INTERVIEW MIT CHRISTINA STÜRMER

Gregor Eder

Von Gregor Eder

Wenn ich an meine Kindheit in Österreich zurückdenke, dann gab es da eine gewisse Sendung, welche mich schon früh musikalisch geprägt hat. Jene nannte sich „Starmania“ und kann als österreichisches Pendant zu DSDS bezeichnet werden. In der ersten Staffel beeindruckte eine gewisse Christina Stürmer und nun gut 20 Jahre nach dem Start ihrer Karriere durfte ich mich nun mit ihr via Zoom zu einem Interview treffen. Der Anlass war auch kein Kleiner, denn am 15.03.2024 veröffentlicht Stürmer ein MTV Unplugged Album und setzt sich somit als erste deutschsprachige Künstlerin in diesem Format ein Monument!

Freudig begrüßten wir und als die Sitzung startete und natürlich schoss ich unverfroren wieder einmal direkt mit einer Frage los: „Das letzte Album liegt ja nun schon eine Zeit zurück. Was hat sich seit 2018 so getan?“

„Seit 2018 ist wirklich viel passiert, obwohl es ja eigentlich in der Öffentlichkeit sehr ruhig war um mich. 2018 haben wir ja das letzte Album „Überall Zu Hause“ veröffentlicht und mit dem waren wir anschließend auf Tour. 2019 hab ich dann die letzten Konzerte gespielt und da war eigentlich im Hintergrund schon der Wurm drinnen. Da habe ich schon gewusst, dass vermutlich der Plattendeal auslaufen wird und ich von mein Management trennen werde. Das ist dann auch schlussendlich 2019 passiert. Danach war die große Frage, ob man zu einem neuen Label geht oder das Ganze selbst in die Hand nimmt. Ich habe mich dann mehr und mehr umgehört was Andere so machen und mich dann Ende 2019 mit meinem neuen Manager in Berlin getroffen. Es war wirklich lustig und wir haben uns sehr, sehr gut verstanden, doch dann kam der erste Lockdown.

So mussten wir dann die ganzen Gespräche bezüglich der Deals und ähnlichem über Zoom führen. Gleichzeitig hatte ich aber im Hinterkopf, dass ich 2021 ein Album veröffentlichen wollte und wir waren an sich schon daran neue Songs zu schreiben. Ich schreibe sehr viel mit verschiedenen Songwritern und aus so einer Kooperation ist auch „Ein Halbes Leben“ entstanden, welches jetzt auf der MTV Unplugged oben ist. Schlussendlich ist dann vorerst einmal alles eingestellt worden, denn über Zoom oder Teams zu kommunizieren war mir einfach zu anstrengend. Einen Song haben wir wirklich per Zoom fertig gemacht und das war einfach anstrengend. Mit dem Lockdown wusste ich, dass ich alles einmal auf Eis legen sollte und habe beobachtet was andere Musiker machen. Im Endeffekt habe ich mir gedacht, ich möchte jetzt nicht veröffentlichen, denn ich muss es ja auch nicht. Das Album stand in seinen Anfängen und dann habe ich aber gedacht, dass ich 2023 zu meinem 20-Jährigen irgendetwas großes machen möchte. Darüber habe ich mich dann auch mit dem neuen Management unterhalten und da kamen mehrere Fragen auf.

Sollte das Album einfach ein neues Album werden, oder machen wir ein Best-Of, was eigentlich die letzte Wahl gewesen wäre, oder ein Best-Of mit Orchester? Es war einiges im Gespräch, doch dann kam ein guter Freund von mir, welcher nun Regisseur der MTV Unplugged ist und meinte, warum ich so lange überlege und hat vorgeschlagen ein MTV Unplugged zu machen. Dann haben wir einmal MTV Deutschland kontaktiert und die waren Feuer und Flammen. Jedenfalls sprach ich mit den Zuständigen und die erzählten mir, dass es bisher noch keine Frau im deutschsprachigen Raum mit einem MTV Unplugged gab. Im ersten Moment war ich etwas schockiert, denn das war mir nicht wirklich bewusst. Es war einfach schockierend, dass zum Beispiel Nena oder Nina Hagen, noch keiner in dem Format war. Jedenfalls habe ich mir nach dieser Information gedacht „Jetzt erst Recht!“: erklärte Christina.

Fotocredit: Nikolaus Ostermann

Ich hakte kurz ein und meinte: „Wirklich gute Einstellung, denn abgesehen, dass es Zeit wurde , dass eine deutschsprachige Frau in dem Format vorkommt, hatten wir in Österreich ja bisher nur einen Auftritt von Andres Gabalier.“

Christina lachte und fuhr fort: „Ich dachte mir jedenfalls, dass es einfach nicht sein kann, dass es noch eine deutschsprachige Frau in dem Format gab. Es war aber am Ende auch eine wahnsinnige Arbeit. Wir haben 2020 die ersten Gespräche darüber gehabt wer Gast sein könnte und die Vorbereitungen zu so einem MTV Unplugged sind einfach enorm. Jeder von MTV hat gesagt, dass es sehr zeitaufwendig wird und da dachte ich mir nicht viel dabei, da wir ja auch schon sehr viel Studioerfahrung hatten, aber es ist schon irre. Was da schlussendlich alles auf meinem Schreibtisch gelandet ist, vor allem was die Filmproduktion betrifft war schon sehr aufwändig. Aber nachdem wir jetzt das MTV Unplugged geschafft haben denke ich mir, dass das nächste Studioalbum ein sogenannter „Lerchalschaß“ wird!“

„Lerchalschaß“ würde man wohl am besten mit „Klacks“ übersetzten. Auf jeden Fall stimmte ich Christina zu. Ich erklärte, dass ich mir vorstellen kann, dass die Produktion ein enormer Aufwand war, doch speziell interessierte mich folgendes: „Die Produktion ist das Eine, aber was mich enorm interessiert hätte, war die Arbeit am „um-arrangieren“ der Songs, sodass sie „unplugged-tauglich“ sind. Wie seid ihr da vorgegangen?“

„Wir haben uns ein Haus in Mariazell gemietet und dort 2021 gemeinsam an dem Ganzen gearbeitet. Wir haben viel gegrillt, gegessen und noch viel mehr Musik gehört. Wir haben das alte Material durchgearbeitet und so die Songliste zusammengestellt. Schlussendlich ist dann von dieser Liste nur ein Song entfernt worden, aber sonst blieb sie so wie sie war. Es war wirklich spannend sich von den „alten Gewändern“ zu lösen, von dem ganzen Firlefanz, den man im Studio vielleicht draufgehauen hat und zurück zum Kern des Songs zu kommen. So haben wir irgendwie von vorne angefangen.

Bei „Ich lebe“ war klar, dass sie stark am Original bleiben muss, bei „Nie genug“ haben wir wiederum etwas komplett anderes probiert. Ich wollte unbedingt Bläser dabei haben, da ich ja selbst eigentlich mit 12 oder 13 in einer Jazzband mit Querflöte gespielt habe und diese konnten wir dann eben bei „Nie genug“ auch gut brauchen. Die Anderen meinten, dass Streicher wichtig wären, aber ich hab mich für die Bläser entschieden. Bei manchen Songs war es schwierig sich loszulösen und bei anderen hat es Spaß gemacht frischen Wind hineinzubringen.“ erklärte Christina.

„Bei manchen Songs war es schwierig sich loszulösen und bei anderen hat es Spaß gemacht frischen Wind hineinzubringen.“

Christina Stürmer

Zum Abschluss wollte ich noch wissen, wie es zu den genialen Zusammenarbeiten mit Wolfgang Ambros, Ursula Strauss, Mathea, Sportfreunde Stiller und Deine Freunde kam und Christina meinte: „Das war sehr unterschiedlich mit jedem. Ursula Strauss, Wolfgang Ambros und Mathea waren bei uns im Studio und wir haben gemeinsam die Arrangements gemacht. Also vorab haben wir ihnen eine Vorlage geschickt und dann haben wir gemeinsam daran gearbeitet.

Mit den Sportfreunden haben wir uns einmal in Wien bei einem Gig getroffen und unsere Vorstellung besprochen. Bei Deine Freunde haben wir nur den Vorschlag versendet und die Kommunikation nur digital durchgeführt. Geprobt haben wir dann wirklich erst am ersten Aufzeichnungstag am Vormittag. Das war für mich wirklich aufregend, weil es nicht meine eigene Nummer war und ich eigentlich mit Hip-Hop nicht unbedingt was am Hut habe. Ich war enorm aufgeregt, denn bei meinen eigenen Texten habe ich das Vertrauen, dass ich sie kann, doch mit Rap ist das nochmal etwas anderes.“

Ich stimmte zu und meinte, dass Rap durch die unterschiedliche Atmung schon sehr schwer sein kann. Schlussendlich ist es ja gut gegangen und der Song zeigt, dass Christina auf jeden Fall auch des Sprechgesangs mächtig ist!

Abschließend möchte ich mich bei Christina Stürmer für das schöne Interview und den Einblick bedanken und empfehle Euch da draußen einmal in da MTV Unplugged hineinzuhören, denn es lohnt sich. Meine Meinung zum Album selbst findet ihr hier in der dazugehörigen –> Rezension.

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