Madeline Juno “Zu Besuch” in Hamburg

Laura Fatteicher

Hamburg, 22.04.2024 – Am Montagabend sollte es tief emotional auf der Hamburger Reeperbahn werden, als Madeline Juno ihre mit Spannung erwartete „Tour zu Besuch 2024” in der Großen Freiheit 36 fortsetzte. Mit frischer Musik kehrt die talentierte Künstlerin zurück auf die Bühnen Deutschlands. Unterstützt wird sie dabei von den Support-Acts Revelle, PANTHA und NESS.

© Nordevents – NESS

Das Hamburger Publikum sollte an diesem Abend von NESS angeheizt werden. Die österreichische Popsängerin erlebte bereits einen kometenhaften Aufstieg in ihrer jungen Karriere. Mit beeindruckenden Erfolgen in den ersten Monaten hat die mittlerweile 19-Jährige bereits mehr als 10 Millionen Plays auf Streaming-Plattformen gesammelt und wurde jüngst für den Amadeus Austrian Music Award als „SongwriterIn des Jahres“ nominiert. In ihrer Musik verarbeitet sie vor allem persönliche Themen wie Mental-Health-Probleme, Bodyimage und ihre Erfahrungen als queere Person in einer komplexen Welt. Passender könnte ein Support-Act für Madeline Juno kaum sein, was sich auch am Publikum bemerkbar machte. Besonders die ersten Reihen sangen ihre Songs textsicher mit und im Laufe des Auftritts vergaß man fast, dass hier „nur“ der Support-Act auf der Bühne stand, so aufgeladen war die Stimmung. Nach ihrem halbstündigen Auftritt wurde NESS nur schweren Herzens und mit lauten Rufen nach einer Zugabe von der Bühne gehen gelassen. 

© Nordevents – Madeline Juno

Zwischen Depression und Glücksgefühlen

Gegen 21 Uhr setzte die Nebelmaschine ein und ein angenehmer Geruch nach Räucherstäbchen durchzog den Saal. Auf der Bühne erleuchteten einzelne Stehlampen und brachten mit den ausgelegten Orientteppichen fast schon eine Wohnzimmeratmosphäre in den Raum. Mit ihren neuen Songs “Sad Girl Shit” und “Lovesong” eröffnete Madeline Juno das Set und erntete damit großen Applaus. Schon beim ersten Ton spürte man die Energie, die sich von der Bühne über das Publikum verteilte – nicht zuletzt wegen der puren Authentizität der Berlinerin.

In ihren Songs zeigt sie eine bemerkenswerte Offenheit für Themen wie Beziehungsschmerz und persönliche Herausforderungen. Lieder wie „99 Probleme“ und „Sommer, Sonne, Depression“ reflektieren ihre persönlichen Erfahrungen mit Depressionen und werden vom Publikum enthusiastisch aufgenommen. Zwischen den Songs teilte sie persönliche Geschichten und Gedanken, die tief in ihr Innerstes blicken ließen. Madeline will Bewusstsein für diese Themen schaffen, die oft totgeschwiegen werden. Dabei nimmt ihre Musik eine fast schon therapeutische Rolle ein, denn nicht wenige Fans scheinen sich in den Depri-Songs und Liebeskummer-Hymnen wiederzufinden. Dass das verbindet, machte sich auch beim Konzert bemerkbar. Trotz melancholischer Textzeilen strahlte das Publikum nur so vor positiven Vibes. 

Statt die Studioaufnahmen eins zu eins zu umzusetzen, präsentierte die Band echte Live-Versionen mit deutlich veränderten Arrangements, unter anderem mit psychedelischen Gitarrensoli oder Jam-Sessions während einer Umziehpause. Maddy überraschte das Publikum sogar mit zwei brandneuen, unveröffentlichten Songs – für einen schnappte sie sich ihre Ukulele und rückte noch näher ans Publikum, indem sie am Bühnenrand Platz nahm. Nach eineinhalb Stunden und drei weiteren Zugaben verabschiedete sich die Band unter tosendem Applaus und freudigen Gesichtern von ihren Fans. Dieses Konzert war nicht nur musikalisch ein Highlight, sondern auch eine gelungene Gruppentherapie.

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