Interview mit Zsuzsa „Shakey Sue“ Radnóti

Von Gregor Eder

The Hellfreaks aus Ungarn haben am 14.04.2023 ihr neues Album präsentiert! Die Scheibe namens "Pitch Black Sunset" bringt so einige neue Sachen und über jene durfte ich mit Sängerin Zsuzsa „Shakey Sue“ Radnóti etwas plaudern. 
Nach einer netten Begrüßung startete ich direkt mit der ersten Frage durch: "Na? Wie fühlst du dich so einen Tag vor der Veröffentlichung?"

Zsuzsa antwortete direkt: "Hmm... Gemischte Gefühle! Einerseits kann ich es kaum erwarten. Wir haben so hart für das Album gearbeitet und es hat sich wie eine Ewigkeit angefühlt, bis es rauskommen wird. Du musst dir vorstellen, dass wir das Album schon letztes Jahr im Juni mit allem Drum und Dran fertig hatten. Das heißt wir mussten fast ein ganze Jahr warten und es war echt schwierig. Das Einzige was es dann doch etwas besser gemacht hat war, dass wir doch ab Januar schon jeden Monat eine Single rausgebracht haben. Das hat die Überbrückung einfacher gemacht.

Aber generell, ab dem Punkt an dem ein Song geschrieben und aufgenommen ist tut jeder Tag weh, an welchem man jenen den Leuten nicht zeigen kann. Es ist schwierig die Zeit so zu überbrücken, dass die Fans nicht glauben, dass wir nichts machen. Wir arbeiteten ja sehr lange am Songwriting und haben auch einige Videos gedreht, von welchen wir unglaublich wenig zeigen konnten bevor das Album veröffentlicht wurde. Also was Geduld angeht war das alles jetzt etwas schwierig und ich kann es kaum erwarten bis das Album nun endlich da ist. Auf der anderen Seite habe ich dann immer gleichzeitig Angst vor dem was danach kommt. Dieses Jahr war ja mega aktiv was unsere Onlinepräsenz angeht und ich habe immer etwas Angst vor der Stille danach." 

Diese ambivalente Gefühlswelt lässt sich nach einer so langen Wartezeit verstehen. Ich meinte, dass die vermeintlich kommende Stille wohl mit einem Haufen positiven gefüllt werden würde, bevor ich folgende Frage stellte: "Wie sieht denn die Ensteheung eines Albums oder der Songs, bei euch aus? Arbeitet ihr eher mit Notationssoftware oder stellt ihr euch "old-school" in den Proberaum und komponiert dort miteinander?

"Also wir haben über die Jahre einiges ausprobiert. Wir machen das Ganze ja schon seit 14 Jahren. Das in den Proberaum gehen und miteinander schreiben geht bei uns irgendwie gar nicht. Ich weiß nicht warum, aber es funktioniert einfach nicht. Wir haben so gut wie alles bei mir zu Hause aufgenommen. Ich lebe in einem Haus das über hundert Jahre alt ist und wir haben die Küche und die Abstellkammer umgebaut. Die Abstellkammer ist jetzt mein "Vocal-Booth" in welchem ich zu jeder Tageszeit singen kann und wo wir auch den Gesang aufnehmen. Die alte Küche ist sozusagen das Musikzimmer von unserem Basissten, denn er schreibt dort fast den ganzen instrumentalen Part. Er nimmt das Ganze mit Cubase auf und geht schon in der Demo-Phase sehr ins Detail.

Bei uns ist es dann so, dass oft ein Song ziemlich weit kommt und wir dann doch entscheiden, dass wir ihn rausnehmen. Wir beginnen immer erst mit dem Instrumentalpart und wenn Chors und Verse fertig sind, beginne ich mir eine Gesangsmelodie auszudenken. Diese nehmen wir dann auch auf, was immer total lustig ist. In dem Moment habe ich ja meist noch keinen Text und so singe ich irgend ein Geschwafel in Englisch nur damit wir die Melodie einmal haben. Wenn die Melodie dann sitzt beginne ich mit dem Text. Also der Text kommt meistens am Ende. Auf dem Album haben wir nur einen Song, wo es anders herum passiert ist und das ist "Weeping Willow". Das ist aber eine absolute Ausnahme, bei welchem ich ein klares Konzept hatte." erklärte Zsuzsa.

 

Nachdem wir noch etwas über Vorgehensweisen beim Songwriting geplaudert hatten stellte ich eine Frage, welche mich schon etwas länger interessiert hatte: "Wie sieht es bei euch in Ungarn eigentlich mit der Metal/Punk-Szene aus? Ich habe schon von vielen Kollegen gehört, dass es kein einfaches Pflaster für Musiker dieser Genre ist und dass es wenige Locations für diese Musik gibt. Wie siehst du das?


"Ja, das kann man genau so sagen. Es war vor einiger Zeit nicht so schlimm wie es jetzt ist. Das Land ist zwar klein, aber wir haben wirklich viele Bands und Künstler die ambitioniert sind und sich anstrengen eine Musikszene aufrecht zu halten. Momentan ist es wirklich zum Heulen. Um eine Szene aufrecht zu halten brauchst du Clubs, also nicht große Venues, sondern etwas kleinere wo 100 bis 300 Leute hineinpassen. Veranstaltungsorte dieser Art mussten in den vergangenen Jahren aus diversen Gründen schließen. Wir mussten beispielsweise unsere Albumrelease-Party in Ungarn in den Oktober schieben, da wir einfach keinen Club gefunden haben der für unsere Größe passen würde. Große Clubs, in welche tausende Leute passen, haben wir noch 2 bis 3 in der Stadt, aber die kleineren Underground-Clubs sind einfach weg. Es ist wirklich schwierig, speziell für Bands die erst jetzt beginnen und noch kein Netzwerk haben. Es ist einfach nicht wie früher. Umso mehr muss ich meinen Respekt allen Bands gegenüber aussprechen die dafür arbeiten, dass die Szene am Leben bleibt." meinte Zsuzsa.

Das klingt anstrengend für die Bands, aber ich schließe mich da Zsuzsa in ihrer Respektsbekundung an! Zum Abschluss unseres Interviews stellte ich eine meiner Lieblingsfrage: "Habt ihr mit diesem Album eine direkte Message an die Leute da draußen?" 
"Ich kann eigentlich nur etwas über die Lyrics sagen. Die Lyrics sind zwar dunkel und traurig, doch was ich mit jenen erreichen wollte war, dass ich unglaublich ehrlich sein wollte. Ich weiß, dass viele Menschen ähnliche Probleme durchmachen und wenn es da draußen nur einen Menschen gibt der die Lieder hört, die Texte ließt oder eine Line findet bei welcher er sich denkt "Wow! Ich bin mit dieser Sache nicht alleine. Die macht das selbe durch", dann habe ich schon viel erreicht. Für dieses Album war bei mir genau das die Antriebskraft, weil ich weiß, dass so etwas enorm helfen kann." erklärte Zsuzsa.

Eine wirklich lobenswerte und verständliche Maxime! Musik verbindet und hilft auch oft in schweren Situationen und ich finde es immer wieder schön, wenn Künstler aus eben jenem Kontext heraus arbeiten. Auch wenn es sich bei The Hellfreaks um sehr harte Musik handelt ist es definitiv Musik mit viel Herz! 
An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei Zsuzsa für das entspannte Interview bedanken und ich freue mich schon darauf die neuen Songs ehest möglich live zu sehen. 
Euch da draußen sei das neue Album "Pitch Black Sunset" wärmstens empfohlen! Was ich genau davon halte könnt ihr hier in der --> Rezension nachlesen.