Tanz der Vampire

Wolfgang Karg

Hamburg – Seit 12. November 2023 ist das Musical “Tanz der Vampire” im Operettenhaus auf der Reeperbahn zu sehen, nachdem es bereits von 2003 bis 2006 und 2017 bis 2018 in Hamburg aufgeführt wurde. Also nun nach 5 Jahren bereits zum dritten Mal, dieses Musical in zwei Akten basierend auf Roman Polańskis gleichnamigem Film von 1967 in Hamburg. Das Musical wurde am 4. Oktober 1997 unter der Regie Polańskis in Wien am Raimund Theater uraufgeführt.

Die Ausstattung ist immer noch wirkungsvoll und die Musik von Steinman fetzt nach wie vor. Aber es ist lediglich eine Notlösung, um das Theater nach der frühzeitigen Absetzung von “Hamilton” bis zur Deutschlandpremiere von „& Juliet“ nicht leer stehen zu lassen. Eine Entscheidung auf Nummer sicher? “Tanz der Vampire” ist unserer Meinung nach das bessere Musical.

Darum geht es: Der verängstigte Student Alfred sucht im Schnee Transsilvaniens seinen Begleiter und Mentor Professor Abronsius. Dieser ist auf einer Forschungsmission, um seine Theorien über den Vampirismus vor jenen Misstrauischen in Königsberg zu beweisen. Völlig eingefroren findet Alfred ihn vor und trägt ihn fort. Die beiden Vampirforscher beziehen in einem Wirtshaus Unterkunft, das sich unweit des Vampirschlosses des Grafen von Krolock befindet. Alfred hat sogleich ein Auge auf die schöne Wirtstochter Sarah geworfen. Doch die fühlt sich zum Grafen von Krolock hingezogen.

Ein schaurig-schönes Kultmusical

Auf dem alljährlichen Mitternachtsball will der Vampir ihr Blut trinken. Und die beiden Vampirforscher setzen alles daran, um das zu verhindern. Bereit für ein Abenteuer? Dann komm ins Schloss des Vampirs Graf von Krolock und tanze mit auf seinem Mitternachtsball!

In den vergangenen Jahren gab es einige Änderungen an der Show, wie beispielsweise die Kürzung von Songs oder die dramaturgisch äußerst gelungene Verlegung des Alfred-Solos „Für Sarah“. Auch wenn diese Story schon alt ist, einem fast volljährigen Mädchen der Hintern zuversohlen, einzusperren oder gerade aktuell Witze über jüdische Blutsauger zu machen, ist nicht mehr zeitgemäß, auch wenn es im Original-Stück so vorgegeben war. Für die moderneren Musical-Besucher:innen wurden Effekte wie Videoeinblendungen auf einen durchsichtigen Vorhang eingebaut.

Bilder: Nordevents | PR Stage Entertainment

Der Cast

Der Cast ist großartig: Rob Fowler überzeugt in der Darstellung des Grafen von Krolock, begeistert besonders mit seinem sehr emotional dargebotenen Solo „Die unstillbare Gier“. Auch die Songs „Gott ist tot“ und „Einladung zum Ball“ meistert er mit seinem kräftigen Rocktenor.

Kristin Backes spielt schauspielerisch authentisch Sarah, die ein zerbrechliches aber abenteuerlustiges Mädchen spielt. 

Vincent Stuhllemmer (Erstbesetzung Vincent van Gorp) als herrlich jugendlicher Alfred harmoniert stimmlich im Duett sehr gut mit Backes und bietet sein Solo „Für Sarah“ bis in die höchsten Lagen perfekt dar. 

Lorenzo Di Girolamo (Erstbesetzung Till Jochheim) spielte den schrulligen Professor Abronsius mit perfektem Timing und sorgt für etliche Lacher, kann im Song „Wahrheit“ außerdem mit seiner hohen Kopfstimme punkten und wird zum Publikumsliebling.

Oleg Krasovitskii mimt Chagal mit komödiantischem Talent, Anja Backus als Magda fesselt mit ihrer starken Intonation des Songs „Tot zu sein ist komisch“ und Jonas Steppe spielt Herbert, den Grafensohn, der für etliche Lacher sorgt.

Immer wieder laufen die Akteure einen Gang im Zuschauerraum entlang oder hängen an den Seiten. Wer mal Tuchfühlung mit einem Vampir haben möchte, sollte Reihe 11 buchen. 

Auch das Tanzensemble ist hervorzuheben, das in „Carpe Noctem“ und der „Rote Stiefel“-Sequenz begeistert.

Das Bühnenbild

Das Bühnenbild ist über die Jahre etwas schlanker geworden. Bestand das Bühnenbild im ersten Akt meist aus einem in sich drehenden Haus, waren die Kulissen in dem zweiten Akt um so schöner und abwechslungsreicher. In der beeindruckendsten Szene der Show schaut das Publikum wie aus der Vogelperspektive auf einen Friedhof; der langsam nach hinten kippt, um alle Gräber in die Waagerechte auf die Bühne zu bringen. Sargdeckel schieben sich zur Seite, Vampire krabbeln heraus und tanzen mit verkrampften Körpern bedrohlich auf das Publikum zu. 

“Tanz der Vampire“ ist nach wie vor ein handwerklich gut gemachtes Musical und die kraftvolle Musik von Jim Steinman mit eingängigen Melodien ist zeitlos, Es gibt eine gelungene Mischung aus hartem Rocksound und schwelgerischen Balladen.

Die Texte von Michael Kunze sind auf den Punkt, die Charaktere wurden sehr gut ausgearbeitet. Auch die visuelle Umsetzung beeindruckt. Tolle Kostüme, super Lichtshow und jede Menge Technik sorgen für überraschende Effekte.

Fazit

Es gelingt den Machern, die Zuschauer mit in die mystische Vampirwelt zu nehmen. Drei Stunden (mit Pause) unsterbliche Unterhaltung. Wer ein Freund von Mystik und Spannung ist, der wird hier so viele verschiedene Emotionen erleben, wie in kaum einem anderen Musical. Achtmal pro Woche entführt Stage Entertainment die Zuschauer:innen in eine Welt von skurrilen Charakteren, charismatischen Nachtgestalten und kuriosen Geschehnissen, die für einen unvergesslichen, schaurig-schönen Abend sorgen.

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