Uelzen Open R- Tag 4: Four Voices

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Uelzen, 06.08.2017 – Nachdem bereits am Dienstag kein geringerer als Sting (65) auf der Uelzener Bühne stand, ging es am Freitag mit der neunten Auflage der Open-R-Konzertreihe (Robin Schulz, Feder, Jonas Blue, Hugel und das Duo Deepend) für die jungen Zuschauer weiter. Es folgten am Samstag unter dem Motto "Neue Töne" die nationalen Künstler wie Silbermond, Rea Garvey, Malaika alias Alexa Koopmans, Max Giesinger, Die höchste Eisenbahn und Gregor Meyle. Silbermond war bereits 2009 zu Gast in Uelzen. Das Uelzen Open R 2017 ging am Tag 4 mit internationalen Künstlern - den "Four Voices"- zu Ende, während sich noch einmal die Sonne zeigte. Die „Four Voices“ waren Milow, Bob Geldof, Roger Hodgson und Amy Macdonald.

Anmoderiert von Moderator Peter Hellström kam die Vorband Paper Tigers aus Kopenhagen auf die Bühne. Sie befinden sich derzeit mit Amy MacDonald in Deutschland auf Tour. Beim Fototermin im Backstagebereich bemerkte einer der Dänen, das er alkoholfreies Bier erwischt hat. „Shit happens“ wie unsere Redakteurin zu ihm sagte und für einen Lacher sorgte.

Milow kam gut gelaunt als erster Hauptact auf die Bühne. Der Belgier mit dem bürgerlichen Namen Jonathan Ivo Gilles Vandenbroeck trat lässig im weißen T-Shirt und mit Sonnenbrille auf die Bühne. Er gestand dem Uelzener Publikum vor seinem Auftritt nicht gewusst zu haben, wo Uelzen überhaupt liegt. Die Band um den sympathischen Frontmann mit Bodenhaftung hatte vor dem Auftritt gemeinsam einige Stunden Zeit, sich die "nette Stadt" anzusehen.

Bob Geldof (65) erreichte weltweite Aufmerksamkeit mit den von ihm initiierten Live-Aid-Konzerten, bei denen er Weltstars der Musikgeschichte für den guten Zweck auf eine Bühne holte. Er war beim Betreten der Uelzener Bühne noch guter Laune. Mit "Hello, my name ist Sting" begrüßte der Ire die anwesenden Zuschauer. Dann litt seine gute Stimmung. „Not amused“ war er offensichtlich über technische Probleme mit seinem Soundmix. Zwischen seinem Repertoire aus Songs von Reggae bis Rock war des öfteren mal ein „fucking“ zu hören. Als wir Fotografen vorzeitig aus dem Graben mussten, meinte er, dass die Monster nun weg seien und er anfangen könne zu spielen. Es liegt mit Sicherheit auch an dem hohen perfektionistischen Anspruch an sich selbst, diesen Einsatz erwartet er auf Life-Gigs auch von seinem Umfeld. Außerdem fragte er das Publikum, ob es wüsste, wie f****ing weit der Weg von London nach Uelzen war. In seinen Zwischenmoderationen ging er auf weltpolitische Geschehen wie Brexit, Irlandkonflikt und Trump ein.

Sir Bob und die komplette Band lieferten ein professionelles und tolles Set ab. Sie performten auch "I Don't Like Mondays", die wohl bekannteste Hymne der New-Wave-Band Boomtown Rats, die Geldof in den 1970er-Jahren gegründet hatte und auch „Rat trap“. Songs seiner Solo-Karriere wie „Systematic 6-Pack“ und „Dazzled by you“ durften ebenfalls nicht fehlen. Viele Fans sangen textsicher ganze Passagen mit. Der Sir war besänftigt und zeigte einen sehr unterhaltsamen Auftritt von Weltklasse. Mit Sicherheit hat er durch seine ehrliche, handgemachte Musik neue Fans gefunden.

Roger Hodgson (67), wurde vom Veranstalter des Uelzen Open R, Ulrich Gustävel, persönlich angekündigt. Die Freude war dem Veranstalter ins Gesicht geschrieben. Denn Hodgson sei einer seiner "Lieblingsstars", er hatte ihn schon lange auf seiner Wunschliste, Gustävel hat die Hoffnung, dass der Superstar bald wieder nach Uelzen kommt.

 

Der Supertramp-Sänger mit der unverkennbaren, einzigartigen Stimme war sehr entspannt während seines Auftritts. Dazu trug sicherlich auch die Regenwaldbepflanzung im Bühnenhintergrund bei. Hodgson konnte sich jedoch einen kleinen ironischen Seitenhieb auf die Vorband nicht verkneifen: "It takes a long way to Uelzen" sagte er auch in Anlehnung an seinen Hit in den 80ern. Hodgson begann gleich mit seinem Supertramp-Best of: „Take the Long Way Home“, „School“ und „Breakfast in America“. Hodgson überzeugte nicht nur musikalisch, seine sympathische Art mit den Publikum zu reden war schon einzigartig, während er an einer Tasse -vermutlich Tee- nippte.


Roger Hodgson genoss seinen Auftritt vor begeisterten Zuschauern

Unbemerkt wehte der Wind seine Setlist vom Keyboard. Übrigens wahrscheinlich das einzige Keyboard mit zwei Rückspiegeln an jeder Seite. Ein Securitymitarbeiter rettete die Setlist aus dem Bühnengraben, so folgten dann „The logical song“ und „Dreamer“ sowie „Fool´s Overture“. Die Zuschauer applaudierten frenetisch und forderten Zugabe am Ende des Konzerts. Hudgson deutete auf seine Armbanduhr, gleichzeitig klatschte er aber verschmitzt lachend in die Hände. Hudgson und Bandkollegen gaben natürlich die geforderte Zugabe ohne die Bühne überhaupt zu verlassen. „Give a little bit“ und „It´s raining again“. Wieder sang das Publikum und tanzte sich in die 80er zurück. Die Stimmung hatte ihren Tageshöhepunkt erreicht und so forderten die Zuschauer noch weitere Zugaben, die aufgrund des Timetables nicht mehr geben werden konnten.

Die als Headliner gesetzte Amy Macdonald hatte es sichtlich schwer, nach diesem großartigen Gig zu begeistern. "Uelzen hat das ruhigste Publikum, dass ich in letzter Zeit gesehen habe", bemerkte Amy schon zu Beginn ihres Auftritts. Sie einigte sich mit dem Publikum darauf, dass es an ihrem, für norddeutsche Ohren schlecht verständlichen Scottish-Accent läge. Diesen Effekt konnten wir schon des öfteren bei ihren Kommunikationversuchen mit deutschem Publikum beobachten und so war es eben auch bei ihrem letzten Deutschland-Gig für diesen Sommer. Sie startete mit „Under Stars“ vom gleichnamigen aktuellen Album. Neue Titel wie „Automatic“, „Never too late“, „Prepare to fall“ und „Down by the water“ standen genauso auf der Setlist wie die älteren, großen Erfolge "This is the Life" und "Slow it down". Knapp 30.000 Festival-Zuschauer waren an den vier Tagen nach Angaben des Veranstalters Gustävel in die Heidestadt gekommen. Trotz prominenter Namen war der Sonntag deutlich weniger besucht als der Samstag.

Gustävel zieht einen sehr zufriedenen Schlussstrich unter das diesjährige Uelzen OpenR. Er dankte insbesondere auch der "Festivalgemeinschaft" bestehend unter anderem aus der Feuerwehr, Rotem Kreuz, Vertretern der Stadt und dem Bauamt. So kann er sich auch im nächsten Jahr wieder Thementage vorstellen.