WGT 2022 Tag 4: Nach dem Festival, ist vor dem Festvial

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Leipzig, 06.06.2022, (Laura Fatteicher) - Langsam neigte sich das Wave-Gotik-Treffen dem Ende zu. Auf der großen Händlermeile in der Messehalle wurden an vielen Verkaufsständen die Preise reduziert. Hier lohnte es sich, nochmal die Taschen mit neuen Klamotten, Accessoires und CDs vollzupacken. Auch einige Andenken an das Treffen konnten hier erworben werden, neben T-Shirts beispielsweise auch der “Pfingstbote”, das offizielle WGT-Programmbuch.

In einer der schönsten Locations Leipzig, dem Täubchenthal im Stadtteil Plagwitz, eröffnete am späten Nachmittag die Band Hellgreaser die Bühne. Die Horrorpunkband aus Köln kam mit harten Gitarrenriffs und eingängige Rhythmen, die von der sehr melodischen und prägnanten Stimme des Sängers abgerundet wurden. Ein Cover des beliebten Songs „Pet Sematary“ der Punk-Rock-Band Ramones brachte auch den Teil der Menge, die Hellgreaser bis dahin noch nicht kannten, zum lauten Mitsingen. Aber auch ihre eigenen Songs fanden großen Zuspruch und führten zu einem runden Auftritt.

Nach einer kurzen Verspätung durch technische Probleme ertönten wieder die Boxen. The Fright präsentierten dem Leipziger Publikum unter anderem ihr neues Album „Voices Within“, das erst vor Kurzem sein Release feierte. Es zeigten sich viele textsichere Fans unter der Menge, die die neuen Songs bereits lauthals mitsangen. Die Band ist ist allerdings auch keine unbekannte mehr und stand zuletzt 2018 im Rahmen des WGT auf ebendieser Bühne. Die Mischung aus Horror-Punk und Rock sowie der tiefen emotionalen Stimme von Lon Fright ließen kaum jemanden mehr ruhig stehen und lösten große Begeisterung aus.

Nach einer viel zu kurzen Spielzeit räumten The Fright die Bühne und machten Platz für Rezurex. Mit Halfskull-Makeup und giftgrünem Irokesen betrat Sänger Daniel deLeon die Bühne. Rezurex ist eine Psychobilly Band aus Kalifornien und wurde 2001 gegründet, ursprünglich mit dem Bandnamen Lobo Negro. Die Band konnte übergangslos die gute Stimmung fortführen und einige Fans schwungen zu dem rock ’n’ rolligen Stil sogar das Tanzbein. Mit im Gepäck hatten sie ein Instrument, was man wohl erstmal nicht auf einem Gothicfestival erwarten würde: einen Kontrabass. Dieser wurde von Steve Rejn schwungvoll wie eine Gitarre über die Bühne getragen und machte sich gut zum Posieren des Musikers. Das Gesamtkonzept überzeugte und brachte Partystimmung ins Täubchenthal.

 

Der vorletzte Auftritt auf der Hauptbühne in der Agra: Grendel. Ihr Bandname leitet sich von der angelsächsischen Sagengestalt Grendel ab. Doch wer jetzt auf harmonische Elfenklänge schließen lässt, liegt falsch. Grendel ist eine Aggrotech-Band mit einer fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Stimme, die mit durchaus tanzbarem Elektro perfekt harmonierten. Ein absolut gelungener Auftritt, der als gute Grundlage für den Headliner des Abends fungierte. Der Aufdruck eines Bandshirts, “Listened to Combichrist before they where metal”, ließ bereits erahnen, was der Headliner des Abends bereithalten sollte.

Kurz nach 23 Uhr sollte es ein letztes Mal laut in der Messehalle werden – und wie laut! Combichrist wurde von Frontmann Andy LaPlegua 2003 gegründet. Nachdem sie mehrere Jahre vor allem im Aggrotech beheimatet waren, wurde ihre Musik in den letzten Jahren immer metallischer. Mit hämmernden Drums und nunmehr zwei Gitarren gaben sie ihren alten Songs live ein ganz neues Gewand. Die Jungs explodierten förmlich auf der Bühne und es dauerte nur wenige Songs, bis die Mitte des Innenraums zu pogen und hüpfen begann. Mit dem Song “What the fuck is wrong with you” endete der Abend mit heißeren Stimmen und verschwitzen Oberkörpern. Einen besseren Abschluss hätte es für das WGT nicht geben können.

Fazit: Das Wave-Gotik-Treffen ist immer wieder eine Reise wert. Künstler und Künstlerinnen aus aller Welt begeisterten ein weiteres Jahr die Fans der Schwarzen Szene. Leider kann in der Zeit lediglich ein Bruchteil des Rahmenprogramms entdeckt werden, denn zeitgleich fanden zahlreiche Konzerte, Lesungen und Ausstellungen an weiteren Locations wie etwa der Moritzbastei, dem Haus Leipzig, dem Schauspielhaus, dem Stadtbad oder im Volkspalast statt. Wir sagen Danke und freuen uns schon jetzt auf nächstes Jahr!