Interview mit Roger Taylor von Duran Duran

Von Gregor Eder

Die legendäre Band Duran Duran hat sich am 22.10.2021 mit dem neuen Album „Future Past“ zurückgemeldet. Satte 6 Jahre haben Fans auf dieses Album gewartet und um zu besprechen warum die Wartezeit so lang war und was sich in dieser Zeit so getan hat, durfte ich mich mit dem Schlagzeuger Roger Taylor auf ein Interview via Zoom treffen.

Nachdem ich mich vorgestellt hatte, ging ich direkt ans Eingemachte und fragte: „Das Album ist eine interessante Mischung aus dem typischen Duran Duran Sound und Klängen die dem Ganzen eine gewisse Frische geben. Wie sah der gesamte Arbeitsprozess hinter der Produktion aus?“
Roger antwortete direkt; „Ja! Das hast du die richtigen Worte gefunden. Es klingt sehr frisch und fühlt sich auch so an. Bisher kommt das Album sehr gut an und die Leute bemerken auch, dass es etwas anders klingt als die Alben zuvor. Es ist ja unser 15. Album und irgendwie hat es im Vergleich zu den Anderen etwas spezielles. In der Times haben sie geschrieben, dass dieses Album „sizzeld“ (bruzzelt bzw. zischt). Ich glaube, dass hat etwas damit zu tun, dass diese Album wesentlich mehr „live“ aufgenommen wurde, es authentischer ist und wir mehr Zeit gemeinsam im Studio verbrachten, so wie wir es in den Anfangszeiten getan haben. Wir hatten verschiedene Gastmusiker mit im Studio und das Album wurde sozusagen wieder im klassischen Stil eine Band produziert. Das war auch die Idee unseres Produzenten, dass wir zuerst die Aura der früheren Zeiten einfangen und dann in der Nachbearbeitung das Gesamtbild etwas aufpolieren. Im Grunde haben wir das Album auf sehr traditionelle geschrieben und aufgenommen.“

Also habt ihr alles gemeinsam mit „multi-tracking“ aufgenommen oder seid ihr einzeln ins Studio gegangen und habt eure Takes aufgenommen ? Wie sah die Zusammenarbeit hier aus?“ schoss ich direkt nach.
„Wir kamen als Band zusammen und schrieben die verschiedenen Passagen und die schlussendlichen Songs. Danach beschäftigten wir uns sehr intensiv mit den jeweiligen Sounds der Instrumente. Vor allem am Sound des Schlagzeugs haben wir sehr viel gearbeitet. Wir haben verschiedene Kessel und Mikrophone ausprobiert, mit diversen Hall-Effekten experimentiert und schlussendlich gingen wir zurück ins Studio und nahmen nochmal alle geschriebenen Teile auf. Also kann man sagen, dass der „Songwriting-Prozess“ auf sehr traditionelle Weise stattfand und das Aufnehmen an sich eher einzeln und sehr auf den eigenen Sound bedacht von statten ging.“ erklärte Roger.

Mit den Ausführungen über das Drum-Recording hatte Roger mich neugierig gemacht und so stellte ich folgende Frage: „Ich finde es sehr interessant, dass du ansprichst, dass sehr viel mit dem Drums-Sound experimentiert wurde. Vielleicht liegt genau darin die angesprochene Frische, da man ja nur eine limitierte Menge an Rhythmen zur Verfügung hat und es immer wieder eine Aufgabe ist eben jene Rhythmen auf neue Art und Weise zu verpacken. Wie siehst du das?
„Du hast absolut recht. Es ist eine wirkliche Aufgabe frisch zu klingen und es gibt eben nur die begrenzte Menge an Beats die in einen Pop-Song oder einen Rock-Song passen. Es ist eben nicht wie bei einem Piano wo man verschiedene Noten, Akkorde oder Progressionen zur Verfügung hat. Ich glaube das eben hier der Sound des Schlagzeugs an sich und die Variation an Klängen die man auf dieser Ebene nutzen kann, speziell auf diesem Album, ausschlaggebend waren, dass jenes so frisch klingt. Man könnte zwar die Beats mit simpel nachspielen, jedoch werden sie nie 1 zu 1 genau so klingen, wie auf dem Album.“ meinte Roger.

Da ich ja selbst Amateur-Schlagzeuger bin verstand ich vollends was Roger meinte.

Das akustische Schlagzeug an sich ist im Vergleich zu einem elektronischen Schlagzeug von den Sounds stärker limitiert und daher fragte ich:

 

 

Wie sieht es eigentlich mit Trigger aus? Nutzt du selbst Drum-Trigger oder ist dir der Sound eines typischen akustischen Drum-Sets lieber?


Photocredit: Stephanie Pistel

„Das ist eine gute Frage! Ich habe erst vor Kurzem begonnen Trigger bei den Live-Shows zu nutzen. Wir haben auch auf dem Album eine Mischung genutzt. Es wurde zuerst auf traditionelle Art und Weise ein akustisches Schlagzeug aufgenommen und der Tontechniker hatte weitere Trigger verbaut, mit welchen er zusätzlich andere Klänge hervorzauberte, was sich schlussendlich unglaublich gut anhörte. Es war sozusagen ein Hybrid aus akustischen und elektronischen Klängen. Der gesamte Vorgang brachte mich zum Nachdenken. ob ich diese Methode nicht auch live nutzen könnte. Schlussendlich haben wir die Sounds vom Album herausgenommen und nun triggere ich jene auch bei Konzerten. Wahrscheinlich verwenden andere Musiker diese Methode schon für sehr lange Zeit, aber für wurde jene erst kürzlich relevant. Bei den Konzerten habe ich aber im Grunde gerne mein akustisches Schlagzeug, wenn ich auch des öfteren zu Hause mit elektronischen Drum-Kits spiele. Auch beim Songwriting nutzte ich elektronische Drums hier und da, da sie einfach leiser sind.“ antwortete Roger.

Nachdem wir zwei unsere Vorlieben das Schlagzeug betreffend ausgetauscht hatten stellte ich eine Frage die Roger sicherlich schon kommen sah: „Jetzt sind seit der letzten Veröffentlichung 6 Jahre vergangen. Was geschah in dieser Zeit?
„Das ist wiederum eine gute Frage! Ich konnte es ja selbst fast nicht glauben als mir jemand sagte, dass schon wieder 6 Jahre seit dem letzten Album vergangen sind. Das letzte Album kam sehr gut an , speziell in Amerika. Unsere Fans feierten das Album und so gingen wir auf Tour. Wir fingen zuerst in kleineren Lokalen an und auf einmal wurde die Tour größer und größer und größer, speziell in Amerika. Ich glaube wir kamen satte 3 Mal zurück nach Amerika und erweiterten die Tour. Schlussendlich waren wir dann zwei bis drei Jahre mit dem Album auf Tour. Nach dieser Zeit nahmen wir uns eine kleine Auszeit und auf einmal waren 4 Jahre vergangen. Nachdem wieder etwas Zeit vergangen war setzten wir uns wieder gemeinsam ins Studio und begannen die Arbeit am neuen Album, doch dann kam die Pandemie. Die gesamte Sache kostete uns dann bei der letzten Produktion fast ein ganzes Jahr und so vergingen schlussendlich 6 Jahre. Nach der langen Wartezeit beschreiben viele Leute die neue Veröffentlichung schon als „Comeback“, doch im Grunde waren wir nie wirklich weg. Die Pandemie hat uns zwar erwischt, jedoch war die Zeit im Endeffekt nicht schlecht, da wir irgendwie mit einem etwas objektiveren Blick zurück ins Studio kamen und so nochmal überarbeiten konnten was schon vorhanden war.“ erklärte Roger.

So wäre auch geklärt, warum die Fans eine ganz schöne Zeit warten durften. Roger und ich unterhielten uns noch etwas über die momentan auf Grund der Pandemie etwas vagen Tourpläne und verabschiedeten uns schlussendlich voneinander.
Somit bleibt mir nurmehr ein großes Dankeschön an Roger Taylor für das sehr entspannte Interview auszusprechen und euch Duran Duran`s „Future Past“ wärmstens ans Herz zu legen. Ein Genuss für alle die einmal etwas anderes als die gewohnte Radio-Musik hören möchten. Hier gibt es unsere Rezension von --> Future Past.