Interview mit Rupert Keplinger und Gunnar Schroeder von Universum 25:

Von Gregor Eder

Die neue Allstar-Band Universum25 präsentiert am 03.03.2023 ihr Debütalbum unter selbigen Namen. Im Rahmen dieser Veröffentlichung durfte ich mit Gitarristen Gunnar Schroeder (Dritte Wahl) und Bassisten Rupert Keplinger (Eisbrecher / ANTITYPE) via Zoom treffen um etwas über die bevorstehende Release zu sprechen. Forsch wie immer stellte ich mich vor und ging direkt zum Hauptprogramm über. Meine erste Frage lautete: „Wer hatte die Idee das Laborexperiment „Universum 25“ mit der Band zu verknüpfen und wie hat sich die Band überhaupt zusammen gefunden?

Gunnar antwortete direkt: „Also die Idee kam unserem Produzenten Jörg Umbreit. Ich kannte das Experiment davor nicht. Er meinte, dass dieses Thema gut in die Zeit passt und man damit auch einige Punkte ansprechen kann, die zum Nachdenken anregen. Angefangen hat die Band an sich mit Jörg und Pat von Fiddlers Green. Die wollten gemeinsam einmal etwas anderes machen und dann ging es darum, ob das Projekt in deutscher oder englischer Sprache sein soll, doch es war sehr schnell klar, dass es ein deutschsprachiges Album wird. Dann habe sie mich mit ins Boot geholt. Die Verbindung war ja schon da, da ich mit Dritte Wahl ebenso mit Jörg zusammenarbeite. Dann haben wir 2 Jahre lang Songs geschrieben. Irgendwann war dann Micha von In Extremo da und Jörg hat ihm die Sache vorgespielt. Micha wollte direkt mitsingen und hat dann auch Rupert mitgebracht. Irgendwann habe ich dann noch Alex aus dem Hut gezaubert und auf einmal waren wir eine Band.“

Ich bemerkte, dass sich diese „Zusammenkunft“ sehr harmonisch anhört, worauf Rupert meinte: „Ja definitiv. Es gab nie irgendwelche Auditions oder derartiges.“

Als ich von der Band hörte war mir irgendwo klar, dass sich hier befreundete Musiker einfach zusammengetan haben. Ich erklärte, dass ich es immer wieder schön finde, wenn solche Projekte entstehen. Nachdem die Band sich als Metaebene des Albums das Experiment „Universum25“ herangezogen hat, bei welchem die unkontrollierte Population von Mäusen unter für jene perfekte Bedingungen zum totalen Chaos führte, stellte ich folgende Frage: „Wo seht ihr persönlich die größten Parallelen zwischen der heutigen Gesellschaft und dem damaligen Experiment?

Rupert meldete sich direkt zu Wort: „Also ich bin ja hier eigentlich der „Berufs-Pessimist“. Ich sehe die Menschheit schon total in den Untergang laufen und das ist für mich die ganz klare Parallele. Wenn man es in etwas größerem Kontext sieht hätten wir ja auf der Erde eigentlich alle Ressourcen die die Menschheit benötigt, wenn man es optimal verteilen würde. Das geht natürlich nicht, da hier die Natur des Menschen im Wege ist. Der Mensch hat irgendwie immer das Bedürfnis Kriege zu führen und die Reichen müssen noch mehr bekommen und die Armen verlieren immer mehr. Die Parallele ist für mich also, dass eigentlich alle Ressourcen gegeben wären, aber man bekommt das Endergebnis nicht hin.“

Eine sehr klare Antwort! Ich fachsimpelte auf diese Antwort hin etwas über weitere soziologische Theorien und fragte anschließend Gunnar nach seiner Ansicht. Jener antwortete: „Ich bin nicht ganz so pessimistisch. Das liegt ja auch daran das ich Kinder habe und ich mach mir nicht vor, dass die Welt vor die Hunde geht. Ich selber hoffe noch darauf, dass die Menschen zur Vernunft kommen. Aber es ist natürlich schon so, dass man zum Nachdenken beginnt, wenn man sich die Gegebenheiten so ansieht und was wir schlussendlich daraus machen. Dieses Bedürfnis der Menschen immer mehr und mehr zu wollen verstehe ich nicht ganz. Ich verstehe auch bis heute nicht genau wie man behaupten kann, dass einem ein Stück Erde gehört. Ich meine, die sind auf einem Stück Erde geboren und meist nach 100 Jahren dann wieder weg. Wie können die meinen, dass ihnen das Stück gehört und warum können sie es vererben. Das leuchtet mir noch nicht ganz ein. Ich hoffe, dass wir einmal eine Gesellschaft haben können, die das Ganze etwas anders handhabt. Das wird aber vermutlich noch lange dauern, glaube ich.“

Auch eine sehr klare Position! Generell war es interessant, die Ansichten hinter dem doch dystopischen Album zu erfahren.

 

Als ich das Thema Hoffnung ansprach, warf Rupert folgendes ein: „Unser Album ist ja auch nicht gänzlich hoffnungslos. Es endet schließlich mit „Horizont in Flammen“ und der Song verbreitet im Refrain schon auch Hoffnung. Der Titel ist nicht so zu verstehen, dass der Horizont wirklich in Flammen steht. Es heißt: „…wir warten bis die Glut vergeht und bleiben hier zusammen und das Morgenrot verjagt die Nacht“. Also da gibt es schon Hoffnung. Das eben nach der dunkelsten längsten Nacht, natürlich metaphorisch gesehen, irgendwann wieder die Sonne aufgehen wird.“

So sprang der „Berufs-Pessimist“ doch auch noch für die Hoffnung in die Presche. Neben der dystopischen Grundstimmung ist klare Sozialkritik in den Texten der Band verbaut. Daher fragte ich: „War es von Anfang an klar, dass ihr ein polit/sozial-kritisches Album machen würdet?

„Ja, dass war relativ schnell klar. Letztenendes, wenn du auf deutsch singst, worüber willst du sonst singen? Man wird ja auch sehr schnell politisch. Wir hätten auch über Elfen und Zwerge singen können, aber da kennen wir uns nicht so gut aus. Das soll aber auch nicht abwertend gegenüber den Bands sein die es tun, ich finde das ja auch toll. Für uns war es einfach sehr schnell klar, dass es politisch werden wird.“ erklärte Gunnar.

Ich warf ein, dass das Album ja nicht durchgehend kritisch ist und mit zwei Tracks ja auch das Thema Liebe bespielt, woraufhin Rupert meine: „Gut, dass du das sagst! Ich finde die Liebe darf einfach nicht fehlen. Bei der Weltuntergangs-Thematik gehört die Liebe genauso dazu wie der Krieg. Die kann man nicht komplett ausklammern, sonst ist es emotional nur kalt, technisch und nur sozialkritisch. Also es ist nur gut, dass die Liebe in diesem Album auch noch zu Worte kommt!“

Nachdem wir nun schon auf einzelne Messages der Songs eingegangen waren, stellte ich zum Abschluss eine etwas größere Frage: „Die Songs haben einzeln klare Messages, aber habt ihr mit dem Album eine übergreifende Message an die Leute da draußen?

Zögerlich antwortete Gunnar: „Die Frage ist etwas wie die Frage: „Was kann man mit Musik erreichen?“. Die Zeiten in welchen Leute Songs gehört haben und dann auf die Straße gegangen sind und demonstriert haben sind vorbei, dass wissen wir. Aber ich glaube das, wenn da in Freiburg, oder Wien, irgendwer sitzt, das Album hört und sich denkt, dass da über Deutschland hinweg viele Leute sind die wie er denken und er sich nicht allein fühlt, dann ist das schon etwas. Dass ist das was man eben machen kann glaube ich. Mit der Musik dafür zu sorgen, dass sie sich nicht so alleine fühlen. Heutzutage gibt es viele Leute die wenige Kontakte haben und sich im Internet verlieren. Vielleicht kann man auch jene erreichen und ihnen das Gefühl geben nicht allein zu sein.“

„Ein schöner Ansatz!“ konnte ich dem nur noch hinzufügen und Rupert schloss sich der Aussage von Gunnar an. Durch das durch Gunnar angestoßene Thema plauderten wir drei noch kurz über Empathie in der heutigen Zeit bis unsere Interviewzeit vorüber war und wir uns noch einen guten Abend wünschten. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei Gunnar und Rupert für das schöne Interview und vor allem das feine Album bedanken, sowie euch „Universum25“ wärmstens empfehlen. Meine Rezension dazu findet ihr --> hier.