Interview mit Valentin Strasser von ROADWOLF

Von Gregor Eder

UNCHAIN THE WOLF ! Das war das bisherige Motto der Truppe ROADWOLF aus Österreich. Am 19.05.2023 wurde die neueste und somit zweite Studio-Scheibe der Band veröffentlicht und jene trägt den Namen „Midgnight Lightning“. Der mitternächtliche Blitz ist gewaltig eingeschlagen und dankenswerter Weise durfte ich einen Tag vor dem Release mit Gitarristen Valentin Strasser ein Interview via Zoom führen. Nach einer freudigen Begrüßung starte ich direkt mit einer kleinen Lobpreisung, bevor ich meine erste direkte Frage stellte. Bei Alben die mir persönlich sehr gut gefallen interessiert mich meist die Entstehung und daher fragte ich: „Wie ist das Album im Studio entstanden. Habt ihr gemeinsam aufgenommen oder getrennt alle Spuren eingespielt. War es eher „old school“ oder einfach klassisch „studio-rein“?

„Da muss ich etwas ausholen. Also wir hatten ja Gregor Streng bei „Unchain the Wolf“ als Produzenten. Der hätte auch das zweite Album produziert, doch ist das leider nichts geworden. So waren wir vorerst „produzentenlos“ und unser Schlagzeuger hat dann diesen Part übernommen. Der hatte bei der ersten Produktion Gregor schon etwas über die Schulter gesehen und ist ja auch selbst Tontechniker. Wir haben dann gemeinsam ein Home-Studio in Wiener Neustadt aus dem Boden gestampft. Die Drums hat Mano dann in Wien aufgenommen, begleitet uns betreut von Niitro von Ewig Frost in den LW Sonic Studios.

Den Rest haben wir bei Mano aufgenommen. Es war etwas mühsam, denn wir sind ja alle berufstätig und so haben wir es kaum gemeinsam ins Studio geschafft. So gab es eben Gitarrensessions, dann ist der Sänger ins Studio gekommen und dann hat der Bass etwas eingespielt und so weiter. Mano war konstant am arbeiten und ich muss ihm nochmal meinen Respekt für all die Arbeit ausdrücken. Er hat uns wirklich gut produziert und uns auch teilweise an unsere Limits gebracht. Es ist wirklich viel durch sein gutes Gehör noch im Studio passiert, da er wirklich darauf geachtet hat, dass er aus jeder Nummer das Bester herausholt.“ erklärte Vali.

Da ich ja direkt den Gitarristen vor mir hatte, musste ich als Gitarrist auch einmal folgendes Fragen: „Wie sah es denn mit Gitarrenequipment aus? Mit welchen Amps etc. habt ihr das Ganze eingespielt?

„Also wir haben Marshall Plexi, einen JMP, einen ADA MP-1 Classic und einen Sovtek genutzt. Mit denen haben wir herumprobiert. Wir haben etwas genauer geschaut welcher der Amps nun für welchen Song am besten passt. Natürlich auch bei den Gitarren. Ich habe eine Hamer, eine Flying V und eine Explorer. Mit denen wurde das Album aufgenommen und den Bass haben wir mir einem Ampeg aufgenommen.“ meinte Vali.

Mit dieser Antwort war meine Neugierde vollends gestillt. Ich erzählte etwas darüber wie ich den Gesamtsound des Albums finde und Vali meinte dazu: „Ja darauf hat Mano geachtet. Spachverständnis ist wichtig und natürlich auch ein Gitarrist sollte nicht herumschwimmen. Man sollte sich einfach ganz genau mit seinen Songs auseinandersetzen und es ist ein ewiger Lernprozess. Man kommt immer wieder drauf, dass die Art wie man den Song bisher bei Proben gespielt hat nicht unbedingt passt und muss an sich selbst arbeiten. Das ist wirklich wichtig!“

Da stimme ich vollkommen zu! Ich kenne ja Studiosituationen und Vali spricht mir hier direkt aus dem Herzen. Da wir ja den Vorgang im Studio geklärt hatten, wollte ich natürlich auch wissen wie die Songs überhaupt entstanden sind und fragte daher: „Wie sah eigentlich das Songwriting genauer aus? Die Songs sind zwar sehr abwechslungsreich, aber ganz klar im Roadwolf-Stil. Wie seid ihr an die Sacher herangegangen?“.

Vali erklärte: „ Also, wir hatten „Unchain the Wolf“ fertig und es war klar, dass wir ein Album für Napalm Records machen konnten. Jetzt haben wir einige doch schon ältere Songs ausgegraben, wie beispielsweise „Dont deliver us from evil“, welchen wir ja schon öfter live gespielt haben. Das hat zum Beispiel jetzt Platz auf dem Album gefunden. Ansonsten haben wir jedes Riff und jede Idee der letzten Jahre, welche sozusagen im kreativen Prozess entstanden sind, ins Plenum getragen und haben es dort gemeinschaftlich arrangiert, aussortiert. Oftmals waren wir auch nur zu zweit, also Mano und Ich, im Studio, haben gemeinsam überlegt, aufgenommen, es den Anderen geschickt die wiederum daran gearbeitet haben.

 

So haben wir Arbeitstitel überlegt, Textfragmente gesucht und alle Bausteine so angepasst bzw. geschnitzt, dass sie ineinander übergehen und einen sinnvollen Song ergeben. So ist das Ganze abgelaufen.“

Fotocredit: Izaquiel Tomé

Also kann man hier von wirklich gekonntem Teamwork sprechen. „Also habt ihr wirklich als Team gearbeitet und es war nicht so, dass der Instrumentalpart um Songtexte des Sängers etwas geschrieben hat?

„Ja. Wir haben viel zusammen gemacht und sind sehr auf die Ideen der Anderen eingegangen. Beispielsweise hat jemand einen Refrain vorgelegt und ein Anderer hatte eine Idee wie man das abwandeln könnte und hat sie vorgespielt. Dann probiert man es, studiert das Ganze ein, nimmt es auf und bewertet gemeinsam. Wir sind immer offen für die Inputs der Anderen, was wir bei der Arbeit mit dem vorherigen Produzenten beim ersten Album gelernt habe.“ meinte Vali.

Ich stimmte nur zu, dass es viel gemeinsame Arbeit bedarf wenn es um eine Albumproduktion geht und Vali ging nochmals näher darauf ein: „Es schwingt ja extrem viel mit. Es geht da meiner Meinung nach ja auch um Selbstverwirklichung, allen voran, wenn Menschen sich öffnen und singen ist das etwas sehr intimes. Oder man überlegt sich etwas und schreibt an einem Solo, dann kommt Einer und meint es gefällt ihm nicht. Klar ist es für viele Menschen naheliegend es persönlich zu nehmen, doch man muss drüber stehen und lernen damit umzugehen. Es ist immer genug Platz auf einem Album die eigene Ego-Sau durchs Dorf zu treiben und das bauen wir auch bewusst für jeden ein. Das gehört ja auch irgendwo zum Metal.“

Da konnte ich wiederum nur zustimmen, denn erst wenn jeder Teil der Band live richtig abgeht, dann wird Metal erst das was es ist! Ich durfte ROADWOLF schon einige Male live sehen und kann euch berichten, dass die Herren es mit dem Abgehen auf der Bühne sehr ernst nehmen. Die Band war letztes Jahr auf einer kleinen Spanien-Tour und daher lautete meine letzte Frage wie folgt: „Ihr habt ja letztes Jahr in Spanien gespielt. Wie sah der Trip aus?“

„Sehr gern! Spanien war eine super Erfahrung. Es war zwar direkt während der Albumproduktion, aber wir haben es als kurze Auszeit gesehen. Wir haben in Barcelona gespielt und es gab ein paar interessante Erfahrungen speziell wenn man nicht über die eigene Backline spielt. Wir hatten Niitro als Techniker dabei und der hat mir öfters mit seiner Expertise den Hintern gerettet. Wir haben auch in Murcia gespielt und ich konnte ein paar interessante Gespräche mit einigen spanischen Metalheads führen. Ich habe sehr viel positives Feedback zum ersten Album bekommen und es war interessant zu sehen, dass Leute mit Platten kamen und die signiert haben wollten, oder auch welche die Fotos mit uns wollten. In Murcia hatten wir unser Wolfskostüm zwar mit, aber keinen der den Wolf spielte, doch vor Ort haben wir einen Metalmaniac gefunden, der uns in gebrochenem Englisch erklärte, dass es schon immer sein Traum war den Wolf zu spielen. Dann haben wir ihm einfach die Maske aufgesetzt und er hatte sichtlich Freude und hat sich auch bei der Darstellung sehr bemüht. Es war cool und wir haben wirklich Spaß gehabt. Danach sind wir alle noch etwas in der Gegend geblieben und haben etwas Urlaub gemacht.“

Das klingt wirklich nach einer feinen Auszeit und wer weiß, vielleicht klingt das Album ja wegen der entspannten Art der Truppe gerade so gut! Vali und ich plauderten noch kurz weiter bis unsere Interviewzeit vorüber war. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei Vali für das sehr entspannte Interview bedanken und euch da draußen „Midnight Lightning“ von ROADWOLF empfehlen. Was ich ganz genau von der Platte halte könnt ihr --> hier nachlesen.