Retrosound aus dem Norden

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Bremen, 25.03.2017 - Mit authentischen Sixties-Sounds, großen Melodien und markantem Neosoul luden Rhonda im ausverkauften Bremer Lagerhaus ein, wo sie ihr neues Album vorstellten. Das Debütalbum "Raw Love" erschien im Juli 2014, gefolgt von „Wire“ in Januar 2017. Letzteres wurde im Studio Nord, ein von einem Gasthof in ein Studio umgewandelten Ort im Stadtteil Oberneuland in Bremen produziert.

Den Support an diesem Abend machte an diesem Abend zuerst Goldilocks and the Nightingale mit fünf sehr ruhigen Titeln. Die Countryband Flatbilly Deville aus Bremen spielte zumindest etwas schnellere Titel.

Das Quintett Rhonda mit aus Bremen und Hamburg stammenden Musiker Milo Milone (Gesang), Ben Schadow (Gitarre), Jan Fabricius (Bass), Offer Stock (Orgel) und Gunnar Riedel (Schlagzeug) kamen kurz nach 21:00 Uhr auf die Bühne. Sie waren in norddeutschen Szene-Kreisen längst keine Unbekannten, als sie sich im Mai 2013 zusammentaten, um unter dem Namen Rhonda aufspielten. Schon vorher spielten drei Fünftel der Bandmitglieder zusammen, darunter auch als Mod-Band Thrashmonkeys, in der Milo Milone als Bassistin tätig war.

Nach 14 Jahren harter Arbeit hatte die Band kaum mehr vorzuweisen, als dass sie irgendwo im Vorprogrammen aufzutreten. Bekannt wurde die Band Rhonda jedoch zunächst in England, als sich Rock-Legende Paul Weller als Fan bekannte und das Quintett zu einer gemeinsamen England-Tour einlud.

Das Wort Rhonda klang retro, zumal es auch mal einen gleichnamigen Song „ Help me Rhonda“ von den Beach Boys gab. Wenn das nicht der Bandname geworden wäre, hätte Milone ihren Hund so getauft, wie sie öfters schon mal berichtete.

Der erste Song an diesem Abend war „Not my goal“, gefolgt von „In my eyes“ und „My thing“. Milo Milone, lange blonde Haare und zahlreiche Tattoos an Armen und Beinen, war sofort in ihrem Element. Die Stimme klang angeraut und kraftvoll und weckte sofort Assoziationen zu Amy Winehouse oder Duffy. Melodien und Arrangements waren ziemlich gut, schmissiger Songsdirektimport aus den Sixties eben, doch angestaubt klangen die Lieder nicht. Die 29-jährige legte viel Gefühl und Ausdruck in ihre Songs, sie schrieb auch alle Texte. Das Publikum war bereits ab der ersten Nummer schon relativ gut dabei.

 

Mit dem vorletzten Song „Offer“ bewirbt sich die Band übrigens um den Titelsong des nächsten James Bond-Streifens. Ein ganz sachter Beginn, ganz leise Bass und Orgel. Dann Milones Stimme, die sofort hellwach machte, voller Soul und mit einem Vibrato. Dann krachte eine Gitarre rein und entwickelt sich in ein stampfendes Ungeheuer. Genial. Denn Rhonda spielen Hits, die noch keine sind, aber solche werden könnten, es fehlt vielleicht noch der einzige Überhit, der sie richtig bekannt macht. So wie der Song „Camera“, der schon früh als 6. Titel auf der Setlist stand und es bereits hoch in die Charts schaffte.


Alle Lieder sind tanzbar und so wurden an den wenigen kleinen freien Stellen im Saal von einigen sogar ein paar Tanzschritte gewagt. Der exzellente Soul-Pop von „Terrible Lie“ weist regelrechtes Hit-Potenzial auf und hätte als Single neben „My Thing“ gut funktioniert. Bei einigen Titeln kamen drei farbige Backgroundsänger auf die Bühne und machten den Sound noch fülliger.

Bremen war Endstation der Tour. Milo hatte hier beim letzten Konzert vor 1,5 Jahren stimmliche Probleme, dieses Mal hatte sich Gitarrist Ben beim Hamburger Konzert am Finger verletzt, hielt aber durch. Milo war sichtlich gerührt, den letzten Abend der Tour in ihrer Heimatstadt aufzutreten und freute sich über viele bekannte Gesichter. Die Sängerin im Ringelpulli war so überwältigt, dass sie auch mal auf die Setlist schauen musste, was überhaupt als nächster Song kam. Mit „Off the Track“ verabschiedete sich die Band vom regulären Teil des Abends, um gleich wieder auf die Bühne zu kommen, um Zugaben zu spielen. „Was wollte ihr hören?“ fragte Jan. Natürlich das mit Sky-Rhytmus unterlegte „Bruno“, soll angeblich jedes mal von den Fans gewünscht werden. Mit „Take it back“ und „I do“ klang der gelungene Abend aus.