Stahlpanther auf der Reeperbahn

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Hamburg, 19.03.2015- Die US-amerikanische Glam-Metal-Band Steel Panther aus L.A. gab sich am in den Hamburger Docks die Ehre. Eine lange Schlange auf dem Spielbudenplatz kündigte schon äußerlich volles Haus an. Als Support haben die stählernden Panther die Mädchentruppe „The Lounge Kittens“ mitgebracht, die mit ihren erstaunlich guten Stimmen und einem Keyboard bewaffnet 50 Minuten lang performten. Es waren auch deutsche Rammsteintitel wie „Sonne“ und „Feuer frei“ oder Queen- und Steel Panther-Titel dabei.

Nach 10 Minuten Umbauphase kam der Mainact auf die Bühne. Steel Panther gaben sich auf ihrer "All you can eat World Tour" die Ehre in der Hansestadt. Die Spaßtruppe begann zur Jahrtausendwende, allerdings noch unter anderen Namen als Coverband ihre Karriere, bis sie ihren Namen schließlich (2008) in Steel Panther änderten. Seitdem haben sie eine stetig wachsenden Fangemeine. Die ganz eigene Mischung aus Metal und Comedy mundet dem Volk offenkundig bestens. Man muss sich auch fragen: Ist das noch "Konzert" oder schon "Varieté & Show"?

Ralph Saenz (Michael Starr, Gesang), Russ Parrish (Satchel, Gitarre), Travis Haley (Lexxi Foxxx, Bass) und Darren Leader (Stix Zadinia, Schlagzeug) machten Jokes, die manchen Stand-up Comedian neidisch machen – trotz alledem sind es verdammt gute Musiker mit erstklassiger Gitarrenarbeit und fetten Sound. Dass der Humor unter der Gürtellinie oft die Gemüter spaltet, kann man verstehen, doch erkennt man die bewusst-klischeehafte Persiflage.

In Auftreten und Musik lehnt sich die Gruppe stark den Hair Metal der 1980er Jahre an. Die gelegentliche Einordnung als Fun Metal begründet sich durch die klischeehaft überzogene Show sowie die ironischen Texte, die vor allem Sex, Frauen und Drogenkonsum behandeln. Das kräftig geschminkte Glam-Metal-Quartett kam u.a. mit Spandexhosen und Cowboystiefeln, Shirt mit dem Spruch „My guy next to me hat einen kleinen Schwanz“ und hochtoupierten Haaren auf die Bühne. Wie man sich überhaupt als männliches Wesen in solche Hosen zwängen kann… Und die Rolle des unwiderstehlichen, kräftig rockenden Mädchenschwarmes personifizierten Starr und seine Mitstreiter so grandios perfekt, dass man sich an diesem Abend so fühlte, als wäre man auf ein Mötley-Crüe-Konzert Mitte der 80er Jahre katapultiert worden.

 

Sex spielt bei diesem Konzert die größte Rolle. So kamen immer wieder obszöne Gesten, Mädels aus dem Publikum tanzten auf der Bühne mit, rieben sich an dem Musikern oder zogen auch mal blank. Satchel kaute immer wieder genüsslich auf seinen Plektrons herum, um sie dann ins Publikum zu spucken. Und immer wieder die Zurufe „Lexxi Foxxx“ aus dem Publikum. Zumindest Satchel bemühte sich, wenigstens ein paar Sätze deutsch zu sprechen. Er musste sich zwar noch Notizen auf der Handfläche machen, aber es funktionierte. Die Worte werden wohl für eine grundlegende After-Show-Kommunikation mit weiblichen Fans reichen. Und hätte man an diesem Abend für jedes „fucking“ 10 Cent bekommen, hätte man das Eintrittsgeld schnell heraus gehabt.

Die musikalische Kitschnummer führte das Genre so absurdum, dass es eine wahre Freude war, den 90 Minuten des Auftrittes beizuwohnen. Und dabei war das herumhantieren Foxx's mit einem pink-glitzernden Spiegel nur die Spitze des Eisbergs. Die Songs waren ein bunter musikalischen Kreuzzug durch ihre Alben "Feel the Steel", "Balls out" und „All you can eat“.

Fazit: Großes Kino aus Hollywood, krachige Songs, intelligente Hommage und einfach nur ein Heidenspaß. Für manchen Konzertbesucher dauerten die Gespräche zwischen den Songs etwas zu lang, auch der Supportact war etwas zu lang. Auf jeden Fall ist eine Steel Panther Show schwer unterhaltsam, sollte man zumindest mal gesehen haben. Man darf natürlich mit der sehr deutlichen Sprache zu diversen sexuellen Themen und Praktiken kein Problem haben und auch nicht zum Lachen in den Keller gehen.