Interview mit Jorge Eduardo "Speedo" Martinez von The Flaming Sideburns Von Gregor Eder Egal ob man es Garage Punk, Hard Rock oder simpel Rock`n`Roll nennen mag, The Flaming Sideburns liefern seit 1995 richtig fette bodenständige Musik. Im Rahmen der Veröffentlichung des neusten Album namens "Silver Flames" durfte ich mich mit dem Frontman Eduardo zu einem Interview treffen und etwas in der Geschichte der Band herumstochern. 2013 verließ uns unser Bassist und kurz darauf zog unser Drummer nach London und blieb dort für 5 Jahre. In dieser Zeit habe ich mit unserem Gitarristen einige Songs geschrieben, aber irgendwie konnten wir sie nicht fertigstellen. Wir hatten ja keinen Bassisten und unser Drummer war auch zu weit weg. Daher holten wir uns ein paar altbekannte Musiker und arbeiteten so weiter. Durch Zufall konnten wir dann unser 20. Jubiläum im Jahr 2015 mit der Originalbesetzung, welche bei der Zugabe dazukam, spielen. Dort spielten wir ein paar alte Songs und fühlte sich komisch an, da wir uns soundtechnisch wieder wie Zuhause angekommen fühlten. Es fühlte sich einfach richtig an. Zu diesem Punkt hatte ich einfach das Gefühl, dass die Band mit diesem Gig ihrem Ende gegenüberstand, oder wir von vorne mit der originalen Besetzung anfangen würden. Schlussendlich kam es dann zu Zweiterem. Wir kamen in der Erstbesetzung zusammen, tourten in Spanien und hatten Spaß. Wir hatten zwar keinen klaren Plan wie es weitergehen sollte, aber wir versuchten unser Bestes. Wir hingen etwas in der Luft bis uns unser Drummer informierte, dass er aus London zurückkommen würde. In Spanien entstanden einige Songs und da unser Drummer zurückgekommen war, konnten wir damit beginnen am neuen Album zu arbeiten. Damit sind wir eigentlich auch schon beim zweiten Teil deiner Frage angekommen. Von da an ging es dann ziemlich schnell. Wir hatten einige Songs und der Sound war wirklich gut. Nach einer Zeit kontaktierten wir unseren alten Produzenten, welcher mittlerweile nicht mehr in der Branche tätig war, doch wir konnten ihn überzeugen mit uns dieses Album zu produzieren. Schlussendlich haben wir es geschafft, das Album binnen 8 Tagen aufzunehmen. Das Mixing dauerte dann etwas länger und eigentlich wollten wir das Album schon letztes Jahr veröffentlichen, doch kein Label wollte gerade zu Beginn der Pandemie ein Album veröffentlichen. Auf der anderen Seite war es schon gut, dass wir das Album vor der Pandemie produziert haben, da es dadurch noch unsere volle Stärke und Energie bei der Aufnahme mit einfloss. Wir waren einfach zurück. Was auch in meinen Augen sehr wichtig bei diesem Album war ist, dass darauf wirklich nur die Band zu hören ist. Wir hatten diesmal keine Gäste oder andere Spielereien. Wir sind simpel in den Proberaum gegangen, haben unsere Instrumente in die Hand genommen, losgelegt und verdammt feinen Rock`n`Roll gespielt."
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Mit dieser wirklich detaillierten Ausführung dürfte klar sein, warum The Flaming Sideburns so lange für ein neues Album gebraucht haben und wie es überhaupt zum Neuen kam. Bei einer so langen Bandgeschichte stellte sich mir folgende Frage, welche ich direkt an Eduardo richtete: "Euch gibt es ja jetzt schon sehr lange. Was würdest du sagen wenn ich dich frage, wie sich die Szene von damals bis vor der Pandemie und nun während der Pandemie entwickelt hat ?"
Eduardo schoss direkt los: "Gar nicht. Jeder der behauptet, dass sich das Gefühl des Rock`n`Rolls verändert hat, erzählt Bullshit. Natürlich hat sich einiges verändert, wie zum Beispiel, dass man momentan nicht live spielen darf. Trotzdem hat sich der positive Vibe der mit Rock`n`Roll mitkommt erhalten und all die positive Energie steckt noch immer in dieser Musik. Ich bin beispielsweise sehr stolz auf das was wir produziert haben und das einzige was sich geändert hat, ist unser Alter. Man ist halt kein Jungspund mehr, aber im Grunde sind wir auf der gleichen Schiene wie früher. 1995 war natürlich das beste Jahr für uns. Wir haben damals gegen den Mainstream gekämpft und wollten unabhängig von großen Labels sein, was auch funktioniert hat. Diese Zeiten waren einerseits nicht einfach, denn wer hat es schon einfach wenn er gegen das Establishment rebelliert, aber das ist nun mal Rock`n`Roll und wenn man an das glaubt was man tut, muss man auch dazu stehen. Schlussendlich hat sich das Wahnsinnsgefühl, dass unsere Musik bei uns selbst auslöst, nie geändert. Momentan warten wir nur darauf wieder live loslegen zu dürfen und das Bühnengefühl wieder zu erleben, wenn auch Live-Streams vielleicht ein komplett anderes Gefühl mit sich bringen. Ich habe so etwas nicht ausprobiert, aber wir werden sehen wie das Ganze funktioniert. Im Großen und Ganzen haben wir bis heute das selbe Ziel, nämlich den Rock`n`Roll den wir produzieren raus zu den Leuten zu bringen und eine gute Zeit dabei zu haben." Diese Grundeinstellung wird wohl den eingesessenen Rock`n`Rollern nie abhanden kommen, so oft auch noch andere Bands oder Kritiker behaupten, dass das Genre tot sei.
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