Die Ärzte: Wohnzimmerfeeling in der Basketball-Arena

Sascha Beckmann

Hamburg, 04.10.23 (Sascha Beckmann) – So langsam wird es Herbst in der Hansestadt. Uns so versuchen drei Berliner Herren, einen Vorgeschmack auf eben diesen zu geben. Es ist eine Oktobernacht in Hamburg und die selbst ernannte beste Band der Welt lädt zu einem fast schon privaten Konzert in die edel-optics.de Arena nach Hamburg-Wilhemsburg ein. Normalerweise füllen DIE ÄRZTE mühelos die Bahrenfelder Trabrennbahn mit 25000 Fans. Nun laden sie jedoch in die Sporthalle der Hamburger Basketballer der Towers – und es fühlt sich fast wie ein Wohnzimmerkonzert an. Obwohl die Halle aus allen Nähten platzt, denn die „Herbst des Lebens“-Tour war schon am ersten Tag des Ticketverkaufsstarts restlos ausverkauft.

Bei der Ankunft fällt auf, dass die Bühne vor dem geplanten Beginn um 20 Uhr von einem schwarzen Vorhang verhüllt ist. Eine Vorband dürfen wir also nicht erwarten. Pünktlich ertönt das Intro „Erinnerungen aus 41 Jahren“ aus den Lautsprechern, der Vorhang fällt und Bela, Farin und Rod stehen in den Startlöchern. Die Bühne sehr dunkel. Ohne große Worte zu verlieren, beginnen DIE ÄRZTE routiniert mit „Wer Verliert, Hat Schon Verloren“ von ihrer 2020er-Platte „Hell„. Und brechen damit direkt mit ihrem Lockruf, dass es „So wie früher!“ werden würde.

© Nordevents

Nach drei Songs in Folge unterbricht eine erste Ansage die Show. Farin erinnert das Publikum gut gelaunt an die Tatsache, dass man sich doch in einer Basketball-Halle befinde und man kürzlich Weltmeister geworden ist. Und diese Ansagen folgten nach fast jedem Song. Wer noch nie auf einem Konzert von DIE ÄRZTE war, mag sich an so einer, teils ewig langen Zwischenansage gestört fühlen. Die Anwesenden in der Halle machen aber deutlich, dass sie genau deswegen so zahlreich erschienen sind.

Egal ob DIE ÄRZTE neues Material oder alte Schinken präsentieren, das bunt gemischte Publikum nimmt alles mit frenetischem Jubel auf und präsentiert sich Song um Song extrem textsicher. Da stört es auch nicht, wenn sich Farin oder Bela B. nicht immer textsicher präsentieren. Was aber wohl Kalkül ist und zum Konzept gehört, und als wahrer Fan will man sowas auch sehen und hören.

Am Ende wird der Abend in Hamburg lang und länger. Das liegt nicht nur am Unterhaltungswert von Farin und Bela, sondern auch an der extrem langen Setlist: insgesamt 36 (!) Songs, sofern richtig mitgezählt, werden gespielt. Ein buntes Potpourri aus alten, ganz alten und neueren Songs, bei dem wirklich jeder Fan des Berliner Urgesteins auf seine Kosten kommt, machen den Abend perfekt.

Fazit des Abends:

Wer wenig Berührungspunkte mit DIE ÄRZTE hat und sich die Herren mal eben geben möchte, mag angesichts der wirklich vielen Unterbrechungen und Blödeleien vielleicht über- oder unterfordert sein. Der wahre Fan hingegen wird es genossen haben.

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