von Sunil Amrith
Erscheinungstermin: 20. März 2025
Genre: Sachbuch / Umweltgeschichte / Globalgeschichte
Einband: Gebundenes Buch
Seitenzahl: 505 Seiten
ISBN: 978-3-406-82927-7
Verlag: Verlag

Eine globale Umweltgeschichte mit politischer Tiefenschärfe
In „Brennende Erde – Eine Geschichte der Umwelt seit 1500“ präsentiert der Historiker Sunil Amrith ein Werk, das ebenso historisch wie hochaktuell ist. Über einen Zeitraum von mehr als 500 Jahren verfolgt er, wie menschliche Gesellschaften in ihren politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen tiefgreifende Spuren in der Natur hinterlassen haben. Dabei geht es nicht nur um Umweltzerstörung im klassischen Sinne, sondern auch um die Frage, wie eng diese mit globalen Machtverhältnissen, Kolonialismus, Kapitalismus und sozialen Ungleichheiten verknüpft ist.
Amrith stellt die scheinbar lineare Erfolgsgeschichte menschlicher Zivilisation infrage. Seine Darstellung zeigt, dass Fortschritt häufig auf Kosten von Menschen, Tieren und ganzen Ökosystemen ging – und dass die Verantwortung dafür oft bei jenen liegt, die von diesem Fortschritt am meisten profitierten. Besonders deutlich wird dies in Beispielen wie dem Silberbergbau in Südamerika unter kolonialer Herrschaft, der britischen Goldförderung in Afrika oder der Rohstoffausbeutung im postkolonialen Asien.
Globale Perspektive und elegante Sprache: Geschichte für die Gegenwart
Was Amriths Buch besonders auszeichnet, ist seine bewusst globale Perspektive. Anders als viele klassische Geschichtsbücher richtet sich sein Fokus nicht nur auf Europa oder Nordamerika, sondern nimmt auch Regionen wie Indien, Indonesien, Brasilien oder das südliche Afrika in den Blick. Diese Herangehensweise macht „Brennende Erde“ zu einem wichtigen Beitrag zur sogenannten „Globalgeschichte“, bei der nicht nur die Gewinner, sondern auch die Verlierer des Fortschritts eine Stimme erhalten.
Der Stil des Buches ist dabei sowohl sachlich als auch elegant. Amrith schreibt keine trockene Abhandlung, sondern eine lebendige Erzählung, die Historie greifbar und nachvollziehbar macht. Seine Sprache ist ruhig, reflektiert und gleichzeitig voller Dringlichkeit – man spürt, dass es ihm nicht nur um das Aufzeigen historischer Zusammenhänge geht, sondern auch um ein ethisches Anliegen. Immer wieder stellt er Verbindungen zur Gegenwart her: Klimakrise, Artensterben, Ressourcenknappheit – alles Entwicklungen, deren Wurzeln tief in der Geschichte liegen.
Ein Buch, das zum Umdenken anregt
„Brennende Erde“ ist kein klassischer Umweltreport, sondern ein historisches Werk mit einer klaren Botschaft: Wer die ökologischen Krisen der Gegenwart verstehen will, muss ihre Wurzeln in der Geschichte erkennen. Sunil Amrith fordert die Leserschaft indirekt dazu auf, die Welt nicht nur in Kategorien von Wachstum und Entwicklung zu denken, sondern auch Fragen von Verantwortung, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit zu stellen. Seine Analyse macht deutlich, dass die aktuellen ökologischen Herausforderungen ohne ein Umdenken in unseren wirtschaftlichen und politischen Systemen kaum lösbar sein werden.
Dabei gelingt es ihm, komplexe Zusammenhänge zugänglich zu machen, ohne sie zu vereinfachen. Besonders stark ist das Buch dort, wo es zeigt, dass Umweltgeschichte immer auch eine Geschichte der Ungleichheit ist – zwischen Nord und Süd, zwischen Arm und Reich, zwischen Zentrum und Peripherie.
Fazit: Lesenswert, lehrreich und aufrüttelnd
Sunil Amrith ist mit „Brennende Erde“ ein beeindruckendes Werk gelungen, das historische Tiefe mit politischer Relevanz verbindet. Es ist ein Buch, das man nicht einfach nur liest, sondern das zum Nachdenken anregt und die eigene Sicht auf Weltgeschichte und Umweltfragen grundlegend verändern kann.
Für alle, die sich mit der Klimakrise, globaler Gerechtigkeit oder Umweltgeschichte beschäftigen, ist dieses Buch eine klare Leseempfehlung. Es gehört zu jener Art von Literatur, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Haltung zeigt – und vielleicht sogar den Wunsch weckt, selbst aktiv zu werden.