Selig

Sascha Beckmann

Hamburg, 15.12.23 (Sascha Beckmann) – Seit 30 Jahren sind Selig eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Musikszene. Jetzt feierten die Hamburger ihr Jubiläum auf einer ausgedehnten Tour und am Freitag wurde das Tourende auf dem Hamburger Kiez in der Grossen Freiheit 36 ausgiebig gefeiert. Schon am Vorabend kamen 1500 Fans und auch am Freitag sollte der Abend ausverkauft sein.

Hamburg, Frühjahr 1993. In einer Kneipe auf St. Pauli beschließen Jan Plewka und Christian Neander eine Band zu gründen. Ihre ersten Songs sind geschrieben, und so laden die beiden Leo Schmidthals, Stoppel Eggert und Malte Neumann in den Proberaum ein. Es ist Liebe auf den ersten Ton. Ihr Sound ist beeinflusst von Nirvana, Led Zeppelin und den Black Crowes, und sie sind die Ersten, die diesen mit deutschen Texten kombinieren.

Die Musikpresse nennt es German Grunge. Außergewöhnliche Videos und eine starke Live-Präsenz sorgen für Aufmerksamkeit und unzählige ausverkaufte Konzerte und Auftritte bei den größten Festivals. Doch mit dem Ruhm kommen auch die Dämonen, und so ist nach den ersten drei Alben plötzlich Schluss. Die große Pause dauert dann fast zehn Jahre, aber als die Zeit reif ist, feiern die Band und ihre alten und neuen Fans ein grandioses Comeback mit neuer Musik, neuer Energie und goldenen Ehrungen.

Seit dem Selig-Debüt von 1994 bis zum heutigen Tag haben Plewkas Texte in Verbindung mit dem Sound der Band ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Für die Fans war und ist Selig ein Teil ihres Soundtracks, ihrer Geschichte, ihres Lebensgefühls. Viele Songs von Selig wurden zu Evergreens, und ihre Konzerte sind hochemotionale Happenings.

Selig ist nicht nur eine Band sondern ein Zustand!

So auch am Freitag. Bereits um 19 Uhr enterten zuerst Christian Neander (Gitarre), Leo Schmidthals (Bass) und Stoppel Eggert (Drums) die Bühne, um unter lautem Beifall der Fans die ersten Töne des Abends in Form des Songs „Unsterblich“ anzustimmen. Kurz darauf kam dann auch Sänger Jan Plewka auf die Bühne. „Seid ihr bereit mit uns heute Abend diese Reise zu bestreiten?“, fragt Plewka und das Publikum erwidert ein lautes „Jaaa!“. Und so ging die Reise los, „Kleine Schwester“ und „Arsch einer Göttin“ folgten und „Alles auf einmal“.

Alles ist nix“ und „Hey Ho“ klingen schön nach 90ern, und auch wenn Engel laut Plewka kein Gedächtnis haben, kennen die 1500 immer noch jede Textzeile. Natürlich darf an diesem Abend auch der allererste Selig-Song, „Das Mädchen auf dem Dach“ nicht fehlen. Der Song, der nur wenige Meter von der Großen Freiheit, in der Seilerstraße, im Kämmerlein Christian Neanders geschrieben und erstmalig aufgenommen wurde. Grundsätzlich ist die Mischung aus alten Klassikern und neuen Songs wie „Myriaden“ gelungen und es kommt keine Langeweile auf. Schon gar nicht, als langsam in die Zielgerade eingebogen wird. „Sie hat geschrien“, wohl die erfolgreichste Single der Band, „Schau, Schau“ und von „Ewigkeit zu Ewigkeit“ runden den Abend ab.

Auch nach 30 Bandjahren versprüht die Band noch so viel Elan und gute Laune.

Letzteres wird von den Fans so lange inbrünstig weiter gesungen, bis die Band zur ersten Zugabe auf die Bühne zurückkehrt. „Wenn ich wollte“ und „Die Besten“ folgten, um erneut die Bühne zu verlassen.

Nach kurzem Bitten dann noch zwei weitere Zugaben in Form von „Ohne Dich“ und „Wir werden uns wiedersehen“, ehe der Abend ein viel zu frühes Ende fand. Das lag wohl schlichtweg an der Tatsache, das in der Halle am späten Abend noch eine Party stattfinden sollte und es dementsprechend eine zeitliche Vorgabe gab. Schade, am Vorabend spielte die Band tatsächlich etwas länger. Wie dem auch sei… Selig ist nicht nur eine Band – Selig ist ein Zustand! Und diesen hat an jenem Abend jeder erreicht…

Fazit des Abends: Auch nach 30 Bandjahren versprüht die Band noch so viel Elan und gute Laune. Da freuen wir uns doch schon auf 2024. Die Tour wird dann nämlich fortgesetzt! Hin da!

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