Von Gregor Eder
Vor kurzem haben sich AS THE WORLD DIES mit ihrem neuen und somit zweiten Album zurückgemeldet. Nach dem starken Debütalbum wurde am 21.03.25 „Nebula“ veröffentlicht und ich durfte mich direkt mit Scott Fairfax via Zoom zu einem Interview treffen, um etwas über das neue Werk zu plaudern.
Der erste Song von „Nebula“ heißt „Apophis“ und inhaltlich dreht sich der Track um einen Meteoriten, welcher droht, die Erde zu zerstören. Dieser Fakt führte mich zu folgender Frage: „Wusstet ihr beim Songwriting für „Apophis“ schon, dass wie kürzlich berichtet, ein Meteorit einmal wieder auf die Erde zusteuert?„
Scott meinte: „Es ist ja schon seit Jahren Allgemeinwissen, dass gewisse Objekte in Richtung Erde fliegen. Also so gesehen würde ich ja sagen. Wenn ich mich Abends ins Bett lege, dann schaue ich mir oft Videos von Neil deGrasse Tyson und ähnlichen Wissenschaftlern in die Richtung an und so war das Thema für mich kein Neues. Vor knapp einem halben Jahr habe ich begonnen, mich damit auseinander zu setzen. Nachdem sich auch noch einige Songs des Albums in diese Richtung bewegt haben, kamen wir auch auf die Idee, das Ganze „Nebula“ zu nennen, um auch das All einzubinden.“

Fotocredit: StageDive Photography
Da es sich bei Apophis um einen ägyptischen Gott handelt, musste ich noch folgendes auf etwas scherzende Art erfragen: „Mir ist nun die Verbindung zum All klar, aber wie kombiniert sich das Ganze mit der ägyptischen Mythologie? Hast du zufällig „Ancient Aliens“ auf Netflix gesehen?“
Scott lachte und erklärte: „Als wir die Band starteten, setzten wir uns zusammen und fragten uns, welche Themen wir bearbeiten sollten. Ich hatte beispielsweise keine Lust auf Gore. Sowas überlasse ich lieber Cannibal Corpse und Teufelsanbetung war mir auch zu blöd. Ich wollte auch nicht unbedingt politische Themen bearbeiten, wie es zum Beispiel Napalm Death machen. So stellte sich eben die Frage, was man sonst machen kann. Unser Bandname zeigt eigentlich, wofür wir uns entschieden haben. Schlussendlich thematisieren wir wie die Welt vor sich hin stirb und nehmen dieses Gefühl der drohenden Vernichtung auf. Ich lasse mich eigentlich nicht zu sehr von Dingen, die ich mir ansehe oder höre beeinflussen, daher war das absolut unsere Entscheidung ohne Einfluss von außen.“
Somit wäre das auch geklärt. Ich finde es sehr sinnvoll, wenn sich Bands ganz klar ihre eigene Schiene suchen und daher verstand ich Scott`s Ansatz sehr gut. Mit einem Grinsen meinte ich zu Scott, dass ich mich beim Songwriting immer wieder dabei erwische, dass ich unbewusst Sachen, die ich zuvor gehört habe, spiele.
Er meinte darauf: „Ich höre eigentlich gar nicht mehr so viel Metal. Meist höre ich beim Arbeiten in der Garage 90er Drum`n`Bass, damit ich irgendein Geräusch im Hintergrund habe. Wenn ich mir einmal einen Drink gönne, dann höre ich mir manchmal die alten Klassiker an, aber ich setzte mich nicht mehr bewusst hin, um Metal zu hören. Speziell wenn ich an einem Album arbeite, höre ich eigentlich so gut wie gar keine Musik, damit ich nicht von irgendwelchen Klängen beeinflusst werde. Wenn ich etwas spiele und direkt eine Assoziation zu einer anderen Band habe, dann kann ich das Gespielte simpel nicht verwenden. Natürlich gibt es nur eine begrenzte Notenanzahl und man wird immer wie etwas anderes klingen, aber ich versuche eben aktiv nicht zu klingen wie Andere. Daher höre ich nicht viel Metal, um damit Derartiges auszublenden.“
Mittlerweile habe ich solche Aussagen schon von einigen Musikern gehört, teilweise sogar so weit, dass sie wirklich jegliche Musik für gewisse Zeit meiden. Ich erklärte Scott, dass ich das neue Album sehr abwechslungsreich finde, zwar auch Ähnlichkeiten mit anderen Bands gefunden habe, aber schlussendlich den eigenen Stil der Band sehr interessant finde.
Das neue Album hat ein sehr interessantes, aber auch simples Cover. Daher lautete meine nächste Frage: „Was ist eigentlich auf dem Cover zu sehen? Ich bin zuerst von einem Meteoriten ausgegangen, aber dann habe ich auch ein „Herz-Fossil“ und einen Kopf darin gesehen. Bitte kläre mich auf!“
„Also, ich habe das, was zu sehen ist, gerade direkt vor mir liegen. Es ist ein kleiner Kopf eines Engels, welcher eine Zeit lang in einem Baum bei meinem alten Haus gesessen ist. Nachdem die damalige Beziehung nicht so rosig ausgegangen war, entschied ich mich eines Tages den Engel mit einem Gewehr herunterzuschießen und seither liegt der Kopf hier bei mir herum. Er liegt direkt vor meinem Arbeitsplatz im Homestudio, um mich daran zu erinnern, dass ich frei bin und mich aus verschiedenen unguten Situationen befreien kann. Nachdem der kleine Kopf auch all die neuen Aufnahmen gehört hat, dachten wir uns, dass er auch ein gutes Cover abgeben würde. Somit kann man sagen, dass der Kopf eine lange Geschichte hat und speziell für mich als Zeichen für Neuanfänge steht“ erklärte Scott.
Im Nachhinein kam ich mir schon fast blöd vor, dass ich den abgebildeten Kopf nicht erkannt hatte, doch nachdem ich auch ein paar anderen Personen das Cover gezeigt hatte, erkannte ich, dass es nicht nur mir so ging.
Da Scott ja schon in mehreren Bands tätig war, fragte ich folgendes: „Nachdem du nun schon das Thema Neustart angesprochen hast, würde es mich interessieren wie sich der neue Start mit As The World Dies für dich angefühlt hat?“
„Wenn man es genau nimmt, dann gibt es As The World Dies schon fast länger als Memoriam, nur eben nicht unter diesem Namen. Unser Drummer und ich hatten damals mit 17 Jahren schon eine Band und haben auch in den Jahren danach immer wieder miteinander gespielt. „Consumed„, der zweite Track am Album, ist eigentlich schon 11 Jahre alt. Dieser hätte nie auf ein Memoriam Album gepasst und auf unserem ersten Album passte er ebenso nicht. Diesmal haben wir ihn endlich herausgebracht. Er wartete nur in unserer Schublade, um zum richtigen Zeitpunkt verwendet zu werden. Man merkt auch, dass sich der Song stark von den Anderen unterscheidet, wenn es um „Death-Metal-Riffing“ geht. Daher funktioniert der Song aber auch bestens in der Dynamik des Albums. Er lockert als 2. Song das Ganze etwas auf. Im ersten Album hatten wir auch schon 2 Songs, die ähnlich alt waren. Jedenfalls handelt es sich bei einem Großteil der Songs um Kompositionen, die wir schon vor Jahren gemeinsam geschrieben haben. Wenn es um die anderen Songs geht, läuft es etwas anders. Da schreibe ich den Track und bringe meine Kollegen dazu ihn zu lernen.“ meinte Scott.
Speziell wenn ich an einem Album arbeite, höre ich eigentlich so gut wie gar keine Musik, damit ich nicht von irgendwelchen Klängen beeinflusst werde.
Scott Fairfax (AS THE WORLD DIES)
Hier sieht man einmal wieder, dass frische Musik eigentlich schon etwas älter sein kann. Der Gesang wurde bisher noch nicht thematisiert uns daher fragte ich zum Abschluss: „Ich habe bei den Vocals gehört, dass es sich um 2 verschiedene Spuren handelt. Wie habt ihr den Gesang aufgenommen und warum mit diesen zwei Spuren?“
Scott meinte direkt: „Diese Sache ist schnell erklärt. Unser Sänger hat Kehlkopf-Krebs überlebt. Mitunter war ein Grund ihn in die Band zu holen, dass wir ihn wieder motivieren wollten trotzdem weiterzumachen, da er schon immer ein wirklich guter Sänger war. Natürlich hat die Krankheit ihre Spuren hinterlassen und so funktionieren die Tiefen Passagen manchmal schlechter und manchmal besser. Im Endeffekt haben wir dann einfach einmal die hohen Parts und dann die tiefen Parts aufgenommen und kombiniert. Live ist das eine andere Sache, denn auf der Bühne wechselt er sehr gekonnt zwischen den Parts.“
Nachdem ich den Gesang grundsätzlich schon gut gefunden hatte, war ich nun noch etwas mehr von der Performance beeindruckt. Nach einer derartigen Erkrankung noch so abzuliefern, ist absolut bewundernswert.
Schlussendlich kann ich mich nur noch bei Scott für das Interview bedanken! Ich bleibe gespannt, was aus dieser Klangschmiede noch kommen mag. „Nebula“ bringt einige interessante Facetten des Death Metal in etwas ungewohnter Art und auch der Gesang hat seinen ganz eigenen Charme. Hier findet ihr meine –> Rezension zum Album.
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