Unforgettable Bassum, 30.06.2023 (Christian Habeck) - Als am Freitagabend gegen 20:30 Uhr die warme Junisonne langsam am Himmel über Bassum unterging, begann eine Nacht der Musik und der Leidenschaft. Jedoch eine halbe Stunde früher als ursprünglich geplant und leider vorab nicht kommuniziert. Auf jeden Fall war das alljährliche Open Air Festival in Bassum gestern der Schauplatz eines besonderen Ereignisses: Es war kein Geringerer als Nico Santos, der das Publikum an diesem Abend in seinen Bann ziehen sollte und wollte und dabei eine unvergessliche Show ablieferte. Erst auf den letzten Metern, gefühlt zwei Straßen vor dem Festivalgelände bemerkt man überhaupt etwas von diesem großartigen Ereignis. Umgeben von weiten Feldern und malerischen Wäldern bietet Bassum einen intimen, aber dennoch großzügigen Rahmen für solche musikalischen Aktivitäten. Die Stimmung auf dem Gelände war schon eine gute Stunde vor dem Auftritt Santos elektrisch und angeheizt durch die Vorfreude. Sowohl bei den rund 1.500 Musikfans im Inneren der Veranstaltungsfläche, aber auch bei jenen, die sich außerhalb der Absperrung versammelt hatten. Gemeinsam waren sie gekommen, um die Musik und die erstaunliche Bühnenpräsenz von Nico Santos zu erleben. Von dem Moment an, als Santos gegen 20:30 Uhr die Bühne betrat, bis zu den letzten Tönen der Zugabe, schuf er eine Verbindung mit seinem Publikum, die tiefer ging als übliche Künstler-Zuschauer-Interaktion. Er teilte Geschichten, lachte, weinte und sang mit einer emotionalen Tiefe, die jeden im Publikum berührte. Sein Gespür für das Publikum, gepaart mit seiner eindrucksvollen musikalischen Fähigkeit, schuf eine Atmosphäre, die gleichzeitig erhebend und tief bewegend war. Die Lieder, die Santos wählte, waren sorgfältig ausgewählt und emotionsgeladen vorgetragen, was die Bandbreite seines musikalischen Könnens und seiner Kreativität unterstrich. Jeder Song schien eine eigene Geschichte zu erzählen, ja ich würde sogar sagen, eine andere Facette seines künstlerischen Ausdrucks zu enthüllen. Und genau diese Art und Weise war es, wie er diese Lieder präsentierte, die sie zu einem integralen Bestandteil des Gesamterlebnisses machte. Als Santos mit dem Lied "Unforgettable" die Bühne betrat, konnte man fast das kollektive Aufatmen des Publikums hören. Seine warme, eindringliche Stimme drang durch die Abenddämmerung und weckte sofortige Begeisterung und eine unvergessliche Verbindung, passend zum Titel des Songs. Dann folgte "Like I Love You", ein kraftvoller Song, der die Menge zum Mitsingen brachte. Jeder Akkord, jeder Refrain, schien die Begeisterung nur noch zu steigern und ließ die durchweg textsicheren Zuschauer und vor allem Zuschauerinnen umso mehr in das musikalische Erlebnis eintauchen. "Hold Somebody" war der nächste Song. Ein Lied, das nicht nur durch seine wunderschönen Melodien besticht, sondern auch durch seine berührende Botschaft. Man konnte die emotionale Resonanz im Publikum spüren, wie jeder Zuhörer sich in den Worten und der Musik wiederfand. Mit "Home" schuf Santos eine melancholische, nachdenkliche Atmosphäre. Die sehnsüchtigen Melodien und die herzergreifenden Texte ließen das Publikum einen Moment lang innehalten, fast als würden sie alle gemeinsam auf eine innere Reise gehen. Dann kam "Number 1", ein erhebender, lebensbejahender Song, der das Publikum in eine begeisterte Masse verwandelte. Es war, als würde Santos uns alle daran erinnern, dass in uns allen ein bisschen Magie steckt, dass wir alle auf unsere Art "Number 1" sind. "In Your Arms" war ein intimer, emotionaler Moment, der die Bindung zwischen Santos und seinem Publikum nur noch verstärkte. Es gab eine besondere Magie in der Luft, als er dieses Lied sang, eine Magie, die nur durch Musik und gemeinsames Erleben entstehen kann. Ohnehin war Santos’ Interaktion mit dem Publikum authentisch und herzlich, zeitweilen sogar komisch. Seine Geschichten, die er zwischen den Liedern erzählte, gaben uns Einblick in seine kreative Welt, in seine Inspirationen, und sie brachten uns zum Lachen, Nachdenken und manchmal auch zum Weinen. |
Santos besitzt einfach die Fähigkeit, die Menschen auf eine tiefgreifende Art und Weise zu berühren, wie es nur wenige Künstler beherrschen. Aber ein Lied ragte heraus und erfüllte den Abend mit einer intensiven, ergreifenden Stimmung. "Walking in Your Shoes" – ein Tribut an Santos' verstorbenen Freund Adri. Die Anekdote, die Santos dazu erzählte, ließ uns alle innehalten, erfüllte die Atmosphäre mit einer tieferen Bedeutung und Bedachtsamkeit. Ich erinnere mich, wie eine Gänsehaut meinen Körper überzog, als Santos die ersten Töne anschlug und die ersten Worte dieses Liedes sang. Die Geschichte, die er mit uns teilte, war berührend, ergreifend, und sie machte uns das Menschsein bewusst - mit all seinen Facetten von Freude und Trauer. Es war ein Lied, das Verlust und Liebe so unverblümt und doch so elegant behandelte, dass es fast unmöglich war, nicht davon berührt zu werden. Das Publikum lauschte mit angehaltenem Atem, gefangen in den seidigen Fäden der Melodie und der Botschaft, die Santos mit jedem Ton webte. "Walking in Your Shoes" war mehr als nur ein Lied. Es war eher eine eine Reise der Gefühle, die uns alle für einen Moment vereinte, in Stille und Respekt für einen verlorenen Freund. „Rooftop" ließ den Bassumer Nachthimmel erbeben und war der ultimative Beweis für Santos' Fähigkeit, einen Mega-Hit zu liefern. Mit der perfekten Mischung aus melodischem Gesang und kraftvollem Beat, versetzte dieser Song die Menge abermals in Bewegung und jeder tanzte mit. "Black or White" folgte und brachte eine wichtige Botschaft von Einheit und Verständnis. Santos' Authentizität und sein Engagement für soziale Themen strahlten durch und machten das Lied zu einem starken und denkwürdigen Moment des Abends. "Safe" nahm die Stimmung wieder etwas runter und bot einen Moment der Reflexion und Ruhe. Santos' sanfte Stimme, begleitet von einer einfühlsamen Melodie, schuf eine friedliche Atmosphäre, die das Publikum sichtlich genoss. Zum Abschluss kam "Better", ein Lied, das die Stimmung des gesamten Konzerts perfekt einfing. Mit seinen positiven Vibes und seiner aufbauenden Botschaft hinterließ es das Publikum mit einem Gefühl der Hoffnung und Freude, das hoffentlich noch weit über das Ende des Konzerts hinaus anhielt. Und dann war es wie so oft – nämlich viel zu schnell vorbei. Die letzten Töne verklangen, das Publikum klatschte und jubelte, und Santos verabschiedete sich nach den lautstark eingeforderten Zugaben mit einem breiten Lächeln. Insgesamt war es ein toller Auftritt von Nico Santos. Auch die Location passte und die Freudenburg in Bassum hat wieder einmal bewiesen, genau der richtige Ort für ein OpenAir Festival zu sein. Platz genug, idyllisch gelegen und mit passender Infrastruktur für die Anzahl der Gäste. Selbstverständlich steht und fällt so ein Konzert auch immer mit der Fangemeinde des Künstlers. Aber Santos selbst war es, der so viel Freude und Begeisterung versprühte, dass es nur selten leise Momente auf dem Konzertgelände gab. Insgesamt war es eine riesengroße, knapp zweistündige Party, bei der ausgelassen gefeiert und getanzt wurde und bei der nicht nur eingefleischte Santos Anhänger auf ihre Kosten gekommen sein dürften. |
||