Interview mit Chrigel Glanzmann von Eluveitie

Von Gregor Eder

Nachdem ich schon beim Release der 10th Year Anniversary Edition von „Slania“ (--> Rezension) meine Vorfreude auf das neue Eluveitie Album ausgedrückt hatte, war ich natürlich noch erfreuter, als sich mein Kollge mit der Nachricht meldete, dass der Sänger Chrigel Glanzmann für ein Interview zur Verfügung stünde. Natürlich ließ ich mir die Möglichkeit mit einem derartigen Ausnahmetalent zu plaudern nicht entgehen und so durfte ich freudig einen Anruf des Herrn Glanzmann entgegennehmen.

Nach einer kleinen Vorstellung meiner Person schoss ich wie gewohnt mit einer direkten Frage los: „Die letzte Scheibe war ja 2017 der zweite Teil von Evocation. Jetzt liefert ihr mit „Ategnatos“ ein 16 Track langes Album. Wie lange wart ihr denn im Studio?

Extrem kurz.“ antwortete Chrigel wie aus der Pistole geschossen und lacht etwas. „Es lag etwas in der Natur der Sache. Zu dem Zeitpunkt an dem wir ready waren mit dem Album und mehr oder weniger das Studio buchen wollten, war das Studio in dem wir üblicherweise aufnehmen leider schon sehr ausgebucht. Wir hätten die Möglichkeit gehabt das Release um ein halbes Jahr zu verschieben, dass wollten wir natürlich nicht. Die andere Möglichkeit wäre gewesen das wir in ein anderes Studio gehen und mit einem Techniker zu arbeiten den wir nicht kannten, dass wollten wir natürlich auch nicht. Dann blieb hald nur noch die Option das Album in den 4 Wochen die noch frei waren im Studio reinzuhämmern und das haben wir dann versucht.“ führte er aus.

Nachdem ich Chrigel meine Bewunderung ausgesprochen hatte, da 4 Wochen Studiozeit wirklich nichts für ein derartig gelungenes Album sind, meinte Chrigel dazu nur: „ Ja es war schon sportlich. Also ich mein die letzten drei Wochen haben wir dann auf 24-Stundenbetrieb umgestellt und noch einen zusätzlichen Techniker dazugeholt, damit wir auch in der Nacht arbeiten konnten. Wir hatten sogar einen eigenen Schlafraum, aber ja, im Endeffekt hats geklappt.“

Wie man bei diesen Worten merkt, stecken Eluveitie schon einiges an verdammt harter Arbeit in ihre feinen Alben. Natürlich interessierte mich auch wie eben ein solches abgesehen von den Recordings im Studio entsteht. Dazu meinte Chrigel: „Ja, also bei uns hängt alles immer sehr mit den Lyrics zusammen. Wir möchten das Texte und Musik, sowie alles rundherum, also Artwork und so weiter, Hand in Hand gehen. Es ist also auch nicht so, dass ich irgendwelche Songs schreibe und dann irgendwann Texte dazu oder so, sondern wenn wir Musik schreiben für einen Song, dann wissen wir genau worum es geht. Selbst wenn die letzte Zeile des Textes nicht ausformuliert, aber es ist klar was der Text ausdrückt und was für eine Atmosphäre der Song haben soll. Wir möchten eben das unsere Lieder auch musikalisch ausdrücken was der Text sagt und insofern hängt alles zusammen. Bevor wir an ein neues Album ranngehen ist das erste was ich mache ein Konzept. Bevor ich anfangen kann Lieder zu schreiben, muss ich irgendwie eine Vision vor meinem inneren Auge haben. Das ist eigentlich immer das Erste. Wenn dann das Songwriting beginnt ist eigentlich klar was für Songs, wieviele Songs, welche Songs, an welchen Stellen gesprochene Parts kommen und was weiß ich. So entsteht das eigentlich. Es gibt natürlich auch in der Schaffensphase auch noch viele spontane und kreative Veränderungen und das Ganze soll sich auch entwickeln, aber die Basis ist sozusagen solide gesetzt.

Da mir nun klar war wie die Band bei der Albumproduktion vorgeht, rutschte mein Fokus auf die Besetzung der Band. Ganz unverblümt fragte ich: „Von den Ursprungsmitgliedern sind ja nur noch 2 in der Band und die Liste von ehemaligen Mitstreitern ist auch beachtlich lang. Wie ist das so über die Zeit mit so vielen Musikern an einem Projekt zu arbeiten und jenes doch noch immer stimmig zu halten?

Zum Einen muss ich sagen, dass das mit den Musikerwechseln immer betont wird. Es ist schon so das man, wenn man auf Wikipedia geht, dann ist die Liste von ehemaligen Bandmitgliedern beeindruckend lang, doch auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass man da von einem Zeitraum von 17 Jahren spricht. Von dem her ist es quasi für uns, die wir im Prozess drin sind, vom Gefühl her nicht komisch an, es sind ja lange Zeiten die man zusammen ist. Der Großteil der Wechsel passierte in den ersten Jahren, was sich ausschließlich auf die Entwicklung der Band zurück zu führen.

 

 

 

Ich hab die Band einfach gegründet und am Anfang als reines Studioprojekt geführt. Nicht weil ich das wollte, ich wollte immer schon eine Band groß machen, doch fand ich einfach keine Musiker. Das Genre war noch nicht so etabliert zu der Zeit. Am Anfang kannten wir Musiker uns gegenseitig gar nicht und wir lernten uns erst zum Bandfoto für die erste Release kennen.

Nachdem wir dann auch Live-Erfahrung bekamen und das Ganze seinen Lauf nahm wurde dann eine Band draus. Dann spielten wir kleine Clubs und das Ziel war von Anfang an hart zu arbeiten und alles zu geben um als Band vorwärts zu kommen und das haben wir hald auch gemacht. Daher wurde natürlich auch alles mehr und die Band beanspruchte mehr Zeit und dadurch begründeten sich die meisten Austritte. Irgendwann kam der Punkt an dem wir unsere Nebenberufe aufgaben und einige wollten diesen Schritt legitimerweise nicht tun. Aber das war so hauptsächlich der Grund der vielen Wechsel.“ erklärte Chrigel.

Da meine Neugier bezüglich der Besetzungswechsel getilgt war stichelte ich nochmals zum Thema Songwritingprozess nach und fragte: „ Wie sieht den der vorher erwähnte Songwritingprozess aus? Machst du das komplett alleine und wie lange gestaltet sich dieser Prozess?

Ja also das ist das mit der vorhin erwähnten Vision, quasi das Blueprint des Albums welches ich komplett alleine mache. Aber die ganze Art und Weise wie ein Album entsteht hat sich über die Jahre schon verändert. Zur Zeit von „Slania“ habe ich beispielsweise wirklich alles geschrieben. Danach hat sich das etwas verändert, aber in den letzten drei Jahren dann stärker. Das hat damit zu tun wie wir uns als Band entwickelt haben und auch auf persönlicher Ebene. Ich würde sagen wir arbeiten heute mehr als je zuvor als Band, als Gruppe von Menschen und Musikern, zusammen. Jetzt gerade das aktuelle Album war insofern etwas anders, da wir wirklich örtlich gemeinsam gearbeitet haben. Es hat eine ganz andere Dynamik wenn du wirklich miteinander an einem Tisch sitzt, als wenn du nur Ideen per Mail versendest. So haben wir dann auf Basis des von mir entwickelten Blueprints die Songs erarbeitet.“ meinte Chrigel.

Natürlich schrecke ich auch nicht davor zurück persönlich zu werden und daher stellte ich folgende Frage: „Irgendwie lässt sich alles schlussendlich auf dich zurückleiten. daher meine Frage: „Wie bist du ursprünglich zur Musik gekommen?““

Etwas überfragt wirkend antwortete Chrigel: „Uff…. Keine Ahnung. Musik war schon immer ein wichtiges Thema für mich seit ich mich erinnern kann. Ich weiß noch ich wollte ums verrecken Gitarre spielen und dort wo ich war gab es erst Gitrrenunterricht ab 6 Jahren. Meine Eltern hatten mir schon eine Gitarre gekauft so ich musste noch ein Jahr warten, um endlich Gitarrenunterricht zu haben und dieses Jahre muss ich sie in den Wahnsinn getrieben haben. Seit damals ist Musik machen einfach das Thema in meinem Leben eigentlich.

So sieht man, dass auch große Musiker wie Chrigel Glanzmann klein, aber dafür mit einem Haufen Motivation, gestartet sind. Da unsere Zeit schon etwas knapper wurde, ich jedoch schon sehr zufrieden war mit dem was ich so erfahren hatte und Chrigel noch ein paar andere Reporter zu bearbeiten hatte, verabschiedeten wir uns freudig voneinander. Somit nochmals ein großes Dankeschön an Chrigel Glanzmann von Eluveitie für des wirklich entspannte Gespräch! An Euch Leser => Checkt euch die neue Scheibe „Ategnatos“ (--> Rezension) , die kann ganz schön was!