Interview mit Udo Dirkschneider von U.D.O.

Von Gregor Eder

Game Over“ heißt die neueste Scheibe des „German Tank“ bzw. der Truppe U.D.O. welche am 22.10.2021 veröffentlicht wurde. Im Rahmen der Release durfte ich mit Udo Dirkschneider eine Runde telefonieren und erfahren, was das Album alles so mit sich bringt. Nachdem ich mich vorgestellt hatte legte ich direkt los: „Wie lief denn die Produktion des neuen und nun schon 15ten Studioalbum?“ 

„Also ich sage einmal etwas anders als bei den Vorigen. Dank Corona. Der Anfang war an sich normal. Zuerst haben wir einmal Ideen gesammelt und normalerweise gehen wir dann in den Proberaum oder ein kleines Studio. Dort wird dann an den Songs gearbeitet mit dem Produzenten. Das hat diesmal nicht stattfinden können. Wir haben dann alles über Skype, Whats App, Zoom, Facetime etc. geregelt. Das war natürlich anders als normal und auch zeitaufwändiger. Das Recording im Studio fand natürlich auch nicht wie gewohnt statt, da nur jeweils 2 Personen im Studio erlaubt waren. Trotz alle dem haben wir glaube ich ein gutes Album produziert. Es ist sehr abwechslungsreich und es sind viele Songs, da wir einiges an Zeit hatten durch Corona und ich muss sagen ich bin eigentlich sehr happy mit dem neuen Album.“ erklärte Udo. 

Wie sah es eigentlich früher im Studio aus? Habt ihr da eher Multi-Tracking gemacht oder auch immer einzeln für sich?“ schoss ich nach. 

Udo erklärte: “Also ganz früher in den 80ern haben wir eher Multi-Tracking gemacht. Im Normalfall wie beim vorletzten Album war ich normalerweise immer mit im Studio, als z.B. die Gitarristen ihre Parts einspielten, beim Drummer musste ich nicht unbedingt dabei sein, aber beim Rest war ich anwesend. Man hat auch hier und da Chöre eingesungen, das war halt diesmal anders. Diesmal war ich meist über Zoom zugeschaltet und es war eine komplett andere Arbeitsweise.“

Nachdem ich die Art und Weise wie U.D.O. im Studio unter Corona und ohne Corona agieren abgecheckt hatte ging ich etwas direkter auf die Songs ein und fragte: „Wie läuft eigentlich bei euch Songwriting hinsichtlich der Lyrics ab?“ 

„Zuerst sind meist die Ideen von den Gitarristen, dem Bassisten und dem Schlagzeuger da und darauf entwickle ich dann eine Gesangsmelodie und die Texte werden dann geschrieben. Also so herum läuft die Geschichte.“ meinte Udo. 

„In welchem Umfeld, oder in welcher Situation schreibst du denn am liebsten deine Texte“ schoss ich direkt nach. 

„Diesmal habe ich ja die Texte erstmals auch mit meinem Sohn gemeinsam geschrieben. Ich habe Tausend von „Hook-Lines“ rumfliegen und meist suche ich mir einen passenden Text heraus der zum Sound des Songs passt. Zuerst schreibe ich die Melodie, welche zu Beginn meist gar keinen konkreten Text hat, da singt man auch oft irgendwelchen Kauderwelsch. Sobald die Melodie da ist geht es jedenfalls direkt an den Text ran.“ erklärte Udo 

Nachdem direkt der Modus des Songwritings geklärt war ging ich auf die Texte selbst ein und fragte: „Bei den neuen Songs schwingt ja einiges an Kritik mit. Beispielsweise könnte man hier „Kids and Guns“ anführen. Wie wichtig ist es dir, dass deine Texte immer etwas Kritik enthalten?

Udo antwortete prompt: „Ja, ich mein sicherlich. In „Kids and Guns“ geht es halt einmal vorrangig darum, dass wir gegen Waffen sind. Es ist immer besser miteinander zu reden, als sich gegenseitig umzubringen. Dann kommen natürlich noch Sachen dazu wie die Schießereien an Schulen in Amerika oder die Situation in Norwegen, wo jemand 70 Leute erschossen hat.

 

 

 

Es passiert ja auch bei uns in Deutschland, generell in Europa oder auch in Afrika wo es Kindersoldaten gibt, welche mit 14 oder 15 in den Krieg ziehen.

Da haben wir natürlich die Aussage, dass wir gegen Waffen sind. Man schreibt kritische Texte wie „Holy Invaders“ wo es darum geht, dass man sich nicht unbedingt vorschreiben lassen muss, welche Religion man hat. Nimm einmal aktuell Afghanistan. Es gibt aber auch „Never Die“, wo es darum geht, dass diese Musik nicht sterben wird, denn die wird es in 20-30 Jahren noch immer geben. In dem Song habe ich auch etwas Biographie von mir mit eingearbeitet. Nimm „Marchin Tank“! Man nennt mich ja auch den German Tank und da kam mein Sohn und meinte du bist ja der Tank und gehst immer vorwärts, da könnte man ja auch einen Text machen. Man macht also auch hier und da Texte über sich selber. Es gibt aber auch z.B. die Ballade „Don`t wanna say goodbye“ welche für mich sehr viel persönliches beinhaltet, jedoch auch für viele andere Situationen passt, wie beispielsweise wenn einer stirbt. Da möchte man auch nicht unbedingt auf Wiedersehen sagen. Also den Song kann man in einige Richtungen nutzen. Dann gibt’s noch sozialkritischere Texte wie z.B. „Like a Beast“ wo es um Stalking geht. Also eigentlich geht es bei mir quer durch die Bank.“

Somit hatte Udo mir einen schönen Einblick in seine Herangehensweise ans Songwriting generell gegeben. Schlussendlich interessierte mich eine Frage brennend: „Wie sieht es nun eigentlich mit dem Album und einer Tour aus?

„Also normalerweise wäre ich gerade ins Russland unterwegs, doch die Shows wurden verlegt und es sieht auch danach aus, als würden die weiteren Termine auch ins nächste Jahr verschoben werden. Da tuen sich einige Probleme auf und es ist einfach sehr schwierig solch eine Tour durchzuziehen. Da alle Punkte aufzuzählen würde jetzt zu lange dauern. Es sieht zwar so aus als müssten wir verschieben, doch unser Management war Gott sei dank schlau genug die Termine auch schon für nächstes Jahr zu reservieren. Vorsichtshalber hatte man da schon vorausschauend agiert und geplant. Es weiß ja kein Mensch wie es im Moment weitergeht. Akut haben wir noch eine Show anstehen, dass ist das Metal Hammer Paradise und wir wollen hoffen, dass wir die Show spielen können.“ erklärte Udo. 

Man darf also annehmen, dass man U.D.O. vielleicht nicht mehr dieses Jahr zu sehen bekommt, jedoch hat die Truppe vorgesorgt, dass man das neue Album ehest möglich genießen kann. Udo und ich plauderten noch etwas über seine Zusammenarbeit mit seinem Sohn und die generelle Lage, bis unsere Interviewzeit vorüber war. Somit kann ich nur nochmal ein Dankeschön an Udo Dirkscheider für das entspannte Interview aussprechen und euch das neue Album "Game Over" empfehlen. Auch wenn die Tour erst nächstes Jahr stattfindet kann ich euch nur empfehlen Karten zu holen, denn die neuen Songs werden live einschlagen wie eine Granate!

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