Immer wieder fantastisch

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Hamburg, 27.03.22 (Sascha Beckmann) - Endlich wieder Rockkonzerte dachten sich wohl die Einen, den Anderen war es dann vielleicht doch noch zu unsicher in Pandemiezeiten ausgiebig zu feiern. So pilgerten dann letztendlich nur etwa 2000 konzerthungrige Fans am Sonntagabend in die Hamburger Sporthalle in Hamburg Alsterdorf. Da die Halle ja eigentlich bis zu 7000 Zuschauern Platz bietet, war es am Einlass auch recht entspannt und ging trotz Impfnachweis-Checks recht zügig in die Halle. Das Konzert lief unter 2G+ Regeln mit FFP2-Maskenpflicht ab.

Um Punkt 20 Uhr legte der Support, die New Pagans auch schon los und spielten ihr 30-minütiges Set souverän und sorgten bereits für gute Stimmung. Nach einer kurzen Umbaupause kam dann auch schon der Hauptact auf die Bühne: Skunk Anansie! Gegründet 1994, durchbrach die Band von Anfang an das Schema von weißen, mittzwanzigjährigen Männern mit Gitarre und verkörperte in Sachen Geschlecht, Sexualität, kulturellen und musikalischen Einfluss eine eigene starke Individualität und Vielfalt.

Ohne an irgendwelche Stile gebunden zu sein, hat die Band ihren eigenen wilden, rauen und politischen Sound entwickelt, für den Sängerin Skin mal den Begriff Clit-Rock geprägt hat. In den 25 Jahren ihrer Karriere verkauften Skunk Anansie Millionen von Tonträgern, feierten zahlreiche Top 40-Singles und Top 10-Alben, gewannen etliche Awards und Multi-Platin-Auszeichnungen, teilten sich die Bühne mit David Bowie sowie U2 und sangen mit Stevie Wonder, Nina Simone und Michael Jackson Happy Birthday für Nelson Mandela.

Nach 25 Jahren ist das Quartett so stark wie eh und je – und ein außergewöhnlicher Act. Jede Show ist eine Feier der Dissidenz, wenngleich das Jubiläum eigentlich schon wieder drei Jahre zurückliegt. Wegen der Pandemie wurde aber auch diese Tour zuerst von 2020 auf 2021 und dann letztendlich auf 2022 verschoben. So ist der Hamburg-Gig erst der Achte dieser Tour und gleich der Opener "Yes It's Fucking Political" vom 1996 Goldalbum "Stoosh" zeigte in die Richtung, in die dieser Abend gehen sollte. Deborah Anne Dyer, eher bekannt unter ihres Künstlernamen Skin, bewies direkt vom ersten Ton an, dass sie noch immer, auch im Alter von nun 54 Jahren, bestens als Rampensau geeignet ist. Schon immer für ihre ausgefallenen Garderobe bekannt, kam sie auch in Hamburg mit atemberaubendem Kopfschmuck und Outfit auf die Bühne.

 

"And Here I Stand" war dann, Skin nun vom Kopfschmuck befreit, der nächste Titel im Reigen der vielen Hits dieser Band. "Because Of You" und "I Can Dream" folgten, ehe dann etwa zur Hälfte des Sets der Überhit "Hedonism", ebenfalls vom Stoosh Album erklang. Nun war kein Halten mehr, entweder wurde lauthals mitgesungen, geklatscht oder aber mit einem Meer an Smartphones gefilmt. Die Stimmung schien am Höhepunkt. Aber tatsächlich gab es auch Neues von der Band zu hören, so gab es nach dem letzten Studioalbum "Anarchytecture" aus 2016 nun den nagelneuen Song "Can't Take You Anywhere" um die Ohren. Da scheint also wohl was in der Mache.

Nach "Intellectualise My Blackness" vom Debütalbum "Paranoid & Sunburnt", "Tear the Place Up" und "Charlie Big Potato" vom Megaseller "Post Orgasmic Chill" verließ die Band zunächst die Bühne. Doch wie soll es anders sein: Das Publikum verlangte frenetisch laut im Chor nach einer Zugabe. Und tatsächlich, nach einigen Minuten waren sie wieder da. Und es folgten weitere neue Klänge mit dem Song "Piggy". Danach noch "Brazen" vom Stoosh Album und als Rausschmeißer tatsächlich AC/DCs "Highway To Hell".

Die Halle kochte und wollte mehr! Und so gab es obendrauf noch die 1996er Nummer "The Skank Heads (Get Off Me)". Dann ging ein großartiges Konzert zu Ende. Fazit: Solche Rockkonzerte machen definitiv Lust auf mehr. So langsam geht’s ja auch wieder mit größeren Touren los und wir hoffen alle das Beste. Jedenfalls ist es immer wieder fantastisch Konzerte dieser tollen Rockbands sehen zu dürfen...