Der Punk ist tot. Es lebe der Punk! Cuxhaven/Altenwalde – Am 02. Mai 2015 wurde zur Punk`n`Rock Night– Cuxhaven in die Musikbar Franzler geladen. Kleine Location und ein kleines, aber feines Event. Laut Veranstalter waren ca. 150 Fans gekommen und der Laden war ausverkauft. Den Support bestritt die 2012 gegründete Punk-Rock Band Plastic Propaganda aus Hamburg und konnte überzeugen. Gegen 22:00 Uhr betrat TV-Smith die Bühne. Direkt von der Rock ‘n’ Roll Butterfahrt auf Helgoland gekommen, hatte er jetzt wieder festen Bühnenboden unter den Füßen. Eigentlich wollte er zusammen mit den “Bored Teenagers” seine Show spielen. Leider mussten diese kurzfristig absagen, da der Bassist eine Darmperforation hatte und sein Blinddarm entfernt werden musste. So stand der kleine hagere Engländer Tim Smith (59) solo auf der Bühne. Ohne Schlagzeug, ohne jegliche Unterstützung, nur mit seiner schon recht abgegriffenen Gitarre. Wer ihn nicht kennt, kurz etwas zu seiner Person: Da der Musiker und Singer-Songwriter den häufigsten Nachnamen in Großbritannien hat und das TV-Gerät den meist genutzten Haushaltsgegenstand darstellte, nannte er sich seit der Gründung von The Adverts in Jahre 1977 TV Smith. Als Sänger der Punkband, für die er sämtliche Texte schrieb, erlebte er einen schnellen Erfolg in den britischen Charts durch die Singles „One Chord Wonders“ und „Gary Gilmore’s Eyes“. Seit den 1990er-Jahren widmet sich TV Smith seiner Solokarriere, tritt bei seinen mehr als 100 Konzerten pro Jahr überwiegend mit Akustikgitarre oder kleiner Begleitung auf und verzichtet auf feste Bandmitglieder. Nachdem er bereits neben Mick Jones von The Clash, Glen Matlock von den Sex Pistols und sogar Robbie Williams auf der Bühne stand, entscheidet sich vor einigen Jahren Wim Wenders für die Single "Expensive Being Poor" als Soundtrack für seinen Film "Land Of Plenty". Neben David Bowie, Travis und Leonard Cohen stand nun auch TV Smith im Filmabspann eines Oscarpreisträgers. Tim zieht den Punk das ganze Leben lang durch. Eine intensive und andauernde Einstellung, die weit entfernt ist von Kommerz und Reichtum. Tim führte mit seiner beschwingten, sympathischen Art durch sein Programm und zwar überwiegend auf deutsch, was er sich in den letzten Jahren selbst beigebracht hatte. „Ich war noch nie in Altenwalde“ erzählte Tim, „Altenwalde ist klein aber fein, groß ist immer Scheiße“. |
Das er so gut deutsch spricht, mag an der tiefen Freundschaft zu den Toten Hosen liegen, die seit Jahren besteht. Campinos Jungs haben Anfang der 90er Jahre "Gary Gilmore's Eyes" gecovert und damit den ersten Kontakt zum Meister hergestellt. „Vom Ritchie“ von den Toten Hosen ist bei seinen Konzerten auch mal am Schlagzeug zu finden. Sein Album "Generation Y" erschien beim Hosenlabel J.K.P. und bescherte ihn in Deutschland eine größere Anhängerschaft. Den Wunsch eines einzelnen Herren im Publikums kam er sofort nach und spielte „Pushed Again“, auch ein von ihm für die Hosen komponierter Titel.
Nicht nur mit diesem Titel schaffte er es solo zu begeistern und eine Stimmung zu erzeugen, bei der man sofort eine Gänsehaut bekam. Auch von einer kurzen Unterbrechung, verursacht durch eine gerissene Gitarrensaite, ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. „Nun müsst ihr den Titel in zwei Teilen hören“ scherzte der Meister. Zum Dank gab es Beifall. Den einen oder anderen Tipp gab er auch dem Publikum: „Seid euch sicher, dann ist eure Zukunft sicher“. Dann folgten wieder Hits wie „Useless“, „Delete“ und „ Gary Gilmore’s Eyes“ durfte natürlich auch nicht fehlen. Nach dem Gig gab es noch eine Verlosung von 30 Preisen verschiedener Firmen. So ist auch das Debüt für einen kleinen Ableger vom alljährlichen WATTS Up-Indoor Festival gelungen. Der nächste Event in der gleichen Location ist auch schon bekannt: Duncan Reid & The Big Heads am 31.10.2015. |
||