WGT 2022 Tag 1: Das große Wiedersehen

Zur Bildergalerie

Leipzig, 03.06.2022, (Laura Fatteicher) – Das Wave-Gotik-Treffen, kurz WGT, ist mit rund 20.000 Besuchern jährlich eine der größten Veranstaltungen der Schwarzen Szene. Über vier Tage erstreckt sich ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm. Anders, als man es von herkömmlichen Festivals kennt, finden Konzerte nicht nur an einem bestimmten Standort statt, sondern sind im ganzen Leipziger Stadtgebiet verteilt.
Bereits am Freitagmittag war der schwarze Schleier am Leipziger Hauptbahnhof nicht zu übersehen, der sich an der S-Bahn-Station in alle Richtungen verteilte. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause, konnte es nun endlich wieder losgehen. Für die meisten Besucher stehen bei dieser Veranstaltung nicht unbedingt die Bands im Vordergrund, sondern das große Ganze und natürlich das Wiedersehen alter Freunde und Bekannte – das ist es, was das WGT zu dem macht, was es ist.

Ein gemeinsamer traditioneller Treffpunkt für viele Besucher – und mittlerweile auch für zahlreiche Schaulustige – ist das Viktorianische Picknick im Clara-Zetkin-Park. Das schöne Wetter zog am Freitagnachmittag wieder einmal zahlreiche Besucher in aufwendigen, teils handgefertigten Kostümen auf die grünen Parkflächen. Zwischen den langen Kleidern und Kostümen fehlte es nicht an prunkvollen Dekorationen und üppig gedeckten Tischen mit allerlei Obst und selbstgemachten Leckereien. Eine klare Linie gab es nicht, so unterschiedlich und vor allem kreativ hoben sich die Outfits voneinander ab.

Um 17:00 Uhr eröffnete die Band Devil-M die Bühne im Felsenkeller. Devil-M wurde 2006 als Projekt von Frontmann Astharat gegründet und zeichnet sich durch einen weitaus elektronischen Musikstil aus. In den Felsenkeller hatte es um diese Uhrzeit noch nicht so viele Menschen verschlagen, die meisten nutzten noch das schöne Wetter beim Picknick. Allerdings hat auch das kleine Publikum gut für Stimmung gesorgt – und so blieb immerhin genug Platz zum Tanzen. Währenddessen flogen auf der Bühne die Dreads der Musiker durch die Luft. Denn die Band ist definitiv nicht nur etwas für die Ohren. Trotz der Erkältung des Sängers war es wohl für alle Beteiligten ein durchaus guter Start des WGT 2022.

Als nächstes folgten Soulbound, die sich musikalisch doch sehr von der Vorband abhoben. Es ging diesmal in die Ecke des Alternative Metal. Die Nebelmaschinen liefen hier von Anfang an auf Hochtouren. Die Band hat sich spürbar – wie so viele andere auch – gefreut, endlich wieder auf der Bühne stehen zu dürfen. Sänger Johnny Soulbound animierte die Leute und war in ständiger Interaktion mit dem Publikum. Die Musik der Bielefelder kam sehr gut im Publikum an und es wurde bei vielen Songs lauthals mitgeschrien. Einige Songs, etwa “Tic Toc”, blieben auch noch nach dem Konzert als Ohrwurm erhalten.


 

 

 

 

 

 

Danach wurde es nochmal etwas leerer im Felsenkeller, sodass nur noch eine handvoll Menschen vor der Bühne von der nachfolgenden Band, Blitz Union aus der Tschechischen Republik, standen. „Vision. Spirit. Power. Desire. Action“ lautet die Parole des Newcomer-Acts. Adrett gekleidete Musiker betraten im schwachen Licht der Scheinwerfer die Bühne. Man merkte, dass die Industrial-Rock-Band mit jedem Song mehr auftaute und das übertrug sich auch auf das Publikum, das immer lockerer wurde. In ihren Texten greifen sie aktuelle gesellschaftliche und politische Themen wie Umweltzerstörung, Klimawandel, Machtmissbrauch und Homophobie auf und verbinden sie mit atmosphärischen, aber gleichzeitig auch harten elektronischen Klängen.

Wenige Gehminuten entfernt liegt eine weitere teilnehmende Location, das Westbad. Das historische Hallenbad war noch von der vorangegangenen Band lückenlos mit Menschen gefüllt und heizte ordentlich ein. Gegen 21 Uhr ertönte eine elektronische Stimme “We are Centhron. Raise your fists!” und die Band Centhron enterte die Bühne mit ihrem bekannten Intro “Einheit C”. Die Fans waren sichtlich in Tanzlaune und freuten sich vor allem auf die Hits wie “Cunt” und “666”, aber auch Songs des neuen Albums kamen sichtlich gut an. Es dauerte nicht lange, bis der Schweiß nur so durch die Gegend tropfte und der Bass die Industrial-Dancemoves aus den Körpern schüttelte.

Nach Centhron wurde es für einen kurzen Moment leerer im Westbad und es zog endlich ein wenig Frischluft durch den Raum. Diese war allerdings nicht von Dauer, denn auch Aesthetic Perfection sollten den Raum kurze Zeit später wieder zum Kochen bringen. Nachdem das Fritz Haarmann-Lied “Warte, warte nur ein Weilchen” den Auftritt einstimmte, betrat Sänger Daniel Graves mit Fischerhut und zwei maskierten Mitmusikern die Bühne. “Gods & Gold” brachte die Stimmung schon beim ersten Song auf Hochtouren. Daniel Graves hüpfte über die Bühne und übertrug seine Energie in die Menge. Gegen 23.30 Uhr sollte noch nicht Schluss sein und so durfte sich das Publikum noch über eine Zugabe freuen, bevor der erste Tag des WGT auch schon wieder vorbei war.