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VILLAGE OF THE SUN: "First Light“

Kommen wir nun zu einer der wohl außergewöhnlichsten Scheiben die mir je zugespielt wurden. Als der Name Village of the sun in meinem Mailfach aufschlug, wusste ich definitiv nicht was mich auf der Debüt-Scheibe der Band erwarten würde. Als ich dann den Genrebegriff Modern-Free-Avantgarde-Jazz las, wurde ich enorm neugierig, was Simon Ratcliffe, Binker Golding, Mose Boyd und Ted Moses hier auf die Füße gestellt haben. Das Album selbst trägt den Namen „First Light“, was ja hervorragend zu einem Debütalbum passt, und es wurde am 04.11.2022 veröffentlicht.

Die insgesamt 6 Tracks könnten nicht unterschiedlicher sein. Begonnen wird mit dem etwas diffusen „Cesca“, im welchem man einerseits einem freundlich atmosphärischen Sound serviert bekommt, andererseits wird jener immer wieder von dissonanten Elementen durchschnitten, sodass die volle beruhigende Wirkung der Komposition erst gen Ende hervorkommt. Der Titeltrack „First Light“ nähert sich etwas langsamer und klingt von Beginn an klar nach Free-Jazz. Die Perkussion, welche teils aus akustischen, teils aus elektronischen Elementen besteht, gibt der Komposition eine ganz eigene treibende Dynamik, welche von Saxophon und Piano verfeinert wird. Gen Ende eskaliert die Rhythmussektion etwas, während das Saxophon sich durch diverse Skalen kämpft.

Village Of The Sun“ könnte man als „Radio-tauglichen“ Song beschreiben, denn hier geht es etwas in Richtung Swing. Die ersten 15 Minuten bringen schon einiges an Abwechslung, doch die letzten 15 Minuten legen nochmal nach. Mit „The Spanish Master“ wird rhythmisch auf höchstem Niveau zerlegt, während das Saxophon schon fast gegen die Drums arbeitet. Es wirkt wie ein Zwiegespräch zwischen Drums und Saxophon, während hier und da eine Harfe auftaucht. In „Tigris“ wird es dann sehr ruhig und das Piano bekommt etwas mehr Raum. Bei der Komposition des letzten Songs, „Ted“, hat sich Ted Moses beigemengt und das Resultat ist, dass sich in jenem Song etwas mehr elektronische Elemente wiederfinden lassen, als in den vorangegangenen Nummern.

Fazit: Ich bin wirklich überrascht wie gut mir dieses Album gefallen hat. Ich bin an sich mit Jazz-Standards vertraut und daher immer skeptisch gegenüber Free-Jazz bzw. Avant-Garde. Diesmal muss ich aber zugeben, dass mir die Kompositionen nicht zu „crazy“ waren und ich die Songs trotz der anspruchsvollen Melodie-Folgen gut genießen konnte. Die 6 Songs sind definitiv nichts was man alltäglich hören würde, doch als Musiker kann man sich hier sicherlich inspirieren lassen. Da es sich bei „First Light“ um ein Debütalbum handelt, bin ich schon gespannt, was uns in den folgenden Alben erwarten wird und vergebe vorerst 8 von 10 Punkten. 

--> Musikvideo: Village of the Sun - First Light

 
Bewertung:

GENRE: Modern-Free-Avantgarde-Jazz

TRACKLIST:

1. Cesca
2. First Light
3. Village of the sun
4. The spanish Master
5. Tigris 
6. Ted

VÖ: 04.11.22
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Gearbox Records
Vertrieb: Gearbox Records
Auf Tour im Norden: -

  Rezensent: Gregor