Uelzen Open R Tag 2: „Unfuckingfassbar gut “

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Uelzen, 01.07.2023 - Das OPEN R FESTIVAL präsentierte am 2. Festivaltag wieder "NEUE TÖNE" mit Musik hauptsächlich aus deutschen Landen. Die Sonne vom Vortag ist einem Grau mit Regen gewichen und das Schwarz als Hauptfarbe der Zuschauerbekleidung ist kaum noch präsent.Lediglich die verteilten Strohhüte einer Gesundheitskasse sind auch an diesem Tag zu sehen.

Los ging es bereits verfrüht mit Sophia, eigentlich Sophia Bauckloh, einer deutschen Popsängerin und Komponistin aus Nordrhein-Westfalen. Mit 12 Jahren lernte sie Klavierspielen, nahm Gesangsunterricht, trat im Laufe der Jahre auf Schulveranstaltungen und Stadtfesten auf und schafft es im zarten Alter von 16 Jahren bereits Tausende Menschen mit ihrer Stimme zu begeistern. Social Media Plattformen wie Instagram und vor allem TikTok wurden zu ihrer Bühne. Innerhalb weniger Tage versammeln sich vor dieser virtuellen Bühne über 100.000 Menschen. Natürlich durfte ihr bekanntester Song Niemals allein in der Setlist nicht fehlen.

DSDS-Jurorin und Popsternchen Leony, die mit bürgerlichem Namen Leonie Burger heißt, ist schon einen Schritt weiter. Sie gewann 2014 mit ihrer Band „Unknown Passenger“ die RTL-Show „Rising Star“.

Mit Songs wie "Somewhere In Between" oder "Remedy" hat die 26-jährige Chartstürmerin aus der Oberpfalz ihren teilweise recht jungen Fans einige Ohrwürmer spendiert. Um so erstaunlicher, da sie sich insbesondere bei Refrains anderer Künstler bedient. Meist sind es alte Komponisten wie Beethoven. Da wird aus einem ¾ Takt ein im Pop üblicher 4/4 Takt, die Stimmlage wird geändert, ebenso die Geschwindigkeit und fertig ist ein neuer Refrain. Erstaunlich allemal wie frühe Komponisten heutzutage noch die Jugend begeistern. Aber auch ein Medley bekannter Künstler war bei ihrem Auftritt dabei. Zwischendurch gab es kurze Anprachen mit leicht fränkischem Dialekt an das Publikum. "Faded Love" war der letzte Song in ihrem gut dreiviertelstündigen Gig.

Spätestens seit den beiden Platin-Singles „Fingertips“ und „Never Let Me Down“ (Cooperation mit dem DJ- und Produzenten-Duo VIZE ) aus seinem 2021 erschienen Debütalbum „Heaven In A World So Cold“ gehört der Brite Tom Gregory aus Blackpool zu den Stars des Pop- und Elektro- orientierten Songwritings. In Deutschland wird er schon lange nicht mehr als Geheimtipp gehandelt. Vor knapp vier Jahren hat der junge Brite seine erste Single „Run to you“ veröffentlicht, die direkt zu einem der meistgespielten Radiosongs des Jahres 2018 wurde und Platz 26 in den Airplay Charts erreichte.„Ich lerne gerade Deutsch“ meinte Tom, der teilweise in Hamburg lebt und dort sein Label hat. Er war 2019 schon einmal beim Open R Festival. Und da war er dann während seines Auftrittes, der für den heutigen Tag angekündigte Regen, der uns den weiteren Festivalabend begleitete.

Álvaro Soler, Sohn einer spanischen Mutter und eines deutschen Vaters bestach durch seinen spanischen Charme. Die erste Single „El Mismo Sol“ wurde 2015 gleich zum Sommerhit. In Italien und in der Schweiz erreichte die Single Platz 1 der jeweiligen Charts. Dieses Kunststück konnte Álvaro Soler mit der Nachfolge-Single „Sofia“ ein Jahr später wiederholen.

Selbst Latin-Pop-Queen Jennifer Lopez fand großen Gefallen an Álvaro Solers Song „El Mismo Sol“ und kontaktierte den Senkrechtstarter. Gemeinsam nahmen beide den Song in einer spanisch-englischen Version („El Mismo Sol – Under the same Sun“) als Duett den US-Markt neu auf. Gekommen ist Soler mit großer Band, Percussions, Saxophone, Gitarre, Trompete. Trotz seiner mediterranen Lieder mit Latinvibes wie „Solo Para Ti“ oder „La Cintura“ blieb die Sonne hinter den dicken Wolken.

 

Dafür gab es im Zugabenteil einen noch nicht veröffentlichen Song. Viele Fans hatten Schilder gemalt und hielten sie in die Luft, ebenso ihre Handys. Da wo die Zuschauer nicht so dicht standen wurde in Regenumhängen getanzt. Es ist eben Gute-Laune-Tanzmusik.

SIDO, aka Paul Hartmut Würdig, der deutsche Rapper, Musikproduzent und Schauspieler war an diesem Abend mit von der Partie. Mittlerweile ist die Maske ab und Sido erwachsen geworden. Während der Pandemie Trennung von seiner Frau, Drogensucht, psychiatrische Klinik. Aus dem Schmerz machte er ein neues Album, das bisher persönlichste.

Mit dem Album "Paul" stürmt er die deutschen Charts und verarbeitet das Erlebte in bewegenden Songs. Er kam gut eine halbe Stunde verspätet auf die Bühne und legte mit einem kurzen Intro und Sido-Euro-Regen aus der Konfettikanone und einem „Prost Leute – Prost Sido!“ los. Während seines Auftrittes war über das recht junge Publikum erstaunt: „Da sehe ich so einige Zahnspangen!“ meinte Sido. Ein kleines Mädchen durfte auf die Bühne, da sie ein Schild hochhielt „Ich möchte von dir gedrückt werden“. Dies tat er dann auch unter dem Jubel der Menge. Es folgte noch eine halbe Kinderfußballmannschaft vom SC Kirch-/Westerweyhe. Lediglich Sidos Sprüche in direkter Anwesenheit der Kinder waren etwas daneben. Er forderte die Zuschauer auf, sich das Konzert mit eigenen Augen anzuschauen, statt ständig die Handys hochzuhalten. Als Belohnung sprühten auch die Flammenwerfer. Beim letzten Lied des Sets „Astronaut“ tobte die Menge. Dann ging er von der Bühne und der Ansager stürmte auf den Bühnenausleger, um sofort von Sidos eigener Security wieder zurückgeholt zu werden. „Was war das denn, ich bin noch nicht fertig!“ meinte Sido amüsiert. „Ich bin doch die Vorgruppe von Rea garvey, der scharrt hinten schon mit den Hufen.“ Dann folgten noch zwei Zugabesongs.

Headliner war der unvergleichliche Rea Garvey. Der Frontmann der 2010 aufgelösten deutschen Band Reamonn ist beliebt wie eh und jeh und konnte auch an diesem Abend wieder beweisen, dass er die Massen unterhalten kann.

Mit großen Gesten, die Hände und die Hymnen zum Himmel, stieg Rea auf die Bühne. Er bedankte sich für das „irische Wetter“. „In Irland gibt es zwei Arten von Regen: Warmen Regen im Sommer und kalten Regen im Winter!“ ergänzte er. „Es bestehen gute Chancen, dass ich mich heute bei dem Regen auf die Fresse lege…“ Ein wenig elektronischer und rockiger als früher kommen die neuen Songs daher. Seine Synthesizerspielerin und den Gitarristen hat Rea offenbar von Bosse übernommen. Fazit: „Unfuckingfassbar“ gut! (Reas berühmteste Wortschöpfung als Voice-Juror).

Am 02.07.2023 war noch der Schlagertag der Festivalreihe. Mit dabei waren Beatrice Egli, Thomas Anders, Boney M. und Mickie Krause, um nur einige zu nennen.