Von Sandra Meyer
Anlässlich ihrer aktuellen Tour „Autumn Melodies“ sind Maite Itoiz und John Kelly momentan für 9 Konzerte in Deutschland. Nordevents hatte die Möglichkeit mit John Kelly nach dem Auftaktkonzert in Gnarrenburg zu sprechen, der sich ausführlich Zeit nahm einige Fragen zu beantworten.
Du hast jetzt das erste Konzert von insgesamt 9 Konzerten gespielt. Wie geht es dir danach? Wie war das erste Konzert für euch?
John: Ich habe ein gutes Gefühl. Also wenn das erste Konzert so gut war dann gibt es mir Kraft für die Nächsten, kommenden. Es ist alles gut rübergekommen. Wir haben das Programm geändert, neue Stücke hinzugefügt und man weiß vorher nie so richtig, bis man den ersten Auftritt hat, … aber es hat einfach gepasst. Es passt oft zu Hause, aber jetzt hat man auch gesehen, es ist live harmonisch und es hat alles gepasst. Das Gefühl ist einfach genial, jetzt kann ich heute Abend gut schlafen.
Das freut mich! Ich glaube, es waren auch viele Leute von vor Ort dabei, die euch noch nicht so oft gesehen haben?
John: Genau!
Und die Stimmung kam auch in den hinteren Reihen gut an.
John: Richtig! Ein paar Fans waren dabei, aber viele kamen aus der Umgebung. Diese Kombination finde ich klasse. Es ist besonders, wenn Leute zum ersten Mal dabei sind.
Was würdest du sagen, ist das Besondere für dich an Liveauftritten im Vergleich zu beispielsweise Studioaufnahmen?
John: Man tauscht das Menschliche aus. Man kann den Menschen in die Augen schauen und sieht unmittelbar, wie das herüberkommt. Jedes Konzert ist anders, man erlebt jedes Konzert anders, weil es ist wie das Leben, jeder Tag ist anders und es gibt immer Überraschungen. Live ist immer etwas Lebendiges. Es ist auch schön, das aufzunehmen, aber das ist nicht immer schaffbar. Heute war es einfach gut.
Gibt es einen Liveauftritt, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist? Irgendwas, was ganz besonders war, vielleicht auch mit Maite zusammen, an das du immer gerne zurückdenkst?
John: Ja, es gibt zum Beispiel einen Auftritt, den wir bei uns in Aralar gemacht haben. In einer Kirche, die weit oben in den Bergen ist und der Auftritt ist auf unserer neuen CD und DVD. Das wurde für das baskische Fernsehen aufgenommen und dieses Konzert war magisch. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Außerdem gibt es noch ein anderes Konzert mit der „Rock Opera“ in der Stadt Pamplona im Teatro Gayarre, das war im Vergleich dazu ganz anders, ein ganz anderes Programm. Man kann an sich nicht sagen, da war das Beste, sondern ich glaube … wir haben auf Festivals gespielt, da ist eine andere Stimmung. Es ist von Location zu Location verschieden – von jeder Location nehmen wir etwas mit, was die andere nicht hat – das ist das Gute.
Aralar war ja auch in der Coronazeit, 2020 oder 2021?
John: Richtig! Das war dann auch besonders, weil in dieser Zeit nicht viel an Auftritten möglich war und gerade in dieser Zeit war das sehr spannend.
© Nordevents – Unsere Redakteurin im Gespräch mit John Kelly
Du hast vorhin während des Konzerts gesagt, dass eure Familien euch Ende der 1990er Jahre auf die Idee gebracht haben auch zusammen Musik zu machen?
John: Das ist eher spontan bei mir und Maite passiert. Maite hatte ihre Opernkarriere gemacht, ich war mit der Kelly Family unterwegs und Ende der Neunziger war Maite bei uns in Deutschland und es hat sich wirklich spontan ergeben. Maite hat auch gesungen und es gab so ein Lied „Txoria Txori„. Das Lied hat sie irgendwie wie von selbst gesungen, es stammt von einem Musikerfreund, der das Lied komponiert hat. Das fand ich dann klasse, ich wollte das gerne probieren oder wir beide. Wir haben das für Familie und Freunde beim Abendessen gesungen und dann haben die uns einfach motiviert. Diesen Mut gegeben: „Macht was zusammen – das hat Gänsehaut bei uns ausgelöst“. Dann haben wir immer ein bisschen komponiert und ein bisschen für uns gespielt, bis es dann professioneller wurde und 2006 unser erstes Album rauskam.
Das erste Album war dann mehr als Duo? Das Projekt Elfenthal kam erst später?
John: 2006 kam das „Tales from the secret forest“-Album raus und das waren wir beide mit einem Symphonieorchester, insgesamt schon ein großes Projekt. Wir haben verschiedene Formate gemacht. Das jetzt ist sehr akustisch. Eine Mischung aus Kelly Liedern von mir und Liedern von Maite und Lieder die wir auch zusammen gemacht haben – so eine Art Cocktail. Das war meine Idee und Maite hatte auch verschiedene Ideen, daraus haben wir jetzt ein Programm zusammen gestellt.
Nun macht ihr fast seit 20 Jahren offiziell zusammen Musik. Gibt es Ziele, wo ihr musikalisch noch hin möchtet. In welche Richtung soll es gehen, ist nochmal etwas in Richtung Elfenthal oder Rock Opera angedacht? Habt ihr einen Plan für euch oder schaut ihr mehr, was sich spontan ergibt?
John: Im Moment steht nur diese Tour im Plan. Ich mag das Akustische sehr, daran habe ich viel Spaß. Das Größere, mit mehr Musikern bedeutet viel mehr Aufwand, viel mehr Arbeit. Ich bin im Moment sehr glücklich über dieses Projekt, ich mag das sehr. Die Kombination mit Maite, sie hat eine Wahnsinnsstimme. Die Rock Oper mag ich auch sehr, aber es ist viel Aufwand, man muss sehr viel vorbereiten. Es lohnt sich nicht für ein Konzert, es würde sich nur für eine ganze Tour mit 10- 15 Konzerten lohnen, da das monatelange Vorbereitung bedeutet.
Euch macht das viel Spaß und das ist am Wichtigsten.
John: Ja, genau… wenn man einmal auf der Bühne ist, dann rollt das. Für Einzelkonzerte ist die Rock Opera nicht geeignet, wenn genug Unterstützung und Werbung da ist und die Finanzierung gesichert ist, wäre das schon nochmal vorstellbar. Im Moment ist mein Kopf aber voll bei dem aktuellen Projekt.
Habt ihr aktuell eigene Projekte? Produziert Maite aktuell für andere Künstler, für das letzte Kelly Family Album hatte sie ja verschiedene Stücke produziert?
John: Richtig. Sie hat dafür etwas beigetragen, außerdem hat sie weitere Sachen für andere gemacht, unter anderem Filmmusik. In den letzten Monaten haben wir uns aber beide nur auf das hier konzentriert. Es gab kaum Zeit für anderes. Davor hat Maite einiges im Kompositionsbereich gemacht, sie möchte das mehr ausbauen. Sie kann das richtig gut und ich motiviere sie das auszubauen.
Wie sieht es bei dir aus? Hast du aktuell noch eigene Projekte nebenbei?
John: Nein.
Letztes Jahr gab es auf einem Festival in Holland einen Auftritt mit einigen deiner Geschwister zusammen, ist in diese Richtung nochmal etwas geplant?
John: Nein, da ist nichts geplant.
Ich wüsste gerne, ob du privat auch Musikveranstaltungen besuchst wie zum Beispiel Konzerte oder mal in die Oper oder ähnliches gehst?
John: Wenig. Hätte ich vielleicht gerne mehr gemacht, aber irgendwie zu wenig (lacht).
Du hattest vorletztes Jahr auf der Kelly Family Cruise ein Konzert, welches du zum ersten Mal alleine gegeben hast, wäre sowas auch nochmal vorstellbar?
John: Ja, doch. Ich hatte bis dahin kein Programm zusammengestellt. Aber das war eine Situation, die sich so recht spontan ergeben hat und ich fand das klasse. Ich habe das sehr genossen. Es kam gut rüber. Es könnte so in der Form nochmal kommen.
Du hast insgesamt keine festen musikalischen Ziele für die nächste Zeit, sondern schaust, was sich ergibt?
John: Im Moment liegt mein Fokus bei dieser Tournee… für die Zukunft steht noch nichts konkret fest, ich werde dann mal sehen.
Maite, ich hab‘ Bock, lass uns mal eine Tournee machen!
John Kelly
Habt ihr vorher schon mal eine Deutschlandtour in dem Rahmen gemacht? In den letzten Jahren waren es ja eher vereinzelte Konzerte, die ihr gegeben habt.
John: Nein, die einzelnen Konzerte waren so eine Art Probe, wie das ankommt mit den gemischten Liedern. Ich habe die Konzerte sehr genossen und dann zu Maite gesagt: „Maite, ich hab‘ Bock, lass uns mal eine Tournee machen.“ Es hat funktioniert, was wir so zusammengestellt haben und kam gut an.
Viele Fans sind für die Konzerte in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen in den letzten Jahren weit gereist. Da freuen sich sicher einige Fans, dass ihr nun auch in den Osten und Süden kommt, oder?
John: Es haben sehr viele nach den Konzerten im Süden gefragt und dann habe ich dafür gekämpft und bin froh, dass das geklappt hat.
Ihr habt einige interessante Locations für die Konzerte ausgewählt?
John: Ja, heute in der Kirche, dann geht es diese Woche noch zu einem Schloss (Burg Rabenstein). Das ist sehr unterschiedlich und spannend.
Vielen Dank an John Kelly für das Interview und viel Erfolg für die weitere Tour!
Während in der ersten Tourhälfte, eher der Norden und Westen an Orten abgedeckt wurden, geht es indessen am Donnerstag, 10.10.24 weiter mit 2 Konzerten im Süden und anschließend 2 Konzerten im Osten. Sonntag ist der Tourabschluss in Plauen.
Eine Review des Konzertes direkt vor dem Interview gibt es –> hier.
Weitere Interviews: