Selige Zeiten

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Worpswede, 01.07.2017 – Bereits am Vortag spielte die Deutschrockband Selig in der Music Hall Worpswede, nun das Zusatzkonzert – ausverkauft. Zum vierten Mal waren sie in der Music Hall, wir hatten bereits 2015 von dem legendären Hitze-Konzert im Rahmen ihrer „Die Besten“-Tour am wärmsten Wochenende in 2015 berichtet, als der Schweiß von der Decke tropfte.

Bei ihren derzeitigen Konzerten der „Immer noch die Besten“-Tour geht es nicht darum, eine aktuelle Platte zu präsentieren sondern in ihre eigene Bandgeschichte abzutauchen und auch alte Titel zu spielen. Und da Livespielen das Beste vom Besten ist, kamen die Selig-Musiker in gewohnter Manier gleich zwei Tage in die Music Hall.

Bereits 1994 veröffentlichten die Hamburger ihr Debüt-Album, insgesamt 6 Studioalben sind es bis 1997 geworden. Ende 1997 trennten sich die fünf Musiker, nachdem sie den Großteil der Filmmusik zu Till Schweigers "Knockin' On Heaven's Door" eingespielt hatten. Sänger Jan Plewka zog sich nach Schweden zurück. Mit seiner Frau Anna und einem gemeinsamen Kind lebte er dort in einer Holzhütte. Im August 2008 verkünden Selig schließlich die Wiedervereinigung in Originalbesetzung. Keyboarder Malte Neumann verabschiedete sich 2014 und die Band ging ihre Wege fortan nur noch zu viert. Die Band gilt als einzige ernstzunehmende deutschsprachige Alternative zu Grunge-Giganten wie Nirvana, Pearl Jam oder den Stone Roses zwischen Alpen und Nordseeküste, später ging es mehr Richtung Pop.

Pünktlich um 21.00 Uhr betrat das Quartett die Bühne. Die Band um Sänger Jan Plewka ist für ihre energiegeladenen Shows legendär und es ging mit ihren krachigen Hymnen wie „Lass mich rein“, „Kleine Schwester“ oder „Sie hat geschrien“ los. Der Funke sprang jedenfalls sofort über. Die Interaktion mit dem Publikum, die Magie des Abends ist das, was Selig immer wieder antreibt und ausmacht. Plewka erzählte, das er für die Bandgründung einen Gitarristen suchte. Telefonisch meldete sich Christian Neander, der am nächsten Tag bei ihm zu Hause klingelte. Er sah durch den Türspion und dachte, wenn der nur halb so gut spielen kann wie er aussieht, werden wir berühmt und reich!

Neben Drummer Stephan „Stoppel” Eggert ist Bassist Leo Schmidthals das vierte Bandmitglied. Nach einer durchzechten Nacht in Hamburg stellten sie am nächsten Morgen fest, das sein Bass fehlte. Sie fuhren noch vor dem Frühstück wieder zur Kneipe "Lehmitz" zurück und dort stand das Musikgerät noch in der Ecke. „Ja, so ehrlich ist St. Pauli!“ kommentierte Plewka.

 

Selig spielten weiter aus ihrem reichhaltigen Fundus Songs wie „Mädchen auf dem Dach“, „Alles auf einmal“, „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“, „Schau Schau“ und am Ende des regulären Sets „Die Besten“. Die Band ließ sich nicht lange bitten und standen für ihre erste Zugabe mit „5000 Meilen“ und „Wenn ich wollte“ wieder auf der Bühne. Die Menge wippte, tanzte und sang mit.

Plewka erzählte, das es immer schwierig ist auf Tour zu gehen, wenn man kein aktuelles Album hat. „Man wird auf kein Festival eingeladen!“ beklagt sich Plewka, die Zuschauer kommentierten es mit „Ooooooh!“. Als sie vor Jahren mit dem Team der Music Hall zusammen saßen, versprachen diese, das sie solange es die Band gibt, immer zweimal im Sommer hier spielen dürfen, ob sie ein neues Album haben oder nicht, ob sie berühmt sind oder nicht. „Das Publikum, die Location und das Team sind einmalig – das ist Liebe!“ so Plewka.

Die Band bedankte sich in der zweiten Zugabe mit ihrer bekannte Ballade „Ohne dich“. Der Song wurde übrigens 2013 von der englischen Band Hurts gecovert, das spricht für sich. Zum Abschluss kam „Wir werden uns wiedersehen“. Die Zuschauer ließen nicht locker und als dritte Zugabe sangen die Vier a cappella den Rausschmeißer „Regenbogenland“.

Vier Jahre nach ihrem letzten Studioalbum „Magma“ kündigte Plewka auch das neue Studioalbum an, was derzeit in die Abgeschiedenheit der schwedischen Westküste noch den letzten Schliff erhält. Ein Release-Date für „Kashmir Karma“ steht zwar noch nicht fest – dafür aber eine große Herbsttour mit 19 Shows in Deutschland und Österreich. (12./13.11.17 – Hamburg, Große Freiheit und 29.11.17 – Bremen, Modernes). Und im nächsten Jahr natürlich auch wieder in Worpswede. Und wie Selig an diesem Abend sang: „Wir werden uns wiedersehen!“