Von Gregor Eder
The Sweet sind schon vor langer Zeit in den Rock`n`Roll Olymp aufgestiegen und am 20.09.24 gibt es mit „Full Circle“ frische Songs auf die Ohren! Angeblich soll dieses Album nun auch das letzte Studioalbum der Band sein und um diese und noch weitere Fragen zu klären, durfte ich mich mit Andy Scott via Zoom zu einem Interview treffen.
Freudig begrüßten wir uns und nach einer kleinen Vorstellung meinerseits ging es direkt mit der ersten Frage los: „Ich weiß, dass du diese Frage wahrscheinlich in letzter Zeit tausendmal gestellt bekommen hast, aber warum ist „Full Circle“ euer letztes Studioalbum?“
Andy begann zu erklären: „Ich muss natürlich so antworten, wie ich es bisher getan habe. Vor circa einem Jahr hatten wir eine Diskussion und jemand meinte, dass dies unser letztes Studioalbum sein könnte und irgendjemand in der PR-Abteilung schrieb, dass es das letzte Studioalbum ist. Das ist wirklich gut, weil es wirklich der Fall sein könnte. Keiner weiß es genau und ich habe da ja noch mein Problem mit Krebs. Es ist wie das alte Sprichwort: „Da hängt ein Schwert über deinem Kopf.“ Ich hasse all die Terminologie, die manche bezüglich Krebs nutzen, wie zum Beispiel: „Ich bin geheilt.“ oder „Es bessert sich gerade. Mir ist klar, dass der Krebs meist nur gerade nicht da ist und jederzeit wieder kommen kann. Wie auch immer, solange ich genügend Kraft habe für ein paar Stunden auf der Bühne zu sein werde ich dies tun.“
Andy Scott ist eben eine Kämpferseele und ich wünschte ihm nur das Beste! Andy setzte direkt nach und meinte: „Kommen wir aber zurück zum Album! Ich habe langsam das Gefühl, dass die Leute da draußen das Album mögen werden. Die Songs sind eigentlich sehr kommerziell und haben gute Melodien. Hier gibt es keine „Filler“, da kein Gitarrist da war, welcher seine Virtuosität unbedingt zur Schau stellen musste, oder ein Drummer, welcher lieber etwas mehr „Double-Time-Passagen“ hätte. Die ganze Band hat hier die Songs miteinander erarbeitet und ich bin sehr froh, dass wir so miteinander zusammengekommen sind. Also ich glaube, dass dieses Album nicht unser Letztes sein wird, aber sag niemals nie!“
© Nordevents – The Sweet
Ich stimmte Andy zu und meinte, dass man diese Band interne Harmonie auch hören kann. Nachdem am Album der Gebrauch des Wortes „burning“ sehr stark auffällt, fragte ich: „In einigen Songs kommt das Wort „burning“ sehr oft vor. Nun wollte ich einmal wissen, wofür du so richtig brennst?“
„Also als ich damals anfing, war mein brennendes Verlangen, dass Menschen das mochten, was ich spielte. Mich interessierte weniger der Ruhm, aber als ich damals in verschiedenen Bands spielte, gab es auch immer Journalisten, welche entweder den Sänger oder den Gitarristen und so weiter lobten. Ich durfte mich damals darüber freuen, dass mein Name doch öfters erwähnt wurde. Es wirkt etwas blöd, aber so etwas macht einen doch auch glücklich. Also in meinen 20ern machte ich mir keinen großen Kopf und wollte nur Gitarren kaufen und Musik machen. Sobald man etwas berühmter wird, ändert sich das ganze etwas.“ meinte Andy
Man kann also sagen, dass Andy Scott voll und ganz für seine Musik brennt. Um wieder auf das Album zurückzukommen, fragte ich folgendes: „Beim Betrachten des Albumcovers ist mir etwas aufgefallen. Die abgebildete Lokomotive hat ein interessantes Nummernschild. Was bedeuten die Zahlen darauf?“
Andy grinste und meinte: „Wir haben da eine gewisse Faszination mit Nummernschildern in England. Man kann gewisse Buchstaben und Zahlen aneinander reihen und so ein Wort bilden. Man kann zum Beispiel eine 6 zu einem G machen, oder eine 1 zu einem L. So wird aus „RAM946E“ das Wort „RAMPAGE“, wie in „Teenage Rampage“. Wir haben schon immer solche Sachen auf unserem Album gemacht. So haben Leute beim Ansehen immer etwas zu finden. Wir verstecken immer kleine Überraschungen.“
So wurde meine Annahme bestätigt. Der Song „Destination Hannover“ lässt sich als Ode an diverse Städte in Deutschland verstehen und daher lag folgende Frage nahe: „Es gibt ja einen Track am Album, welcher mit Deutschland zu tun hat. Woher kommt deine Liebe zu Deutschland?“
„Du meinst „Destination Hannover„? Also die Geschichte dieses Songs geht zurück in die 90er Jahre. Ich verbrachte damals eine lange Zeit in Hannover, da der andere Kollege in der Band, Steve Mann, war. Er ist der Gitarrist von Michael Schenker und hat mit vielen anderen Musikern schon gespielt. Er hatte damals ein Musikstudio in Hannover und dort lebte ich sozusagen. Meist blieb ich dort für 3-4 Wochen, flog wieder nach Hause, kam zurück und blieb noch einmal etwas so lange. Damals war ich in keiner Beziehung und so blieb ich einfach, anstatt nach Haus zu gehen, immer wieder im Studio, nicht nur um Musik zu machen.
Wenn ich nach Deutschland ziehen würde, dann wäre Hannover vermutlich der richtige Platz. Die Stadt ist nicht zu groß, sie ist nicht zu weit oben im Norden und man kommt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln leicht überall hin. Es ist einfach eine schöne Stadt und damals tummelten sich dort auch sehr viele Musiker, wie beispielsweise die Scorpions. Das Album „A“ entstand jedenfalls dort und nachdem die Band wieder nach Hause geflogen war, spielte ich mit Steve an einer Idee herum. Wir hatten Bodo von MSG mit dabei und er programmierte einen Rhythmus, zu welchem ich spielen konnte. Ich spielte ein paar Riffs und Melodien und dann kam mir die Idee für den schlussendlichen Refrain. So sang ich jenen auch noch ein und dann wanderten die Aufnahmen irgendwo in eine Schublade. Ich habe da einen Freund der mit meinen alten Aufnahmen herumspielt und er veröffentlichte dann diese Aufnahme auf einer Rare-Demo-Release-CD. Als ich den Song dann wieder hörte, während wir an „Full Circle“ arbeiteten, warf ich ein, dass wir diesen Song doch neu machen könnten. Ich fand nach einer Zeit die Originalaufnahmen und jene waren ca. 5:30 Minuten lang. Wir mussten das Ganze etwas zusammenschneiden und die Bearbeitung brauchte etwas lange. Jedenfalls kam der Song nach Jahren so doch noch auf ein Album.“ erklärte Andy.
„Wie auch immer, solange ich genügend Kraft habe für ein paar Stunden auf der Bühne zu sein werde ich dies tun.“
Andy Scott (THE SWEET)
Schön zu hören, dass es Andy Scott in Deutschland gut gefällt und dass auch altes Material noch einen Platz findet. Andy und ich sprachen noch kurz über die kommenden Konzerte in meiner Nähe, bis unsere Interviewzeit zu Ende war.
Es war mir wirklich eine große Ehre etwas mit Andy Scott plaudern zu dürfen und somit möchte ich mich noch einmal auf diesem Wege dafür bedanken. Euch da draußen sei „Full Circle“ wärmstens empfohlen, wenn ihr Lust auf eingängige Melodien und motivierende Texte habt. Hier findet ihr noch die –> Rezension zum Album.
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