TOM WU: "All You Want"
‚All You Want‘ heißt das nunmehr zweite Album des aus München stammenden Musikers Tom Wu, das am 25.05.2018 erschienen ist. Tom Wu bediente das Schlagzeug einst für ‚Kamerikano‘, heute unter anderem für ‚Das Weiße Pferd‘, ‚Parasyte Woman‘ oder das ‚Honky Tonk Movement‘. Neben Tom Wu an Schlagzeug und Vocals sind ‚The Notwist's‘ Micha Acher an der Trompete bei der Nummer ‚All You Want‘, Dizzy Errol an Gitarre und Vocals bei der Nummer ‚Memphis, Tennessee‘ und ex ‚Franz Ferdinand‘-Gitarrist Nick McCarthy an der Gitarre bei der Nummer ‚Cocaine Champagne‘ zu hören. Gemischt wurde ‚All You Want‘ in den Londoner Sausage-Studios von Sebastian ‚Seb-I‘ Kellig, der u.a. schon für ‚La BrassBanda‘ tätig war und dort zusammen mit Nick McCarthy eigene Produktionen wie ‚Das Lunsentrio‘ oder ‚Manuela‘ fabriziert. Dies ist Tom Wu’s zweites Album, nach dem selftitled Album aus dem Jahr 2014.
Tom Wu macht hier aus seinen Synthies dröhnende Kampfflugzeuge, wie in der Nummer ‚Johnny Doe‘, trommelt über Ausschnitte von Kampfszenen alter Kung Fu Filme in ‚Wintermute‘ und schreit oft mehr, als er singt, wie in der Nummer ‚Cocaine Champagne‘. Das alles macht Tom Wu simultan, er singt, spielt Schlagzeug und bedient seine Synthies. Auf viele unterschiedliche Themengebiete bezieht sich Tom Wu auf diesem Album, so etwas auf H.P. Lovecraft’s Kuzgeschichte ‚Die Musik des Erich Zann‘, Chuck Berry’s Klassiker ‚Memphis, Tennessee‘, den Roman ‚Neuromancer‘ von William Gibson, oder auch zum griechischen Jüngling Ganymed, als den die Künstlerin Anna McCarthy Tom Wu auf dem Albumcover darstellt und den laut antiker Mythologie der Gott Zeus von einem Adler entführen und zu sich auf den Olymp bringen ließ, da er so von seiner Schönheit begeistert war. Die Texte dieses Albums drehen sich um Dinge, über die normalerweise wenig bis gar nicht gesprochen wird – verdrängte Ängste, Obsessionen, Sex, Hedonismus, die Finsternis.
Die Einstiegsnummer ‚Johnny Doe‘ setzt gleich mal energetisch und kraftvoll ein, wobei der unaufgeregte Gesang einen gewissen Kontrast zur doch recht schrägen Musik bildet. ‚Cocaine Champagne‘ klingt gleichsam tief- wie abgründig, klingt nach hysterischer Euphorie und auch ein klein wenig nach Wahnsinn. Der Titelgeber des Albums ‚All You Want‘ ist stürmisch, antreibend, wie ein musikalischer Wirbelwind; thematisiert wird hier sexueller Erwartungsdruck. ‚Memphis, Tennessee‘ klingt nur wenig nach Chuck Berry, was schade ist, denn der Song ist gut. ‚Please, Baby, Smile‘ klingt ein wenig nach Rummelplatz, und lässt verstörend düstere Bilder im Geist des Hörers erstehen. ‚Elephant Dance‘ ist eigentümlich, doch eine durchaus entspannte Nummer, minimalistisch und eingängig. ‚Wintermute‘ klingt zunächst fröhlich poppig, gewinnt aber schnell eine absurd irritierende Qualität. ‚Beverly Square‘ ist fast funkig, mit heiterem, jazzigem Grundrhythmus. Die Abschlussnummer ‚Erich Zann‘ ist inspiriert von einer H.P. Lovecraft Geschichte und klingt dementsprechend.
FAZIT: Ein ungewöhnliches Album, das einen beim ersten Mal Anhören vielleicht noch nicht so ganz überzeugt, doch gewisslich durch mehrmaliges Hören gewinnt. Dafür gibt es 6 von 10 möglichen Punkten.
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