Publikumsnah und natürlich

Zur Bildergalerie

Bremen, 02.06.2016 – Nachdem ihr letzter Gig in der Musikhall Worpswede binnen Minuten ausverkauft war, wurde auch ein Konzert im Pier angekündigt. Nachdem dies auch innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war, schob man den heutigen Termin nach.

Die ostdeutsche Rock-Pop-Formation Silbermond brachte das Pier am ersten Abend mit vielen verschiedenen Dingen zum Jubeln. Die Reise führte durch fünf Silbermond-Alben und brachte neue Songs sowie ältere Hymnen auf die Bühne.

Bereits bei dem Support-Act Jesper Munk war die Stimmung großartig. Der 24-jährige Blues-, Soul-, und Rockmusiker und Songwriter zeigte sein Können. Früher konnten sich regionale Bands als Vorgruppe bewerben. Davon ist man offensichtlich abgerückt.

Die Silbermond-Show vor rund 2500 Besuchern startete mit dem Intro „Die Mutigen“ von dem neuen Album. Entgegen dem Konzert am Folgetag war dieses Konzert nicht ganz ausverkauft. Gleich am Anfang ließ es sich Frontfrau schon nicht nehmen ihre Fans das erste Mal zu überraschen.

Mittendrin statt von oben herab: Anstatt wie ihre Bandkollegen die Bühne von hinten zu betreten, nahm sie den Weg mitten durch die Menge und brachte so einige Herzen dazu schneller zu schlagen. Auf der Bühne angekommen wurde unentwegt fast die Arme auskugelt beim Animieren des Publikumschores.

Nach dem sanften Einstieg wird es lauter, die Drums gehen nach vorne, die Gitarre wurde verzerrter, der Bass stieg ein. Es folgen laute Nummern, rockiger als auf dem Album. Sie schwitzte bereits nach dem 2 Lied, es war auch wahnsinnig warm im Pier. Dennoch zog Stephanie ihre dicke schwarz-rot-karierte Jacke nicht aus. Ungekünstelt, menschlich und ehrlich gab sich die gnadenlos authentische 31-jährige bei dem ganzen Konzert. Die ganze Show – eine große Geste der Umarmung.

Dabei steckten Silbermond nach 18 gemeinsamen Jahren im Erfolgsstau. Es kriselte, auch weil die Band diesen Ballast selbst mehr und mehr spürte und sich trenne wollte. Aber man raufte sich wieder zusammen. In der kompletten Show behielten Sängerin Stefanie Kloß und ihre Bandkollegen Gitarrist Thomas Stolle, Bruder und Bassist Johannes Stolle, Schlagzeuger Andreas Nowak und Tour-Keyboarder Till Sahm ihre Leichtigkeit und Publikumsnähe bei.

 

Bei Mitsing-Oden wie „Für dich schlägt mein Herz“, „Lass mal“, „Meer sein“, „In Zeiten wie diesen“ und „Keine Angst“, schwangen fast alle Arme im Takt hin und her.

„Das Leichteste der Welt“, „Irgendwas bleibt“ und „Symphonie“ oder kernigen Deutschrock der Marke „Keine Angst“ oder „Zeit zu tanzen“ wurden auch zum Besten gegeben. Eine Liebeserklärung der etwas anderen Art mit „B 96“ – führt jene Bundesstraße direkt in den sächsischen Heimatort Bautzen. Zeitweise wurde sogar die große Musikanlage abgeschaltet und ein Akustikteil mit „Kartenhaus“ und „Unendlich“ mitten im Publikum beim Mischpult gespielt. Zu dem Song „Himmel auf“ luden sie auch einige Besucher zum Feiern auf der Bühne ein. Umarmungen und Selfies waren selbstverständlich mit eingeschlossen.

Abgerundet wurde die Show natürlich mit Silbermond-Klassikern wie „Ich bereue nicht“ und „Das Beste“ und dem Top 10 Hit „Leichtes Gepäck“, die vom Publikum fehlerfrei mitgesungen wurden.

Auch sprach sie Themen wie Gleichberechtigung, Krieg und der Flüchtlingskrise an. „Ich bin stolz darauf, dass ich sagen kann, was ich will, dass ich denken kann, was ich will...“, so die Silbermond-Frontfrau. Das Publikum erwiderte mit lautem Applaus.

Mit ausführlichem Zugabenteil verabschiedet sich die volksnahe Combo, nicht ohne das Versprechen zu geben, bald wiederzukommen. Dieses Best-of-Konzert hat die Erwartungen erfüllt. Silbermond, wir werden uns wiedersehen. Nach knapp 150 Minuten Konzert nahmen die Kinder nehmen die Hände ihrer Mütter, Paare nehmen sich in den Arm und traten den Heimweg an.