Von Gregor Eder
Am 22.11.2024 veröffentlichte die Supergroup FRONTM3N ihr neuestes Album. Jenes trägt den Namen „Guitars and Harmonies“ und im Rahmen der Veröffentlichung durfte ich mit Mick Wilson ein es Interview per Anruf führen.
Nach einer kurzen Vorstellung meinerseits, startete ich wie gewohnt mit meiner ersten Frage: „Ihr habt euch ja damals kennengelernt, als ihr für Sir Cliff Richard gespielt habt. Nachdem ihr ja davor in nicht gerade kleinen Bands, in ähnlichen Genre, gearbeitet habt, würde mich interessieren, ob ihr euch nicht schon vor der gemeinsamen Arbeit getroffen habt?„
„Also ich glaube, ich habe Peter schon vorher kennengelernt. Du kennst das ja, wenn sich Musiker gegenseitig weiterempfehlen und ich glaube, auf diese Art hatte ich zuvor schon Kontakt mit Peter. Pete traf ich dann wirklich erst in der Band von Sir Cliff Richard, also im Jahr 1994.“ erklärte Mick.
Ich hakte etwas nach: „Wie habt ihr dann in der Band zueinander gefunden? Es ist ja nicht immer so, dass aus einer Arbeitsgruppe eine Freundschaft entsteht.„
Mick meinte: „Also, Pete und Peter hatten zu dieser Zeit schon einige Shows für Sir Cliff Richard gespielt und nachdem ein Musiker ausgefallen war, suchten sie schnellstens Ersatz. So bekam ich, soweit ich mich erinnern kann, an einem Donnerstag einen Anruf und schon am darauf folgenden Sonntag spielte ich die erste Show. So läuft es ja meistens. Man geht ja selten zu Auditions und wird eher von Anderen empfohlen.“
Hier konnte ich Mick nur zustimmen, da ich selbst ähnliche Erfahrungen gemacht habe. Nachdem ich ja eine Person am Telefon hatte, welche das goldene Zeitalter des Art-Rocks miterlebt und mitgeprägt hat, fragte ich folgendes: „Du bist ja in einer Zeit zur Rock-Musik gekommen, in welcher das Genre gerade am Blühen war. Wie würdest du die Szene zu der Zeit, in der du aktiv wurdest beschreiben?„
„Ja, ich mache das Ganze ja nun schon einige Zeit. Als ich begann Gitarre zu lernen, was um 1973 herum gewesen sein muss, waren gerade Bands der Glam-Rock-Ära präsent, wie beispielsweise The Sweet oder Suzi Quatro. Als ich diese Bands hörte, wusste ich, dass diese Musiker dort waren, wo ich hin wollte. Ich entschied mich also dafür auch Musiker zu werden, saugte alles auf, was ich hören und sehen konnte und lernte durch Beobachtung der „Großen“. Heutzutage kann man ja alles über das Internet oder Youtube lernen, doch damals hatte man ja nur die Möglichkeit sich die Platten zu kaufen, oder Top-40 Shows im Fernsehen zu schauen.“ erklärte Mick.
Nachdem Mick ja jetzt in FRONTM3N mit zwei Kollegen zusammenarbeitet, wovon einer durch The Hollies und der andere durch The Sweet bekannt ist, interessierte mich folgendes: „Sängern und Gitarristen wird ja des Öfteren unterstellt etwas egoistisch zu sein. Nun seit ihr 3 ja nicht gerade unbekannte Sänger und Gitarristen, welche sich zusammengearbeitet haben. Gab es dabei hier und da einen „Ego-Clash“ oder verlief bei euch alles harmonisch?„
Fotocredit: Jürgen Will
Mick lachte und meinte: „Bei uns gab es in keinerlei Hinsicht eine Art „Ego-Clash“, da wir uns ja schon sehr lange kennen und wir ja auch nur durch Zufall Sänger in den jeweiligen Bands wurden. Wir kennen uns einfach sehr gut und schauen darauf, nicht zu „big-headed“ zu sein. Wir 3 kommen sozusagen aus gleichen Verhältnissen. Wir sind alle schon seit langem verheiratet und haben Kinder. Andererseits kommen wir auch emotional gesehen aus derselben Ecke und daher gibt es bei uns keinerlei „Ego-Clash.“
Es war schön zu hören, dass auch ganz große Musiker, wie eben Pete, Peter und Mick, selbst bei derartigem Bekanntheitsgrad nicht überheblich geworden sind. Nachdem wir etwas über die Band selbst gesprochen hatten, richtete ich den Fokus auf das neue Album und meinte: „Die Songauswahl am neuen Album ist aus meiner Sicht wirklich gut gelungen. Speziell die Cover-Songs haben mir sehr gut gefallen, da ich einige davon selbst schon oft live gespielt habe.„
Bevor ich noch meine Frage gestellt hatte, hakte Mick ein und beantwortete jene intuitiv: „Ja, das ist auch der Grund, warum wir diese Nummern überhaupt in der Setlist haben. Es sind zwar etwas ältere Songs, aber jeder kennt sie und jeder mag sie bis heute. Wir wurden sogar direkt von Fans gebeten diese Songs zu covern und so kam es ja auch überhaupt dazu, dass wir ein Cover-Album gemacht haben.“
So hatte mir Mick meine Frage beantwortet, bevor ich sie überhaupt noch gestellt hatte. Ich erzählt Mick, dass mir speziell „Beautiful Sunday“ sehr gut gefällt und dass ich etwas verwundert war, da auf der Aufnahme ein Chor zu hören war. Daher fragte ich: „Bei „Beautiful Sunday“ habe ich mich gefragt wie ihr den Chor hinbekommen habt. Ich dachte, das Album sei eine „Live-Studio-Session“?“
Mick erklärte: „Ja, es ist auch eine Live-Studio-Session, aber wir hatten im Studio ein Publikum, welches wir auch mit eingebunden haben. Bei „Beautiful Sunday“ hatten wir die Leute gebeten genau den Part mitzusingen und es hat bestens funktioniert. Einerseits war diese Interaktion gut für den Song, andererseits hatten wir so die Möglichkeit dem Publikum eine Chance zu geben sich auf diesem Album zu verewigen. So können die Leute, welche dabei waren, nun beim Hören des Albums immer wieder daran zurückdenken und sich darüber freuen sich selbst darauf zu hören.“
Was hat 10cc mit der Menge des durchschnittlichen Samenergusses zu tun?
Ein wirklich netter Zug der Band! Nachdem Mick ja einige Jahre für die Band 10cc tätig war, zielte meine letzte Frage auf einen alten Mythos die Band betreffend ab. Die Legende besagt, dass der Bandname in Anlehnung an die durchschnittliche Menge des männlichen Samenergusses von 9 Kubikzentimeter entstanden sei. Dies wurde über die Jahre von diversen Personen dementiert und daher fragte ich Mick: „Nachdem wir nun genügend über FRONTM3N geredet haben muss ich auch noch eine Frage bezüglich 10cc stellen. Ist es wirklich wahr, dass der Bandname in Anlehnung an die Menge des durchschnittlichen Samenergusses entstanden ist?„
Mick lachte und meinte: „Ja, es ist definitiv wahr. Lass dir nichts Anderes erzählen, denn ich weiß es aus erster Hand. Der Mythos ist kein Mythos, sondern simpel eine Entstehungsgeschichte.“
So hatten wir diese jahrelang herumgeisternde Frage auch geklärt. Nachdem unsere Interviewzeit abgelaufen war, verabschiedeten wir uns freudig voneinander.
Abschließend möchte ich mich bei Mick Wilson für das wirklich nette Gespräch bedanken und euch da draußen „Guitars and Harmonies“ wärmstens ans Herz legen, wenn ihr Lust auf ein wirklich interessantes Live-Session-Album habt. Die –> Rezension zum Album findet ihr hier:
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