivals, die 2021- hoffentlich stattfinden.

FAZIT: Alles in Allem ist das neue Album "Home" von Tequila & The Sunrise Gang ein unterhaltsames, tanzbares Stück Musik mit erfrischenden Überraschungen im Detail und bekommt deshalb von mir 08/10 Punkten.

 
Bewertung:

GENRE: Ska Punk, Reggae, Rock

TRACKLIST:

1. Take my Hand
2. Under Pressure
3. Always by my Side
4. I´ll be Gone
5. No Surrender
6. Heart of Gold
7. Kick It
8. Chosen Family
9. I Feel
10. Given Ways
11. Seize the Day
12. Home

VÖ: 02.10.2020
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Uncle M Music
Vertrieb: Uncle M Music
Auf Tour im Norden: -

Rezensent: Patricia

--> Musikvideo: Tequila & the Sunrise Gang – HOME