Interview mit Britta Görtz und Lukas Kerk von Hiraes

Von Gregor Eder

Die neu formierte Band Hiraes, welche sich aus Ex-Mitgliedern der Band Dawn of Disease und der Critical Mess Sängerin Britta Görtz zusammensetzt hat am 25.06.2021 ihr Debütalbum „Solitary“ veröffentlicht. Ich hatte die Ehre noch vor der Veröffentlichung ein Interview mit Britta und Lukas Kerk zu führen. So fanden sich Lukas, Britta und ich via Skype zusammen und nach einer kleinen Begrüßung legte ich wie gewohnt mit der ersten Frage los: „Wie seit ihr eigentlich als Band zusammengekommen und wie hat sich das Ganze bis zum Debütalbum hin entwickelt?
Lukas schoss gleich los: „Also es war so, dass wir uns gegen Ende 2019 entschieden haben Dawn of Disease aufzulösen und es war damals schon relativ klar, dass wir Musiker ohne Sänger weitermachen wollten. Wir hatten noch ein paar Konzerte zum Abschied bestätigt und wussten aber, dass wir eine neue Band starten wollen. Im Frühjahr riefen wir dann Hiraes ins Leben und waren auf der Suche nach einem neuen Sänger oder einer neuen Sängerin. Wir sind dann relativ schnell auf Britta gekommen, da wir sie ja schon aus der Vergangenheit kannten. Wir hatten mit Cripper und Critical Mess schon einige Konzerte gespielt und wir fanden ihre Stimme schon immer super cool und auch ihre Performance auf der Bühne, weil sie wirklich abreißt auf der Bühne. Wir haben uns dann gedacht, dass wir sie einfach einmal fragen, da wir auch jemanden mit Bühnen- und Studio-Erfahrung gesucht haben. Dann habe ich Britta kontaktiert und gefragt. Leider mussten wir dann durch Corona die erste Probe einige Male verschieben, doch nach der ersten Probe haben wir dann eigentlich unmittelbar mit dem Songwriting begonnen. Dann ging es eigentlich ziemlich schnell los mit der Albumproduktion.

Da kann man ja sagen, dass der Übergang von einer Band in die Andere sehr gut funktioniert hat. Da Britta nun wieder 2 Bands hat, fragte ich sie: „Wie war das eigentlich mit deiner Entscheidung der Band beizutreten? Ging es relativ schnell oder hattest du Hintergedanken wie sich das zeitlich ausgehen soll?
Also, als es Cripper noch gab hatte ich schon mit dem Gedanken gespielt, eine zweite Band haben zu wollen und dann hat sich das mit Critical Mess super ergeben. Danach kam es zur Auflösung von Cripper und ich glaube in einem Interview direkt danach gesagt zu haben, dass ich mir nun wieder eine zweite Band suchen muss. Von daher war der Wunsch immer da. Ich genieße es sehr mit vielen verschiedenen Menschen Musik zu machen und mir ist es nur wichtig, dass die Bands von der Musik her nicht gleich sind. Klar, für Menschen die keinen Metal hören, mag sich das alles gleich anhören, aber jene die die Musik hören merken, dass die Bands anders gewichtet sind. Da wird dann für mich sozusagen ein Schuh draus, da ich auf 2 Spielwiesen unterwegs sein kann und hier die eine Seite und da die Andere ausleben kann. Von daher viel mir die Entscheidung nicht schwer. Bands, Live-Spielen und Alben produzieren ist eigentlich das, was mich am glücklichsten macht, von den Dingen auf der Welt, die man so tun kann. Davon mehr zu haben ist ja nicht schlecht.“ erklärte Britta.

Hier lässt sich eigentlich mein Satz von vorhin nur wiederholen. Da nun geklärt war, wie die Band zusammenkam, interessierte mich das Songwriting. So stellte ich folgende Frage:“ Wie sieht nun das Songwriting bei euch aus, wenn das alles so schnell gegangen ist? Wir kommen bei euch Instrumental-Parts und Vocal-Parts zusammen?
Lukas erklärte: „Also, ich schreibe als Songwrtiter zu Hause mit der Gitarre die Songs und nehme die dann als Demo einmal auf. Danach setze ich mich mit unserem Schlagzeuger zusammen und wir arbeiten gemeinsam die Schlagzeugparts aus. Ich hab da meistens schon ein paar Ideen und unser Drummer arbeitet das dann noch genauer aus. Danach haben wir sozusagen eine Schlagzeug und Gitarrenversion des Demo-Tracks, welche weiter herumgeschickt wird. Darüber schreibt Britta dann die Lyrics und sobald das erledigt ist haben wir eigentlich einen Song, der bereit ist aufgenommen zu werden. Der Bass ergibt sich meist aus den Gitarrenparts und ist eher aus Ergänzung im tieferen Bereich zu sehen. So läuft das Ganze eigentlich ab.

 

Also ich nehm mir dann die Demos mit in den Proberaum in Hannover, schmeiße sie rein und beginne darüber herum-zu-phrasieren. Lukas bereitet das Ganze schon immer gut vor und schreibt eben dazu, welcher Part welchen Schwerpunkt für ihn haben soll, was mir das Ganze schon erleichtert. Auf jeden Fall phrasiere ich dann über die Passagen herum und irgendwann kommen dann die dazu passenden Worte. Es ist alles sehr organisch und so gefällt es mir auch am Besten. Es funktioniert so eigentlich auch am schnellsten, denn einfach auf einem leeren Blatt etwas zu schreiben und dann zu probieren ist etwas aufwendiger. Da ist es mir lieber im Proberaum direkt mit dem Mikro daran zu arbeiten.“ meinte Britta dazu.

Da wir bei den Texten angekommen waren, schoss ich folgende Frage an Britta raus: „Wie sieht es eigentlich mit den Texten aus? Ich konnte mich gut mit den Texten identifizieren, was meist der Fall ist, wenn der Texter oder die Texterin viel Herzblut in die Sache legt und eben Biographisches verarbeitet. Wie viel Autobiographie steckt da drin?"

Britta antwortete direkt: “Meine Texte haben mindestens einen autobiographischen Aufhänger. Es ist 100% Britta in jedem Text, aber ich greife mir ein interessantes Kuchenstück aus der Thematik des Songs. Der ganze Kuchen wäre ca. ein Roman und das Stück ist ein Konzentrat der Thematik, welche ich mit möglich spannenden Kontrasten in den Texten verbaue. Niemand braucht unentschlossene Texte und niemand hat viel Platz in Texten, weil ja Melodie usw. dazukommt. Ich denke meist daran, was der Klappentext zum Roman sein könnte und insofern gibt es zwar autobiographisch inspirierte Texte, welche ich aber meistens noch an die Spitze treibe. Also, so depressiv wie die Texte ausgefallen sind geht es mir nicht. Ich hab hier die fröhlichen Seiten von Britta weggelassen und mich auf die andere Seite konzentriert. Ich schneide mir das raus, was ich zum Song passend finde, übertreib das Ganze hinsichtlich der Dramaturgie und so komme ich meist gut durch. Natürlich spreche ich von meiner Person aus in den Lyrics, aber es ist mir auch wichtig, dass Menschen sich damit identifizieren können. Ich weiß wie wichtig mir Musik ist und was meine „Lebensrettersongs“ sind, wenn auch die Sänger das was ich zu den Songs denke, nie so konkret in den Song geschrieben haben. Mir ist einfach wichtig die Möglichkeit zu geben, sich ganz individuell mit den Songs zu identifizieren.

Diese Herangehensweise beim Texten ist wirklich interessant und auch sehr reflektiert. Kein Wunder, dass mich die Texte des Albums so mitgenommen haben! Ich erklärte Britta und Lukas, dass ich solch eine authentische Herangehensweise sehr beeindruckend finde und wie ich bei meinen Songs an die Sache herangehe. Schlussendlich plauderten wir noch etwas über die noch wage Tour-Zukunft und die akute Lage, bis unsere Zeit vorüber war.

Ich hoffe Hiraes und ich treffen bald wieder einmal zusammen! Bis dahin kann ich mich nur für das schöne Interview bedanken und euch die Debüt-Scheibe „Solitary“ (unsere --> Rezension) wärmstens an Herz legen, wenn ihr Bock auf heftigen Melodic-Death-Metal habt.