„Ritual“ und „Le Chat Noir“

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Bremerhaven, 3.3.2018, (VH) - Es ist schon zu einer guten Tradition geworden, dass sich das Bremerhavener Stadttheater in jeder Spielzeit zu einer Aufführung einen weiteren Choreographen einlädt um dem norddeutschen Publikum die Bandbreite des Tanzes zu eröffnen. Ein für die Zuschauer tolles Konzept, denn abwechslungsreicher könnte sich ein solches Event kaum gestalten.

In diesem Jahr fiel die Wahl des Gastchoreographen auf Ed Wubbe, dem künstlerischen Leiter des renommierten Scapino Ballett in Rotterdam, dem weiterhin auch eine langjährige Freundschaft mit dem Chef-Choreographen des Bremerhavener Stadttheaters Sergei Vanaev verbindet.

Gleich zwei Premieren trafen an diesem Abend bei den beiden gezeigten Stücken zusammen: Zum einen war es die Uraufführung des neuesten Werks „Ritual“ aus der Feder von Sergei Vanaev und zum anderen präsentierte Ed Wubbe sein Werk „Le Chat Noire“ zum ersten mal mit einem anderen Ensemble als mit seiner Compagnie vom Scapino Ballett. Dementsprechend waren auch die Bremerhavener Tänzer sichtlich hochmotiviert und voller Vorfreude nach vielen Wochen hartem Training diese beiden Stücke nun auf die Bühne zu bringen.

Das erste Werk des Abends „Ritual“ beschäftigte sich mit den vielen Gewohnheiten des Alltags, die einen zwar einen sicheren Halt gewähren aber gleichermaßen auch einengend sein können. Dementsprechend wurde auf der Bühne auch dieser Zwiespalt gekonnt ohne Worte aber trotzdem unmissverständlich in allen Facetten veranschaulicht. Volodymyr Fomenko fungierte in diesem Zusammenhang als Spielmacher des Stücks. So nutzte er während der Performance mehrfach einen großen chinesischen Gong um seine Regeln durchzusetzen bzw. um seinen hervorgehobenen Status zu untermauern. Am Ende des Stücks wurde jedoch eben dieser Tänzer selbst von seinen Mitstreitern als menschlicher Schlägel für den nachhallenden Abschluss des Stückes malträtiert.

„Le Chat Noir“ zu deutsch „Die schwarze Katze“ lautete der Titel des zweiten Werks des Abends, das von dem mit dem „Golden Swan Award“ ausgezeichneten Choreographen Ed Wubbe ausgearbeitet worden ist. Das Stück ist eine Hommage an das gleichnamige Pariser Theater, das 1891 als erstes modernes Kabarett auf dem Montmatre gegründet worden ist.

 

Dort trafen sich damals Künstler, diskutierten, feierten und ließen ihrem Schaffen freien Lauf. Hinter dieser Fassade lauerte aber oft die einsame Realität.

Diese Melancholie über das Leben und die Liebe des pulsierenden Herzens von Paris ist Ausgangspunkt für „Le Chat Noir“. Musikalisch kombinierte Ed Wubbe hier poetische Chansons unter anderem von Edith Piaf mit Opernmusik von Jacques Offenbach, zu dem die - gänzlich im Kontrast zum farbenfrohen vorhergehenden Stück - vollständig in schwarz gekleideten Tänzer beinahe im Galopp die Bühne betraten.

Eine auffallend stilistische Komponente war neben einer Reihe außergewöhnlicher Tanzstile auch die ausgeprägte Mimik, die mit den zum Teil weiß geschminkten Gesichtern ferner auch sehr an die Pantomime angelehnt war. Dezente monochrome Videoeinspielungen im Hintergrund untermalten zudem das Geschehen auf der Bühne.

Das große Finale wurde von dem als „Cancan“ bekannten Musikstück von Offenbach eingeleitet. In der Fassung des Gastchoreographen kam man jedoch gänzlich ohne die typischen hohen Beinwüfe und aufgeplusterten Röcke aus. Dafür zeigte das Bremerhavener Ensemble unter schneeartigem Konfetti eine absolut kraftvolle und temporeiche Version des Klassikers, die man so tiefschwarz sicher kaum zuvor gesehen haben dürfte.

Die beeindruckende Doppel-Produktion „Ritual“ und „Le Chat Noir“ wird neben der Premiere noch an insgesamt fünf weiteren Terminen bis zum 5. Mai 2018 im Bremerhavener Stadttheater gezeigt.