Von Gregor EDER
AUTOPSY sind zurück! Die legendäre Death-Metal-Band hat sich am 27.10. mit dem Album „Ashes, Organs, Blood and Crypts“ zurückgemeldet und ich hatte das Glück einen Interview-Termin mit Sänger und Schlagzeuger Chris Reifert zu bekommen.
Freudig rief ich Chris am 10.11.2023 an und nach einer kleinen Verstellung und Begrüßung startete ich wie gewohnt direkt mit der ersten Frage. Da ich beim letzten Interview mit Chris einige Fragen hinsichtlich dem Songwriting der Band gestellt hatte interessierte mich diesmal etwas anderes: „Wie bist du eigentlich dazu gekommen auf diese Art und Weise zu singen? Wie kamst du dazu so zu schreien bzw. zu gröhlen?“
„Also eigentlich weil es kein Anderer von uns konnte. Ich wollte es eigentlich nicht, aber irgendwie blieb der Job an mir hängen. Als Eric und ich die Band gründeten wollten wir eigentlich einen Sänger, eine Frontperson oder so. Wir konnten aber niemanden finden. Wir kannten niemanden der es konnte. Wir hatten einen Freund der es ausprobierte, weil er wollte, aber das lief nicht sonderlich gut. So mussten wir uns entscheiden ob wir eine Instrumentalband bleiben oder den Gesang selbst hinbekommen. Der ursprüngliche Plan war eigentlich den Gesang zwischen uns beiden aufzuteilen und Eric sang auch einen Song ein, entschied sich dann aber lieber nur Gitarre zu spielen. So blieb es schlussendlich an mir hängen. Anderenfalls hätte ich garnicht erst damit begonnen“: erklärte Chris mit einem Grinsen im Gesicht.
Ich fand es auch erheiternd, dass einer meiner liebsten Death-Metal-Sänger einfach in diese Position gerutscht ist. Da es kein leichtes ist ein Set mit solch hartem Gesang live wiederzugeben fragte ich folgendes: „Wie hältst du deine Stimme bzw. deine Stimmbänder in Schuss? Hast du dich mit über die Jahre mehr mit Gesangstechnicken auseinandergesetzt oder ein spezielles „Warm-Up“ ?“
Chris meinte: „Also ich mache eigentlich nicht viel. Vor einer Show oder einer Aufnahme mache ich meist ganz grauenhafte Geräusche um meinen Hals zu lockern und alles dort drinnen zu lösen. Vor kurzem haben ich entdeckt, dass Husten bis zu dem Punkt wo man sich fast übergeben muss, den Rachen und Hals wunderbar funktioniert. Es löst einfach alles im Hals und dann kann ich loslegen. Ich bin mir nicht unbedingt sicher ob das eine gute Idee ist, aber es funktioniert für mich. Ohne ein bisschen aufzuwärmen könnte ich wahrscheinlich nicht so schreien, oder es würde sich nicht so toll anhören.“
Ich bin mir auch nicht ganz sicher ob das Husten eine gute Idee ist, aber wenn es funktioniert, dann funktioniert es eben. Nun da ich wusste wie Chris sich vor einem Gig aufwärmt, wollte ich sein Wissen als „Metal-Urgestein“ anzapfen und fragte: „Du hast ja die Begründung des Genres Death Metal direkt mitbekommen und es selbst mitgeprägt. Siehst du eigentlich einen großen Unterschied in der Attitüde von Death-Metal Fans heute im Vergleich zu früher?“
„Eigentlich nicht. Es ist einfach so eine Sache. Wenn es dir gefällt, dann gefällt es dir! Ich glaube Menschen bekommen heute noch das gleiche Gefühl beim hören von Death-Metal. Der einzige Unterschied ist, dass das Genre natürlich schon länger besteht und man nicht unbedingt Neues hört. Irgendwie wurde Alles schon geschrieben. Als Death- und Extreme Metal, oder wie man es auch nennen mag, herauskamen, war man natürlich ganz anders überrascht und begeistert. Das wäre auch ein Unterschied. Es galt einfach als neue Musik und ich wollte sobald ich das Genre kannte wollte nichts Anderes mehr hören. Was damals nicht hart und schnell war, war nicht gut genug. Nach so vielen Jahren in der Szene erlaubt man sich dann aber auch zuzugeben, dass man gerne auch andere Genre hört. Aber ich glaube das Gefühl das einem egal welche Musik gibt bleibt immer erhalten.“ erklärte Chris.
Da konnte ich nur zustimmen, denn mir fällt es auch bis heute sehr schwer bei Death-Metal mein Genick still zu halten. Zum neuen Album gibt es ja meist eine Tour, doch AUTOPSY hatten zum Zeitpunkt des Interviews meines Wissens nach keine Europa-Konzerte geplant. Daher fragte ich Chris: „Wie sieht es momentan eigentlich mit Konzerten in Europa aus? Plant ihr schon auch uns zu beehren?“
„Aktuell haben wir nur einen geplanten Gig in Europa, nämlich am Obscene Extreme Festival in Tschechien. Dort haben wir bisher noch nicht gespielt, aber ich habe gehört, dass es dort sehr lustig zugehen soll. Die Leute springen auf die Bühne und sind verkleidet. Ich bin gespannt was uns dort erwartet. Sonst haben wir akut keine Konzerte in Europa in Planung.“ antwortete Chris.
Stell dir vor dich fragt eine Person ob du immer noch deine Musik spielen würdest wenn du dein Leben lang keinen einzigen Cent damit verdienen würdest. Wenn deine Antwort „Ja“ ist, dann hast du die richtige Motivation.
Chris Reifert (Autopsy)
Das Obscene Extreme ist ein wirklich wildes Festival auf welchem schon Freunde von mir Konzertieren durften. Ich erzählte Chris kurz was es dort an lustigen Wettbewerben gibt, bevor ich zum meiner großen Abschlussfrage ansetzte: „Da ich mit dir ja einen jahrelang erfahrenen Extreme-Metal-Musiker vor mir habe würde mich interessieren was du einem Jungen frisch angehenden Metal-Musiker raten würdest?“
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Tu es weil du es wirklich tun willst! Wenn du Metal spielst, aber direkt berühmt und reich werden willst, dann kannst du es dir abschminken, denn dass wird nicht passieren. Stell dir vor dich fragt eine Person ob du immer noch deine Musik spielen würdest wenn du dein Leben lang keinen einzigen Cent damit verdienen würdest. Wenn deine Antwort „Ja“ ist, dann hast du die richtige Motivation. Dann tust du es weil du es tun musst, für deine eigene geistige Gesundheit. Ich selbst wollte einfach immer genau diese Musik machen und es gab auch keine Zeit in der ich es nicht wollte. Ich bin mir sicher meine Bandkollegen würden es genauso sehen. Es ist einfach im eigenen Blut. Ich bin mir sicher du siehst es als Musiker nicht anders. Also wenn du, selbst wenn du wüsstest, dass du dir deinen Lebensunterhalt nicht mit der Musik verdienen könntest, trotzdem das machst was du willst, dann werden die guten Dinge von selbst kommen.“
Hier konnte ich Chris erneut nur zustimmen und mich darüber freuen, dass eines meiner Vorbilder diese Meinung mit mir teilte. Wir unterhielten uns noch ein bisschen über die Musik die wir aktuell hörten, sowie ein Nina Hagen Poster, welches in Chris`s Musikzimmer hing, bis wir uns voneinander verabschiedeten.
Abschließend kann ich mich wie immer nur bei Chris Reifert für das wirklich schöne Interview bedanken und euch das neue Album von AUTOPSY ans Herz legen, falls ihr Lust auf wirklich bösen Metal habt! Hier findet ihr noch meine –> Rezension zu eben jenem.
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