Interview mit „OST“ von Hämatom Von Gregor Eder Hämatom hämmern nun schon eine ganz schöne Zeit auf ihre Instrumente ein und weil die Truppe so viel Spaß daran haben, wurde am 04.11.2022 das neue Album „Lang lebe der Hass“ rausgehauen. Im Rahmen der Veröffentlichung durfte ich mit OST zu einem Interview via Zoom treffen. Nach einer kurzen Vorstellen schoss ich auch direkt mit meiner ersten Frage los: „Nun ist das Album ja schon ein paar Tage auf dem Markt. Wie ist das momentane Feedback? Wie fühlt sich die Sache an?“ „Also, ich würde es sehr positiv einschätzen. Ich habe das Gefühl als wäre es deutlich positiver als bei den letzten beiden Alben. Hat natürlich am Ende nichts über die Qualität zu sagen. Es kommt immer darauf an mit wem man spricht und wir haben tatsächlich viel mit unseren Hardcore-Fans gesprochen, da wir ja leider durch unseren Sänger akut nicht touren können. Deswegen haben wir kleinere Release-Partys gemacht, mit Autogrammstunden und Meet-and-Greets etc. Da triffst du eben meist deine Hardcore-Fans, also jene die dich schon seit Jahren begleiten. Ich glaube mit diesem Album haben wir eher so den Nerv der langjährigen Fans getroffen. Wie gesagt, hat das wenig über die Qualität zu sagen. Ich empfinde beispielsweise das Berlin Album, also das Unplugged-Album, als eine der schönsten Sachen die wir jemals gemacht haben, doch es hat unsere Fangemeinde schon etwas gespalten. Aber ich persönlich bin sehr, sehr zufrieden gerade. Sitze hier zuhause, etwas durch von der letzten Woche, aber es war schön, es hat sich gelohnt und das Feedback ist positiv.“ erklärte OST. Das klingt ja sehr erfreulich. OST hatte kurz die Release-Partys angesprochen und gen jenen zielte direkt meine nächste Frage: „Ihr hattet ja nun schon einige der angesagten Release-Partys. Wie lief das Ganze ab?“ „Also die Release-Partys waren erstaunlich stark. Wir fuhren hier los am Donnerstag, das war alles sehr spontan, denn wie gesagt hat sich dann herausgestellt, dass NORD nicht bei der Promo mitmachen darf, und sollte. Wir haben uns gedacht hier zu Hause zu sitzen, das dritte Album hintereinander und nichts zu tun, halten wir nicht aus. Sowas macht uns depressiv. Also mussten wir irgendwie auf die Straße. Also hatten wir die Idee, komm wir fragen bei den kleineren Clubs die wir früher so gespielt habe einmal an. Wir haben gesagt wir kommen vorbei, bringen uns 3 mit, bringen ein kleines DJ-Set mit, bringen die Alben mit, ein paar Stifte und Kameras mit und dann lass uns mal für 3 Stunden gemeinsam auf das Neue anstoßen und reinhören. Wir legen gemeinsam auf, können trinken und mit den Leuten Fotos machen. Du weißt ja nie im vorhinein wie so eine Sache ablaufen wird und wie so ein Event ankommt. Bevor wir losfuhren dachten wir uns, dass zwischen 20 und 300 Leuten alles drinnen ist. Es war rückblickend erstaunlich gut. Leipzig, Hamburg und Essen waren schon gewaltig gute Partys. Nicht gut für unsere Leber und für unseren Gesundheitszustand, aber generell sehr schön. Es war auch sehr schön dieses direkte Feedback zu bekommen und sich einmal unterhalten zu können.“ meinte OST. Also hatte sich die interessante Ersatzaktion wirklich ausgezahlt. Um wieder zurück zum Album zu kommen fragte ich folgendes: „Was würdest du sagen sind die größten Unterschiede zwischen der jetztigen Veröffentlichung und der Vorherigen?“ OST begann zu erklären: „Ich glaube schon, dass „Lang lebe der Hass“, wie soll ich sagen, „dance-lastiger“, wesentlich „synth-lastiger“ ist. Wer Hämatom kennt, der weiß, dass wir unsere Alben je nachdem machen wie wir uns gerade fühlen, oder worauf wir gerade Bock haben. Du wirst selten Album von uns finden die einfach fortlaufend sind. Wir haben vor zwei Jahren die Songs zu „Die Liebe ist tot“ geschrieben und hatten eben dabei Wut gefühlt. Wir hatten einfach Lust den Wünschen der älteren Fans entgegen zu kommen und einfach mehr auf die Fresse zu geben. Weniger hymnisch, eher hart, bodenständig und sozialkritisch. Danach waren wir aber mit diesem Thema durch. Es war gut und hat zu dieser Zeit gepasst. Jetzt waren wir aber im Studio und fühlten eher mehr Synth einbauen zu wollen. Daher haben wir eher Songs zum „Dancen“ gemacht. Eher kurz, weniger verspielt als bei „Die Liebe ist tot“. Das sind im Grunde die gröbsten Unterschiede. Man kann auch, wenn man das böse Wort kommerziell in den Mund nehmen möchte sagen, dass dieses Album wesentlich kommerzieller ist als das Andere und eher für alle und weniger für die Hardcore-Fans gedacht ist. Ich finde es positiv, aber das wird mir vielleicht von Einigen da draußen böse ausgelegt werden. Ich finde in der Welt von Hämatom muss Platz für Beides sein.“ |
Sehr schlüssige Erklärung von OST. Ich konnte ihm hier nur zustimmen, da ich auch der Meinung bin, dass sich eine Band nicht zu sehr in eine Richtung verbeißen sollte. Nachdem OST schon angesprochen hatte, dass das Album auch kommerziellere Nummer enthält, stellte ich folgende Frage: „Wie seht ihr den Grad zwischen Party-Tracks und eher sozialkritischeren Nummern? Denkt ihr über die Ausgewogenheit dieser Aspekte am Album nach, oder geht ihr da eher nach Gefühl?“ Photocredit: ccm-online „Ja wir machen uns schon viele Gedanken zu allem was wir tun. Zum einen ist es Bauchgefühl, aber auch viele weitere analytische Gedanken. Was war gut oder schlecht am letzten Album, oder wie haben sich gewisse Sachen entwickelt. Das ist der theoretische Part. Anschließend gehen wir ins Studio und dort passiert wieder mehr mit Bauchgefühl. Ich bin der Meinung, dass in der Welt von Hämatom beides Platz haben muss. Wir waren aber auch immer schon so, dass wir auf der einen Seite sozialkritisch waren, andererseits auch mit einem Augenzwinkern die Welt betrachtet und ihr den Spiegel vorgehalten haben. Selbst auf diesem „Party-Album“ gibt es Songs wie „Olympia“, worin die Sportlandschaft kritisch beurteilt wird. Es gibt „Lang lebe der Hass“ mit einer sehr klaren politischen Botschaft. Selbst auf einem Album auf dem vermeintlich nur „Party-Tracks“ drauf sind findet sich noch immer so viel Sozialkritik. Es war bisher immer so, dass das alles irgendwie Platz haben muss.“ meinte OST. Eine sehr klar und löbliche Feststellung, denn selbst die härtesten Kritiker sollten sich hier und da auf eine Party einlassen. Nachdem OST und ich die eher schweren Themen durch hatten stellte ich abschließend eine eher entspannte Frage: „Wie sieht es denn bei den Bandmitglieder privat aus? Welche Musik hört ihr den selbst wenn ihr nicht gerade musiziert?“ „Ich kann versuchen es für die ganze Band zu beantworten. Fangen wir mit WEST an! Ich habe keine Ahnung was WEST hört. Ich weiß zumindest, dass er die 70er, 80er abfeiert. Was er aktuell hört, keine Ahnung. Alles was NORD hört ist schon eher härter oder irgendwie funky. Es ist sehr viel instrumental und eher englisch. Sehr wenige deutschsprachige Sachen. SÜD ist eher in der Weltmusik, mit Folk und Irish-Sachen, aber ansonsten sehr ähnlich veranlagt wie ich. Also ich bin sehr offen, bis auf Jazz. Nicht das ich das Genre verurteilen will, aber es gibt mir persönlich einfach nichts. Es gibt natürlich einige Jazzsachen die mir gefallen, aber meist sind das Songs die bei Kenner eher unter „Kommerzjazz“ abgetan werden. Ansonsten höre ich alles von Hip Hop, über Metal, über Pop, bis hin zu Behemoth. Natürlich guter Pop, also Billie Eilish wäre für mich ein Beispiel von gutem Pop. Es gibt Tage da hau ich mir morgens eine Runde Behemoth rein. Dann gibt es wieder Tage an welchen ich mir eine alte Fanta 4 Platte oder Bonez MC, oder Straßenbande 187 reinziehe. Der Horizont ist sehr breit. Momentan höre ich eher weniger neue Metal-Sachen. Ich komme ja eigentlich aus dem Punk und da läuft momentan eher Feine Sahne Fischfilet und die alten Ärzte. Aber ich bin für alles offen. Wenn es gut ist und mich packt und die Lyrics passen, dann höre ich einfach alles“ meinte OST. Das ist ja ein bunter Haufen an Einflüssen den die Band hat. Wir müssen uns also keine Sorgen machen, dass Hämatom die Inspiration ausgeht. OST und ich plauschten noch etwas über die im nächsten Jahr anstehenden Shows, bis wir uns voneinander verabschiedeten. An diesem Punkt sei nochmal ein großes Dankeschön an OST für dieses entspannte Interview ausgesprochen. Ich hoffe wir sehen uns nächstes Jahr auf Tour! An euch da draußen sei auch nochmal das Wort gerichtet! „Es Lebe der Hass“ ist eine gut ausgewogene Scheibe geworden, welche ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Genaueres dazu findet ihr hier in der dazugehörigen --> Rezension. |
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