„Sternhagelvoll“ mit In Extremo im Hamburger Hafen

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Hamburg, 17.07.2021 (Laura Fatteicher) - Wie auch schon in den vergangenen Tagen meinte es das Wetter ungewohnt gut in Hamburg und lud zahlreiche Menschen zu einem weiteren sonnigen Strandkorb-Konzert in den Hamburger Stadtteil Steinwerder ein. Die 600 Strandkörbe waren an diesem Abend dicht besetzt, wenn nicht sogar ausverkauft. Kein Wunder, denn die Gastgeber des Abends haben eine große Anhängerschaft und sind auf keinem Festival der Szene mehr unbekannt: In Extremo.

Nachdem die Spielmänner in den 1990er Jahren auf kleinen Mittelaltermärkten und ähnlichen Veranstaltungen mit selbstgemachter Kleidung und Musikinstrumenten erstmalig auftraten, zählen sie mittlerweile zu den erfolgreichsten Bands im Bereich des Mittelalter-Rock.

Und so begann pünktlich um 20 Uhr eine zweistündige Reise, in der das Hier und Jetzt in Vergessenheit geriet. Hinter einer Klinkermaueroptik ragten drei große Straßenlaternen über den Bandmitgliedern hervor. Dieses Bühnenbild war für eingefleischte Fans jedoch nicht neu, da es so schon ein paar Jahre im Gepäck der Berliner Band ist. Doch atmosphärisch passt es so gut zur Musik und den Pyroeffekten, dass es auch nach mehreren Konzerten nicht ermüdend wird.

Ob Songs wie „Mein rasend Herz“, „Frei zu sein“ oder „Alles schon gesehen“ - die mittelalterlichen Klänge gingen sofort ins Blut und ließen das Publikum tanzen und mitsingen. Die ausgelassene Stimmung konnte nicht getrübt werden, auch nicht durch den Wind, der zwischendurch zum Nachteil des Sounds über die „Insel“ fegte. Auf Songs des aktuellen Albums „Kompass zur Sonne“ (unsere --> Rezension) mussten sich die Fans allerdings noch gedulden, denn den Anteil an neuen Songs hielt die Band bewusst gering, da sie damit nächstes Jahr auf Tour gehen werden. Doch bereits die drei „neuen“ Songs, die das Publikum an diesem Abend zu hören bekam, wurden wie die Älteren kräftig mitgefeiert.

 

 

 

 

 

 

Dass die feierlustigen Spielleute auch ganz ernst können, zeigten sie mit dem neuen Song „Saigon und Bagdad“. „Überall auf der Welt kracht und knallt es gerade, das stört uns ganz gewaltig. Manchmal muss man einfach sein Maul aufmachen, wenn einen etwas stört.“ So leitete Michael Rhein den Anti-Kriegs-Song ein, der nicht zuletzt durch die Kinderstimme („Habt ihr nichts gelernt?“) im letzten Part ein bedrückendes Gefühl hinterließ.

Als vorerst letzter Song folgte der Klassiker „Sternhagelvoll“, der natürlich in der Setlist nicht fehlen durfte. Das sah auch das Publikum so und sang lauthals mit erhobenen Bechern textsicher mit. Dass der Abend nach eineinhalb Stunden allerdings noch nicht vorbei sein konnte, ließ Sänger Michael Rhein schon etwas eher euphorisch vermuten: „Wir spielen heute viereinhalb Stunden!“ Auch wenn das der Zeitplan letztendlich nicht zuließ, folgten noch drei Songs als Zugabe, in denen die Band erneut eine ordentliche Ladung an Pyroshow auspackte und einen Funkenregen über die ersten Reihen versprühte.

Trotz das es wahrscheinlich eines der ersten In Extremo Konzerte ohne Crowdsurfing und Moshpits war, war es ein mehr als gelungener Abend, der bereits die Vorfreude auf die Konzerte im nächsten Jahr steigen lässt, bei denen wir hoffentlich wieder ausgelassen und uneingeschränkt mitfeiern können.