Interview mit Joe Satriani Von Gregor Eder Vor sage und schreibe 14 Jahren gestaltete ein kleiner Gregor sein Zimmer mit Bildern von diversen Gitarristen die er anhimmelte und neben Chuck Berry und BB King war auch Joe Satriani vertreten. Eben jener veröffentlicht am 08.04.2022 sein neuestes und somit 19. Studioalbum und als ich die Information bekam, dass ich mich mit diesem Gitarrengott via Zoom zu einem Interview treffen darf, ging ein großer Traum für mich in Erfüllung. Etwas nervös saß ich vor meinem Laptop und wenig später grinste mir Herr Satriani entgegen. Nach einer kleinen Begrüßung und einer schnellen Darlegung meiner Bewunderung ging ich direkt auf die Songs los und meinte: „Einer meiner absoluten Favouriten am Album ist „Tension and Release“. Dieser Song hat mich stilistisch an das aktuelle Guitar-World-Cover erinnert, auf welchem ja du und Tossin Abasi von Animals as Leader zu sehen sind. Für mich könnte das Cover direkt das Cover für den Song sein, da er schon stilistisch auch etwas in Richtung von Tossin geht.“ Meister Satriani lachte und meinte dazu: „Das ist toll! Es war gut mit Tossin wieder einmal auf dem Cover zu sein. Leider wurde das Foto nicht gemeinsam gemacht sondern zusammen geschnitten, aber jedenfalls.. „ Satriani stoppte, holte von der Seite eine Gitarre ins Bild und setzte fort: „… hier habe ich die Gitarre mit der ich die Nummer geschrieben habe. Es ist ein alter Protoyp einer 7-saitigen JS, vollends aus Mahagoni mit den originalen Pickups. Als ich sie aus ihrer Tasche nahm realisierte ich, dass ich sie mindestens 5 oder 6 Jahre nicht in der Hand hatte. Die Saiten waren beim Auspacken so richtig lasch und bei dem Anblick hatte ich die Idee zu „Tension and Release“. Ich setzte mich sofort hin, komponierte den Song und nahm ihn auch direkt auf. Es ist wirklich lustig wie so etwas passiert. Man reagiert einfach darauf wie sich ein Instrument anfühlt und auf welche Ideen einen dieses Gefühl bringen kann.“ Diese Backgroundstory war äußert interessant und daher ging ich direkt auf meinen nächsten Lieblingssong ein, da ich hoffte auch darüber etwas mehr zu erfahren. „Ein weiterer Favorit von mir ist „E 104th Street NY 1973“ mit diesem „jazzigen“ Vibe und dem aggressiven Wah.“ meinte ich. Satriani reagierte mit folgenden Worten: „Ja ich war froh derartig verschiedene Songs auf ein Album bringen zu können. Das Album hat einfach sehr viele musikalische Facetten und auch das Songwriting, zumindest für E 104th Street, ist eher unkonventionell und folgt keinem konkreten Schema. Es ist eine Art Improvisation, aber im Kern der Songs steht meine Reflexion verschiedene Erinnerungen betreffend. Der Titel des Songs ist die Adresse des alten Wohnortes meines Vaters. Das war die Gegend wo mein Vater aufwuchs und mitunter auch ein Areal, wo sich viele meiner italienischen Vorfahren um 1900 aufhielten. Als kleines Kind, in den 60er, spielte ich dort in der Gegend und als ich in den 70er begann Gitarre zu spielen begannen einerseits einige Probleme, aber auch um so mehr Spaß. Es war damals eine schwere Zeit für die Stadt, aber eine wundervolle Zeit für Musik und Kunst im Generellen. Du weißt ja, wenn man 14-15 Jahre alt ist, dann ist alles irgendwie wie ein Wunderland und ich habe versucht all diese Erinnerungen in genau diesen Song zu packen und ich bin froh, dass er dir gefällt.“ Diese Hintergrundgeschichte war komplexer als ich erwartet hatte und ich freute mich mit meiner vorherigen Vermutung vollends ins Schwarze getroffen zu haben. „Neben den Songs wollte ich dir noch meine erste Assoziation bezüglich des Albumtitels mitteilen. Der erste Gedanke bei dem Namen „The Elephants of Mars“ ging lustiger Weise in Richtung des letzten Albumcovers deines ehemaligen Schüler Tom Morello.“ erklärte ich. Satriani lachte erneut und meinte: „Das ist lustig! Ich liebe ja die Artworks mit dem Elephanten und dem Nilpferd, dass ist einfach so typisch Tom. Er ist so ein unglaublicher Innovator und es ist schön, dass er noch immer da draußen ist und Musik macht. Ich hoffe Rage Against The Machine machen einmal wieder ein neues Album.“ Da konnte ich nur zustimmen! Da ZZ Satriani, der Sohn von Joe, das Video für den Opener des Albums produziert hat lautete meine nächste Frage: „Dein Sohn hat ja das Video für „Sahara“ gemacht. Wie ist es so mit seinem Sohn etwas zu produzieren?“
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„Es ist immer wieder ein Spaß mit meinem Sohn zusammen zu arbeiten. Er kommt immer mit einem vollem Konzept und alles was man zu tun hat ist simpel das zu machen was er sagt. Es ist wirklich toll. Am Anfang ist es zwar meist etwas komisch, da man nicht so genau weiß was er vor hat, aber hat einfach ein unglaublich gutes Händchen wenn es um verträumte Landschaften geht. Der im Video gefangene „Vibe“ ist nicht nur für den Opener treffend, sondern eigentlich für das ganze Album.“ erklärte Satriani. Photocredit: Eduardo Peña Dolhun Das Video ist jedenfalls sehr gelungen und es ist schön zu hören, dass Vater und Sohn so fein zusammenarbeiten. Nachdem wir noch etwas über die Produktion geplaudert hatten meinte ich: „Die Songs lösen bei mir immer wieder Kopfkino aus. Teilweise ist mir das Album wie ein Film-Sountrack vorgekommen, weil ich immer wieder gewisse Szenen im Kopf hatte. Speziell der Song „Sailing the seas of Ganymede“ hat mich da hart erwischt.“ Satriani zog ein noch größeres Grinsen als zuvor auf und meinte freudig: „Das ist gut, denn das ist genau was in meine Kopf ebenso passiert. Auf jeden Fall! Speziell bei dem von dir genannten Song. Es ist eine so komische Geschichte. Ich versuche es für dich kurz zu halten. Es gibt ja in Amerika die Jimmy Fallon Show und ich war schon zweimal vor Ort und die Band The Roots mit ihrem „Anführer“ Questlove ist einfach großartig. Die Show findet im Rockefeller-Center, einem riesigen Gebäude statt, doch bei den Proben mit der Band sitzt man im wahrscheinlich kleinsten Raum des ganzen Komplexes. Es macht einfach keinen Sinn, doch die Truppe probt dort fast täglich. In diesem kleinen Raum hat Questlove selbst mit seinem Schlagzeug eine kleine Kabine und ich erinnere mich daran wie lustig das war. Wie kann eine solche Persönlichkeit nur in so einem kleinen Raum gesetzt werden? Auf jeden Fall dachte ich darüber nach wo solch eine Persönlichkeit eigentlich sein sollte und so stellte ich mir vor, dass Questlove eigentlich auf einem riesigen Schiff zwischen meterhohen Wellen dahin segeln sollte. Ich stellte ihn mir wie auf einer Abenteuerreise vor, da es einfach mehr Sinn ergab. Dieser Gedanke und dieser „Film“ blieb mir im Kopf und irgendwo hatte ich gelesen, dass Wissenschaftler Wasser auf einem Mond des Jupiters namens Ganymede Wasser vermuten. Als ich das las dachte ich mir, dass ist genau der Ort wo er sein sollte und so kam das Lied zustande. Ich weiß, es macht überhaupt keinen Sinn!“ Den letzten Satz schnitt ich Satriani ab, da ich die Erklärung sehr wohl sinnvoll fand und ich erklärte, dass ich während er sprach Questlove, einen fetten J-Dilla Beat spielend, auf dem Boot vor meinem geistigen Auge hatte. Wir lachten noch etwas über diese Vorstellung und plauderten noch etwas über das benutzte Equipment zum Album und weitere Pläne des Gitarren-Genies. Schlussendlich kamen wir zu dem Punkt an dem unsere Interviewzeit beendet war und so verabschiedeten wir uns gegenseitig mit einigen Glückwünschen. Es war wirklich eine unglaubliche Erfahrung derartig entspannt mit einem meiner größten Vorbilder sprechen zu dürfen und ich möchte mich an dieser Stelle nochmals für dieses schöne Gespräch bei Joe Satriani bedanken. Zum Abschluss sei Euch da draußen noch das geniale Album des Gitarrenmeisers empfohlen. „The Elephants of Mars“ (--> unsere Rezension) werden am 08.04.2022 über euch hereinbrechen und ich kann euch sagen, dass es wirklich genial wird.
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