Interview mit Herbert Glos und Simon Saito von DRAGONY

Von Gregor Eder

Wenn schon eine meiner liebsten österreichischen Metal-Bands ein neues Album veröffentlicht und auch noch Interviewtermine zur Verfügung stellt, kann ich mich natürlich nicht zurückhalten.
Am 15.01.21 veröffentlicht die österreichische Symphonic-Metal-Band Dragony, bestehend aus Siegfried „Dragonslayer“ Samer (Vocals), Simon Saito (Guitar), Andreas Popernitsch (Guitars), Manuel Hartleb (Keyboard), Herbert Glos (Bass) und Frederic Brünner (Drums), ihr nun fünftes Studioalbum namens "Viribus Unitis" und mir wurde die Ehre zuteil mit den Herren Glos und Saito etwas über die Entstehung des Albums, Technik und Banderfahrungen zu plaudern.
Um 17:30 am Tag vor dem Release meldete ich mich bei Herbert, welcher Simon noch dazuschaltete und Beide wurden direkt mit einer Lobrede meinerseits bombardiert, da mein innerer Fanboy etwas eskalierte.

Nachdem ich mich wieder gefangen hatte schoss ich direkt mit der ersten Frage los: "Wie war die Produktion von "Viribus Unitis" unter den momentanen Voraussetzungen ? Ihr habt ja mit Crowdfunding begonnen, einen Labelwechsel vollzogen, dann kam Corona etc. Wie sah der Prozess von Beginn bis zu Release aus?"
Herbert antwortete sehr schnell: "Wesentlich mehr online als normalerweise. Es hat sich alles ins Internet verlagert, da wir uns weniger getroffen haben. Covid hat den Aufnahmeprozess einfach umgedreht. Wir haben ungewöhnlicher Weise durch die Situation einzeln bei unserem Produzenten im Studio aufgenommen. Wir haben mit dem Gesang begonnen und mit dem Schlagzeug aufgehört, wenn auch die Demotracks zu dem Zeitpunk final waren. Also die Demos waren zu 95% das was am Album zu hören ist, die waren so gut wie fertig produziert. Danach ging es direkt mit Photoshooting und Videodrehs weiter und die Promotionkampagne, welche von Napalm Records durchgeplant war, wurde gestartet."
Auf diese recht präzise Darlegung des Prozesses antwortete ich, dass die Promotion bei mir volle Wirkung erzielt hatte, die Promofotos, welche ihr euch unbedingt reinziehen solltet, sehr gelungen seien und ich auch bewundere, wie es die Band schafft trotz doch humorvollem Grundkonzept in jenem die Ernsthaftigkeit zu halten.

Da zuvor das Digitale thematisiert wurde und ich einen Teil der "Saitensektion" vor mir hatte, stellte ich folgende, speziell für Musiker interessante Frage: "Wenn wir schon beim Digitalen sind, wie sieht das bei euch aus? Seit ihr noch eher Röhrenverstärker-Fanatiker oder arbeitet ihr auch schon mit VST-Plugins etc.?"
Hier meldete sich Simon direkt zu Wort: " Ich bin immer noch ein sehr großer Fan von Röhren, vor allem beim Üben ist es für mich absolut essentiell. Du hörst einfach alle Fehler und Feinheiten. Beim Digitalen kommt das doch nicht so raus, wenn das auch Live wieder etwas anders ist. Aber zum Üben ist die Röhre für mich essentiell. Live sind Röhren auf Grund der Fragilität ein Risiko, denn sie klingen immer anders, was die Sache aber auch interessanter macht. Im Studio sieht die Sache dann gemischt aus mit Plugins und Re-amping.

Nachdem ich Simon ausgefragt hatte wechselte ich mit den Worten „Wie sieht das beim Bass aus?“ zurück zu Herbert, welcher auch direkt losschoss: „Zuhause nehme ich mit einem normalen Interface mit Plugins auf. Im Studio sieht es ähnlich aus mit DI-Box und Plugins. Live setze ich 100% auf mein digitales Setup, speziell wegen dem konstanten Sound und so ein Setup bekommt man für den Bass wesentlich preiswerter als bei der Gitarre. Also ich verwende ein Fly-Rig mit einem eingebauten SansAmp, Tuner, Distortion, Boost und Kompressor und es passt Alles inklusive Funk in den Gitarrenkoffer. Für alle Fälle habe ich dann auch noch das gleiche Rig als Backup, falls ein Kabel bricht, oder andere Probleme auftreten.

Nachdem ich nun den technischen Aspekt abgecheckt hatte wanderte mein Fokus zurück auf die Entstehung des Albums, welche mit einer Crowdfunding- Kampagne begann.


 

Dementsprechend lautete meine Frage: „Wie ist das eigentlich mit dem Crowdfunding. Ihr habt das ja nicht zum ersten Mal gemacht?


DRAGONY - Photo Credit Dominik Izaquiel Tomé

Herbert antwortete: „Die Erfahrung aus der ersten Kampagne hat uns auf jeden Fall bei der Zweiten geholfen. Wir haben bei der zweiten Kampagne gehofft das noch genug Interesse an der Band besteht und schlussendlich hat der Betrag den wir sammeln konnten unsere Erwartungen vollkommen übertroffen. Wir waren wirklich positiv überrascht.

Ich finde solch ein Vorgehen enorm gut, da so die Musiker nicht nur mit dem Funding ihre Ideen verwirklichen können, sondern auch noch zusätzliche Motivation durch den Zuspruch bekommen. Gedanklich sprang ich dann wieder zu dem umgekehrten Aufnahmeprozess zurück und fragte: „Wie war das eigentlich für euren Schlagzeuger wenn er als Letzter eingespielt hat? Hat er da was erzählt?
Herbert meinte: „Bei ein paar ruhigen Passagen musste sich der Schlagzeuger an mich anpassen. Das war etwas ungewohnt, da ich die Macht über die Bassdrum hatte an diesen Stellen. Da haben wir uns etwas genauer zusammengesprochen und sind sehr schnell auf einen grünen Zweig gekommen.“

Da wir mit dem letzten Satz eigentlich schon das Thema Komposition angeschnitten hatten fragte ich direkt: „Wie sah den generell das Komponieren unter den jetztigen Voraussetzungen aus?
Herbert klärte mich auf: „Das Komponieren ist von Song zu Song unterschiedlich bei uns. Es kommt ganz darauf an wer den Song schreibt. Wenn beispielsweise Siegfried einen Song schreibt, was zu ca. 70% der Fall ist, sitzt er zu Hause am Keyboard und konzipiert auch schon Rhythmen. Wenn unser Gitarrist Andi etwas beisteuert kommt er mit einer fertigen Partitur. Da sind die Gitarren schon ausgearbeitet. Bei Siegfried steht die Grundlage die dann genauer ausgearbeitet wird.

Nachdem ich verstanden hatte wie Dragony ihre Tracks auf die Füße stellen, plauderten wir noch etwas über Interviews, das vergangene Wacken und vor allem über Erfahrungen, die die Musiker, welche nicht hauptberuflich in dieser Branche tätig sind, machen durften. Wir kamen auf ihren Gig auf der Metalkreuzfahrt 70 000 Tons of Metal zu sprechen und die Herren legten mit breitem Grinsen im Gesicht dar, wie absurd, aber auch unvergesslich, diese Erfahrung war.
Abschließend stellte ich meine Lieblingsfrage: „Gibt es irgend etwas was ihr durch dieses Interview im Bezug aufs Album an die Crowd da draußen weiterleiten wollt?
Simon meinte simpel: „Have fun!“, Herbert schloss sich an und erweiterte mit: „Viribus Unitis ist eine parodistische Liebeserklärung an Österreich“. Feiner hätte ich es auch nicht beschreiben können.
Nachdem schon der nächste Interviewer in den Startlöchern stand, verabschiedeten wir uns und so ging ein sehr entspanntes Interview zu Ende. An dieser Stelle sei nochmal ein Dankeschön an Herbert und Simon ausgesprochen!

Somit habt Spaß mit dem wirklich gelungenem Album „Viribus Unitis“ und taucht mit Dragony in eine etwas andere Geschichte Österreichs ein. Falls ihr wissen wollt was ich noch genauer zum Album zu sagen habe findet ihr die Review --> hier.