Interview mit Mark Jansen von EPICA

Von Gregor Eder

Im Rahmen der Veröffentlichung des neuen Albums “Ωmega” der Band EPICA durfte ich mich am Abend des vergangenen Dienstag mit dem Bandgründer, Sänger und Gitarristen Mark Jansen auf ein kleines Skype-Interview treffen.
Nach einer kurzen Begrüßung startete ich gleich mit der Frage: "Wie geht es EPICA mit dem Release während der aktuellen Lage hinsichtlich der Pandemie?"
Mark antwortete direkt :"Wir machen auf jeden Fall einmal das Beste daraus, wie es die meisten Bands versuchen. Ein paar Bands geben verständlicher Weise auf da es momentan wirklich schwer ist, aber wir kämpfen. Wir werden weiterkämpfen und nicht aufgeben. Das Album wollten wir jedenfalls jetzt veröffentlichen und nicht länger warten, weil auch mit Verzögerung wohlmöglich die normalerweise dazugehörige Tour verschoben werden muss. Jetzt ist das Verlangen der Leute neue Musik zu hören groß und wenn wir mit unserer Musik diese Leute glücklich machen können ist das das Größte was wir als Musiker erreichen können."

Als Antwort bekam Mark von mir eine kleine Auflistung warum ich diesen Standpunkt ebenso vertrete und als ich bei der Darlegung meine Ansicht als Psychologe ankam erklärte mir Mark, dass er ebenso Psychologie studiert habe. Unglaublich wie viele Psychologen sich im Metal tummeln. Nach ein paar kleinen fachlichen Ausschweifungen besann ich mich wieder auf die Fragen die ich mir eigentlich geistig zurecht gelegt hatte und meinte: "Als Psychologe interessiert es mich natürlich, dass ihr die Omega-Point-Theorie in ein solches massives Album von 70 Minuten verpackt habt."

Mark erwiederte: "Ja, wir haben 70 Minuten an Musik und wir haben ja immer viele Songs. Da wir fünf Songwriter in der Band haben können wir von jedem von uns das beste Material zusammenfassen und das liebe ich. Manchmal hat man Bands mit einem Songwriter und falls jener keine Inspiration hat, bekommt man eben ein inspirationsloses Album. Wenn einer von uns keine Inspiration hat, dann haben wir noch immer vier Songwriter in der Hinterhand. Das ist eine wirklich gute und luxuriöse Position."

Dazu meinte ich nur: " Im Grunde kommen wir aber genau in diesem Punkt zurück auf die Omega-Point-Theorie, welche besagt, dass wir gemeinsam gen einem Punkt spiralisieren. Ihr spiralisiert mit euren Kompetenzen gen dem gemeinsamen Album könnte man sagen."
Mark antwortete:"Ja! Ich bin der Meinung, dass wenn man zusammenkommt und alle Egos beiseite legt, man die besten Resultate bekommt. Jeder Musiker erinnert sich an die alten Tage, an denen er oder sie für seine Musik kämpfen musste. Man hat eine Idee die man um alles durchsetzten möchte und man versucht und versucht es. Über die Jahre lernt man als Musiker, dass man gewisse Dinge einfach gehen lassen muss. Man lernt, dass die Verbesserungsvorschläge Anderer keine direkte Kritik sind und ein verletztes Ego hier fehl am Platz ist. Es geht darum gemeinsam etwas Besseres aus der Grundidee zu gestalten. Jeder arbeitet an dem gleichen Ziel, nämlich das bestmögliche Album zu kreieren und das ist nur möglich wenn alle zusammen helfen."

Mit dem Kompliment, dass ich bisher noch kein schlechtes Album aus der Zusammenarbeit von EPICA vernommen hätte, ging ich in einen kleinen Exkurs der Diversität meines Musikgeschmacks über und als ich zu meinen Vorlieben in der Klassik kam meinte Mark: "Ich liebe die Pianokonzerte von Rachmaninoff, speziell Nummer 3."

Ich wies darauf hin, dass es einige Metal-Gitarristen gibt die sich der Transkription solcher Werke widmen, worauf Mark wiederum lachend meinte: "Nicht nur Gitarristen! Da gibt es einige Musiker die coole Werke bearbeiten.

 

 

Beispielsweise der Keyboarder meiner anderen Band MAYAN ist auch Jazz-Musiker und er hört wirklich viele verschiedene Genres. Jedes Mal wenn ich ihn spielen sehe denke ich mir, dass ich froh wäre Derartiges spielen zu können."


Fotocredit: Nuclear Blast

Nachdem wir zu dem Schluss kamen, dass Metaler definitiv nicht nur Metal hören und die Musiker der Genres zu oft unterschätzt werden, stellte ich mein liebste Interview-Frage, um wieder etwas konkrete zum Album und zur Band zurück zu kommen: "Meine liebste Frage die ich Musikern bzw. Bands stelle hat nichts mit der Album Produktion oder ähnlichem zu tun. Meine große Frage ist, was du als Musiker und Bandmitglied im Zusammenhang mit dem Album an die Leute da draußen als Message richten willst? Was ist hinter der Omega-Point Theorie was wir wissen sollten?"
Mark schoss direkt los: " Da muss ich zuerst einmal sagen, dass ich überzeugt bin, dass wir alle miteinander verbunden sind. Wir haben nur das Gefühl von einander getrennt sind und in Anbetracht der Quantenphysik ist es offensichtlich, dass wir alle verbunden sind. Wenn du auf der kleinsten Ebene nachsiehst geht die Energie von Person zu Person. Als ich die Omega-Point-Theorie gelesen habe und den Hintergrund des gemeinsamen Strebens gen dem gemeinsamen Punkt verstanden hatte, hat mir diese Theorie wirklich gut gefallen. Das war der Startpunkt für die Lyrics des Albums, aber da gibt es noch einige andere mystische Lehren oder Weisheitslehren, welche in den Texten verbaut sind. Ich glaube persönlich, dass wir aus vielen alten Lehren lernen können. Die Menschheit hat schon so vieles vergessen und viele Personen glauben es gibt nur den exponentiellen Anstieg und Progress. Wenn man jedoch diese alten Schriften liest, dann entmystifiziert sich dieser Glaube. Einige der Schriften haben ich eben herangezogen und Ihnen meinen Touch gegeben."

Auf diese interessante Ausführung konterte ich mit meiner philosophischen Ader und schlussendlich kamen Mark und ich zu dem Punkt, dass wir uns darauf einigten, dass wir aus der Vergangenheit noch viel lernen können und die Philosophie ein guter Ansatzpunkt dafür ist. Ohne auf die Uhr zu sehen kamen wir zu diesem Schlusspunkt und da auf Mark schon das Abendessen wartete verabschiedeten wir und mit einem großen Grinsen im Gesicht. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an Mark Jansen für dieses unglaublich entspannte und auch ausgiebige Interview. An euch da draußen sei auch nochmals das Wort gerichtet. Wenn ihr Lust auf engelsgleichen Gesang und auch heftige Growls, auf feinste Melodie und brachialsten Rhythmus habt, dann zieht euch unbedingt EPICA`s "Omega" rein. Auch die Lyrics werden euch einiges zu denken geben. Ihr werdet es definitiv nicht bereuen und vielleicht schließt Ihr euch uns an und spiralisiert mit uns gen dem großen gemeinsamen Punkt!

Hier geht es zur Rezension des neuen Albums--> “Ωmega”.