U96: „20.000 Meilen unter dem Meer“
Wenn es um elektronische Musik geht bin ich etwas speziell. Digital hervorgebrachte Klänge interessieren mich meist nur, wenn sie wirklich ausgeklügelt und komplex zusammengesetzt sind, oder wenn es sich um legendäre Bands aus jenen Gefielden handelt, welche seit Langem wieder einmal in das Bühnenlicht treten. Das weiter zu besprechende Album kommt von einer Band, welche ich eher in die zweite Kategorie einordnen würde.
U96 haben vor ca. 30 Jahren den Vogel mit „Das Boot“ absolut abgeschossen. Nach dieser unvergleichlichen Veröffentlichung konnte man sich die Techno-Szene gar nicht mehr ohne die DJ`s hinter dem Projekt vorstellen. In den 90ern zerteilte sich die Urformation etwas, doch 2 der ehemaligen 4 haben sich wieder zusammengefunden um die Geschichte von U96 weiterzuführen. Hayo Lewerenz und Ingo Hauss haben sich zusammengetan und am 09.09.2022 das neue Album „20.000 Meilen unter dem Meer" veröffentlicht.
Der Titel zeigt schon, dass sich die Zwei der Welt des Meeres nicht abgewendet haben und die insgesamt 11 Songs beweisen weiter, dass die Geschichte von U96 noch lange nicht zu Ende ist. Natürlich lehnt sich der Titel des Albums an den Klassiker von Jules Vernes an, doch definitiv nicht auf eine schon bekannte Art und Weise. Mit „The Seven Seas“ wird relativ ruhig und atmosphärisch gestartet. Mit „New Life“ wird es dann schon etwas bewegter und man vernimmt die ersten Vocals, welche eine hypnotisierende Wirkung haben. „Atlantis“ zeigt sich direkt darauf als richtig mystischer Track, bei welchem man Claude-Oliver Rudolph, welchen man z.B. aus Derrick, Der Alte, James Bond und vor allem „Das Boot“ kennt, erzählen hören kann. Eben jener hat sich nicht nur bei den Songs, sondern gleich bei der zum Album gehörigen Show eingebaut. Die Gesamtshow muss wirklich beeindruckend sein, denn alleine der Soundtrack hat schon eine mächtige Wirkung.
Nachdem das leicht verträumte „Atlantis“ endet, geht es mit „Pressure“ etwas druckvoller zu. Der pumpende Beat macht einen direkt unruhig und motiviert. Die Spannung wird danach mit „The Grand Saloon“ etwas gehalten, bis dann „Ich, Nemo“ mit heftigem Party-Sound hervorbricht, wenn auch „Nemo“ selbst keine freundlichen Worte verkündet. Nach der wilden Fahrt geht es in „Polaris“ und „Coral Reef“ etwas entspannter zu. „The Deep“ fährt nochmal tief ins Gebein, bevor das Album mit „Hawks“ und „Where Do We Go“ ein episches Ende findet.
Fazit: Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, was ich auf dieser Scheibe hören würde, doch was ich schlussendlich vernehmen durfte gefiel mir an sich sehr gut. U96 sind wirkliche Klangkünstler und auch wenn ich die dazugehörige Show nicht gesehen habe, bin ich mir sicher, dass diese Klangwelten mit visuellem Zusatz noch massiver wirken. Im Großen und Ganzen ist das Album definitiv etwas für Liebhaber des klassischen Techno. Wie zu Beginn erwähnt bin ich elektronischer Musik gegenüber immer skeptisch, doch „20.000 Meilen unter dem Meer“ hat mich dezent an Jean Michelle Jarre erinnert und alleine diese Association zeigt, dass Dargebotenes von wirklich hoher Qualität ist. Somit vergebe ich 9 von 10 Punkten!
--> Musikvideo: U96 & Claude Oliver Rudolph ICH, NEMO
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