Interview mit Tarja Turunen Von Gregor Eder Die finnische Sopranistin Tarja Turunen ist schon seit einigen Jahren nicht mehr aus der Melodic-/Symphonic-Metal-Szene wegzudenken. Nach 15 Jahren der musikalischen Tätigkeit hat die Ausnahmesängerin ihr Best Of -Album namens „Living the Dream“ veröffentlicht und zu eben jenem durfte ich Ihr ein paar Fragen stellen. Meine erste Frage lautete: „Wenn du auf die letzten fünfzehn Jahre zurückblickst, was wären deine ganz persönlichen „Best-Of-Moments“? Welche Geschehnisse blieben dir als besonders in Erinnerung?“ Tarja antwortete: „Oh, da gab es Einige. An meinem ersten Solo-Rock-Album zu arbeiten war im Großen und Ganzen sehr speziell, da mich das Album und die dazugehörige Tour verstehen ließen, dass ich ein Leben als Solo-Artist leben kann. Die Anfänge sind nie einfach, aber irgendwie habe ich es geschafft meinen eigenen Sound und Stil zu entwickeln. Wie auch immer, die Liste an besonderen Momenten meiner Karriere ist viel zu lange um alles anzuführen! Ich habe über diese schönen Jahre, dank meiner Fans und Hörer, meinen Traum leben können. Diese Worte der Dankbarkeit zeigen, dass Tarja weiß, wie glücklich Sie sich schätzen kann. Meine zweite Frage wurde etwas persönlicher: „Da es sich bei dir aus meiner Sicht um ein Ausnahmetalent handelt wollte ich fragen, welche Auswirkungen Musik auf dich in jungen Jahren hatte. Was bedeutete Musik für dich als Kind, Teenager und jetzt als etablierte Größe in der Welt der Musik?“ „Musik war für mich als Kind eine Möglichkeit aus der Realität zu flüchten. Ich begann mit Klavierstunden im Alter von sechs Jahren. In der Schule wurde ich gemobbt und Musik gab mir die Stärke und den Willen weiter zu machen, trotz der negativen Gefühle und meiner Unsicherheit, welche ich in den Anfängen meiner Schulzeit in mir trug. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Gabe hatte Musik zu machen und wurde von meinen Musiklehrern stark unterstützt, da jene mich als talentiert erachteten. Ich realisierte, dass ich tiefer in die Materie der Musik eintauchen wollte und so zog ich mit nur 16 Jahren von zu Hause weg um an einer Musik-Hochschule zu lernen. Als Teenager hatte ich viel Spaß mit Musik in verschiedenen Schulgruppen, lernte jedoch auch sehr hart um weitergehend auf der Musik-Universität zu studieren. Mir war sehr klar, dass meine Zukunft im Singen und Musikmachen liegt. Musik hat mir immer den richtigen Weg gezeigt. Heute genieße ich es noch immer an Musik zu arbeiten, wenn nicht mehr denn je. Ich habe viele Grenzen und Ängste aus der Vergangenheit durchbrochen. Ich liebe es zu komponieren und meine Songs für mein Publikum auf der ganzen Welt zu performen. Ich fühle mich privilegiert mit meiner ersten Liebe, der Musik, arbeiten zu können.“ erklärte Tarja. Ein wirklich interessanter Einblick in den Werdegang von Tarja! Natürlich war für mich nicht nur interessant was Musik grundsätzlich für Tarja bedeutet und daher stellte ich folgende Frage: „Welche Bands bzw. Genres würdest du als deine Liebsten bezeichnen?" „Ich mag verschiedene Arten von Künstlern und Bands. Muse, Tears for Fears, The Cure, In Flames, Peter Gabriel und viele andere.“ antwortete Tarja. Um wieder auf das Album zurückzukommen stellte ich folgende Frage: „Was sind deine persönlichen Favourites am Best-Of-Album?“ |
Tarja erklärte: „Für die zweite Scheibe meines Best-Of habe ich meine „all time favorite“ Songs ausgewählt, doch müsste ich jetzt wählen, dann wären es wohl „Love to hate“, „Too many“, „Naiad“ und „Crimson deep“. Alle meine Songs sind sehr persönlich und es gibt unterschiedliche Gründe warum jene am Album zu finden sind. Es ist wirklich hart die Songs nach Wichtigkeit zu sortieren.“ Fotocredit: earMusic Da ich mit Tarja wohl eine der Metal-Sängerinnen schlechthin erwischen konnte, musste ich folgende, etwas kritischere Frage, stellen: „Wie siehst du den Standpunkt von Frauen im Genre Metal? Ist es noch immer hart diese doch eher männlich besetzte Domäne zu durchbrechen? Gab es in deiner Laufbahn Situationen in welchen toxische Maskulinität eine Rolle spielte? Falls ja, glaubst du es ist über die Jahre besser oder schlechter geworden?“ Tarja antwortete: „Ich kann nur von meinen eigenen Erfahrungen ausgehend sprechen und ich bin mir sehr sicher, dass meine nicht die Selben sind wie jene anderer Frauen in der Szene. Ich musste in dieser Industrie nicht leiden, nur weil ich eine Frau bin. Am Beginn meiner Karriere, also vor ca.20 Jahren, als ich die einzige Frau unter Männern war, musste ich etwas mit den Männern arbeiten um Teil der Gruppe zu sein und akzeptiert zu werden. Ich musste auf meinen Körper aufpassen um meine Stimme zu erhalten, was nie wirklich verstanden wurde. Das bedeutet, dass ich nicht an den Partys etc. teilnahm und ich öfter alleine mit gewissen Dingen klarkommen musste. Es wirkte als hätten die Anderen die Meinung, dass ich schon alleine klarkomme. Auch wenn die Szene sehr dominiert von Männer ist, wurde ich von Beginn an gut aufgenommen. Möglicherweise wegen meiner doch radikal anders klingenden Stimme. Ich musste nie mehr zeigen als ich zeigen wollte und momentan ist alles großartig. Ich genieße den vollen Respekt meiner männlichen Kollegen.“ Meine abschließende Frage lautete: „Was inspiriert dich noch nach so vielen Jahren des Schaffens? Was ist deine wichtigste Inspirationsquelle?“ „Meine Reisen, die Menschen die ich treffe, deren Geschichten und die Natur. Natürlich spielt meine Leben und meine Erfahrungen eine große Rolle in meinen Kompositionen und meiner Arbeit im Generellen.“ antwortete Tarja Es ist wirklich schön zu sehen, dass Tarja noch immer ihren Traum leben kann und uns somit mit feiner Musik weiterhin versorgt. Abschließend sei nochmal ein großes Dankeschön an Tarja für das Interview gerichtet! Die Rezension zum Album findet ihr --> hier. |
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