Der Mann auf der Flughafen-Toilette Wacken, 02.08.2019 (GE) - Nach kurzen 5 Stunden Schlaf stand ich an meinem letzten Tag am Wacken Open Air schon wieder auf den Beinen und machte mich auf zum Pressezelt, um mich auf meine Highlights vorzubereiten. Ganz groß am Plan standen Meshuggah und Slayers letzter Gig in Wacken. Den Akku geladen und mich mit Trinkbarem ausgestattet machte ich mich auf den Weg zur Bühne. Der letzte Abend hatte mit Musik aus der Schweiz aufgehört und der Heutige begann mit Klängen aus der Schweiz. Die wohl größte Metal Band aus diesen Gefilden stand schon zu früher Uhrzeit auf einer der großen Bühnen. Eluveitie spielten schon als ich vor die Bühne kam und ich freute mich Chrigel (Sänger), mit welchem ich schon ein nettes Interview für Nordevents hatte, wunderbar abgehen sah. Die komplette Band lieferte gekonnt ihre Mischung aus melodischen Folk Metal und Melodic Deathmetal. Der Himmel verdunkelte sich, was zwar zur Musik passte, doch als kurz darauf ein „Nicht-Bandmitglied“ die Bühne betrat wurde mir etwas mulmig. Leider wurde meine Vermutung bestätigt und der Herr gab bekannt, dass durch eine Gewitterwarnung der Betrieb eingestellt und das gesamte Areal evakuiert werden müsse. So zogen alle etwas enttäuscht ab und ich versteckte mich mit vielen anderen im Pressezelt. So konnten Eluveitie leider ihr Set nicht beenden und die von mir darauf erwarteten Cradle of Filth mussten ihr Set leider verschieben. Kaum war das Areal wieder geöffnet, lief ich zu den Hauptbühnen um noch eine Band ersatzweise zu Cradle of Filth einzufangen. Die Band die ich vorfand war Black Stone Cherry aus Kentucky, welche dafür bekannt sind eine immense Stimmung aufzubauen. Dies zeigte sich direkt durch die schon wieder gut vorhandene Crowd, welche sich vor der Bühne versammelt hatte und schon brav am Rocken war. Die Mischung aus Southern Rock, Hard Rock und Heavy Metal war wirklich aufmunternd und als die Herren Chris Robertson (Lead Vocals, Guitar), Ben Wells (Guitar, Backing Vocals), Jon Lawhon (Bass/ Backing Vocals) und John Fred Young (Drums) auch noch ein Jimi Hendrix Cover („Purple Haze“) anstimmte, war der Crowd und mir der leichte Nieselregen schon wieder vollends egal. Nachdem mir mitgeteilt wurde, dass es mit insgesamt 35 Minuten Verspätung regulär weiter ging, wurde mir bewusst, dass in kurzer Zeit Life of Agony auf der Louder Stage einfinden würden. So machte ich mich einmal auf den recht kurzen Weg. Ich kam schön pünktlich zu Bühne und freute mich schon immens auf die Truppe aus Brooklyn New York, welche sich Life of Agony nennt. Deren Album „River runs red“ ist mitunter eines meiner absoluten Lieblingsalben überhaupt und daher war es für mich Pflicht bei der Band einzufinden. Mina Caputo (Vocals), Joey Z. (Guitar), Alan Robert (Bass) und Veronica Bellino (Drums) betraten die Bühne und starteten direkt mit den Klassikern in die Show. Der Alternative Metal der Band ist wirklich eine Klasse für sich und bringt sehr viele interessante Facetten des Genres zum Besten. Bei mir kam endlich wieder richtig gute Laune auf und ich war schon immens gespannt auf die Presse-Konferenz, die später stattfinden sollte, da dort die Band das neue Album, welches am 08.08.2019 mit einer neuen Single angeteasert wird, vorstellen sollte. Ich genoss das Set und zog dann direkt wieder zur vorherigen Stage, da mich dort eine weitere meiner Lieblingsbands erwartete. Bodycount ft. ICE T: Wer mich kennt weiß, dass ich Bands mit einer klaren politischen Einstellung nicht nur auf Grund der Musik, sondern eben wegen der Einstellung immer und immer wieder sehen muss. Neben den Suicidal Tendencies ist die Band Bodycount einer dieser Vertreter einer klaren Linie und oben drauf noch eine der coolsten Crossover-Thrash Bands die mir bekannt ist. ICE-T und seine Truppe haben schon oft für Unruhe gesorgt mit ihren stark politkritischen Texten, welche sich großteils um Rassismus drehen und derartige Vorhaben, speziell musikalischer Art, finde ich sehr unterstützenswert. Kaum war die Band auf der Bühne, wurde zerlegt. Wie gewohnt richtete Ice gleich nach dem ersten Song das Wort an die Crowd und stellte die Band vor. Wenn man die Band kennt, weiß man auch ungefähr den Ablauf der Show, sowie ihre Messages, doch sie werden einfach nicht alt. Nebenbei bewertet Ice gerne die Härte des wütenden Moshpits und Wacken dürfte mit einer sehr guten Bewertung weggekommen sein. Da die vorhin erwähnte Pressestunde von Life of Agony anstand, machte ich mich noch vor Ende des Sets auf den Weg zurück in das Pressezelt, doch ich bin mir sicher, dass die Band bis zum Ende enorm geliefert hat. Trotz verfrühter Abreise zum Pressezelt hatte ich den Beginn der Pressestunde verpasst, doch insgesamt 3 Songs des neuen Albums durfte ich vernehmen und muss sagen, dass sich alle Fans des diversen Metals auf eine ganz schöne Keule freuen dürfen. |
Die Band selbst meinte, dass sie sich wieder etwas auf ihre Wurzeln konzentriert habe und Bands wie Nine Inch Nails, Korn und viele weitere Crossover-Bands sicherlich Einfluss auf die momentanen Tracks gehabt haben. Wir bleiben jedenfalls gespannt und hoffentlich komme ich zu einer Review des Albums.Kaum war die Pressestunde beendet, ging es für mich sozusagen in die Endrunde, da meine vorhin erwähnten Highlights anstanden. Mittlerweile dürfte klar sein, dass ich einen kleinen Hang zum schwedischen Metal habe und daher ist es verständlich, dass ich mich schon wie ein kleines Kind darauf gefreut hatte meine Helden von Meshuggah, genauer die Herren Jens Kidman (Vocals), Frederik Thordendal (Lead Guitar), Marten Hagström (Rhythm Guitar), Dick Lövgren (Bass) und den legendären Tomas Haake (Drums), aus dem Graben fotografieren zu dürfen. Ohne große Worte marschierte die Truppe auf die Bühne und zerlegte erbarmungslos. Die Crowd vor der Bühne war wohl eine der Größten die ich in meinem Leben gesehen habe, auch wenn mir dies möglicherweise aus dem Graben nur so vorkam. Die Godfathers of Djent marterten ihre Tracks wie Biester herunter und Jens`s Vocals waren unbeschreiblich gut. Ich plerrte mir mit ihm die Seele derartig aus dem Leib, dass teilweise die Fotografen neben mir mich ganz komisch ansahen. Die dürften es anscheinend nicht gewohnt gewesen sein, einen Fotografen derartig im Graben abgehen zu sehen. Ich war jedenfalls selig und gönnte mir das Set bis zum Ende. Dank einem Security wurde ich direkt über den hinteren Bühnenweg zur Stage gebracht auf welcher nun mein Festival-Abschluss stattfinden sollte. Die folgende Band braucht keine andere Vorstellung als „SSSSLLLLAAAAAYYYYYEEERRRR!!!!!“. So gut wie ganz Wacken hatte sich schon vor der Bühne versammelt und ich wartete schon beim seitlichen Bühneneingang um mit meinen Kollegen vor die Bühne gelassen zu werden. Leider wurde uns dieses Vorhaben vom Management gänzlich vermiest, da plötzlich bekanntgegeben wurde, dass eine Mail mit einem zu unterschreibenden Vertrag ausgesendet wurde, welcher benötigt wurde um in den Graben gelassen zu werden. Während meine Kollegen noch etwas verärgert auf der Seite standen, packte mich die Wut und so lief ich mit meinem ganzen Equipment direkt in die Crowd um einen mittigen Platz zu ergattern. Somit gibt es für Slayer nur die freigegebenen Bilder von der ICS Festival Service GmbH. Eingequetscht zwischen zwei Moshpits stand ich nun und ein freundlicher Metalhead informierte mich immer, wenn ein Stagediver gefährlich nahe kam, danach manövrierte ich durch die Menge zurück zu einem etwas entspannteren Platz. Von dort aus genoss ich noch den Rest des Sets und bekam so wie bei Slayers letzten Wien-Konzert Tränen in den Augen als Tom Araya sich von der Crowd sehr emotional verabschiedete. So ging für mich das Wacken Open Air zu Ende und ich machte mich auf den Weg zum Flughafen. Mit vielen schönen Erinnerungen saß ich dann am Hamburger Flughafen, ärgerte mich dann aber doch ein wenig darüber, dass ich Cradle of Filth nicht in die Finger bekommen hatte. Vorsorglich ging ich noch vor dem Flug aufs WC und beim Händewaschen stand auf einmal ein Mann mit Wacken-Artist-Band neben mir. Ich fragte ihn ob er in einer Band spiele und sein Antwort riss mich vom Hocker : „Yes, Cradle of Filth“. Freudig stellte ich mich vor und erklärte, dass ich sie verpasste hatte. So plauderten wir noch bis zum Boarding und ich konnte mich freuen doch noch jemanden von der Band gesehen zu haben. Somit war das Wacken Open Air ein wirklich grandioses Erlebnis, welches ich jedem Metaller nur empfehlen kann. Menschen aus der ganzen Welt die genau eines im Sinn haben: METAL! |
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